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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 1.1987
Seite: 62
(PDF, 35 MB)
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Krieg dauerte, umso geringer wurden die Lebensmittelrationen). Die Hüninger genossen
aber diesen Vorteil nicht allein; alle Einwohner der »Neutralen Zone«, ein Streifen
Land längs der Schweizer Grenze von Hüningen bis nach Lützel, hatten dieses Vorrecht
und, auf dem rechten Rheinufer, auch die Friedlinger. Ein elektrisch geladener, drei Meter
hoher Stacheldrahtzaun trennte die Neutrale Zone vom Elsaß und von der Markgrafschaft
. Weil in dieser Grenzzone die Versuchung zu desertieren groß war, durften Urlauber
sich nicht darin aufhalten; ihre Angehörigen mußten mit ihnen in einer Ortschaft
der Markgrafschaft (Weil, Lörrach) den Urlaub verbringen.

Ab 15. Februar 1916 hatte sich die Feldschlächterei der 8. Reservedivision im städtischen
Schlachthaus eingerichtet, wofür der Stadt eine Taxe bezahlt wurde. Der Betrieb
wurde vergrößert und mit einem Bretterzaun umgeben. Es wurden pro Tag bis zu 60 Tiere
geschlachtet. Das Lokal der Guttempler (Abbatuccistraße Nr. 25) wurde als Soldatenheim
benutzt.

Im Dezember 1916 wurde eine Sammlung von Metallen und Kautschuk, die infolge
der Blockade und des großen Verbrauchs durch die Kriegsindustrie immer mehr zu
Mangelware wurden, durchgeführt. Im Januar 1917 bewilligte der Gemeinderat 500
Mark für die Bildung einer »Jugendwehr«, einer Organisation für die vormilitärische
Ausbildung der künftigen Rekruten.

Im November 1918 herrschte revolutionäre Stimmung im Lande. Die besiegten Deutschen
übten keine Autorität mehr aus, und eine französische Verwaltung gab es noch
nicht. Am 17. November wurde zum Aufrechterhalten der Ordnung eine Miliz gebildet.
Am 11. November war das sehnsüchtig erwartete Ereignis eingetreten: der Waffenstillstand
setzte dem vierjährigen Krieg ein Ende. In langen Kolonnen zogen die deutschen
Truppen über die Eisenbahnbrücke ins Badische. Und über dieselbe Brücke kehrten die
Elsässer, die in der deutschen Armee gedient hatten, in ihre Heimat zurück. Am 21. November
zogen französische Truppen in die ehemalige, durch ihre Belagerungen berühmte
Festung ein. Ein großes Schauspiel; die ganze 154. Division war dabei, Infanterie,
Kavallerie und Artillerie.

Nach dem Ersten Weltkrieg

Nach dem Ersten Weltkrieg vollzogen sich im wieder französich gewordenen Hüningen
bedeutende Veränderungen. Die Uhren- und Zigarrenfabriken verschwanden. Die
kleine Metallindustrie hielt ihren Einzug (Herstellung von ölöfen, von Erzeugnissen
aus Blei, von Kinderwagen). Die chemische Industrie gewann an Bedeutung; Durand-
Huguenin wurde vergrößert, Geigy baute eine kleine Filiale an der Baslerstraße. Die
Textilindustrie vermehrte sich um ein Großunternehmen: die Societe Alsacienne de
Teinture (SAT), eine Seidenfärberei, die von Gillet-Lyon im Verein mit Schweizer Industriellen
1923 gegründet wurde und 500 Arbeiter beschäftigen konnte.

In der Zeit zwischen den zwei Weltkriegen wurde zum ersten Mal aus öffentlichen
Mitteln ein neues Wohnquartier außerhalb des früheren Festungswalles angelegt. Es ist
die von 1928 bis 1931 an der Straße nach Saint-Louis im Westen des Hüninger Kanals erstellte
Siedlung, die den Namen »Office« oder auch »Cite Jardins« trägt. Es handelt sich
um insgesamt 82 Wohnungen und zwei Geschäftsräume.

Ab 1930 waren die Jahre gekennzeichnet durch Arbeitslosigkeit und durch einen Stillstand
in der Entwicklung, weil sich an der bedrohten Grenze keine neue Industrie ansiedeln
wollte. 1937 war die Eisenbahnbrücke über den Rhein abgebrochen worden, und
bald darauf begann an beiden Stromufern der Bau von Bunkern.

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