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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 1.1987
Seite: 82
(PDF, 35 MB)
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achtziger Jahre etwas über vierzig Prozent, sank dann infolge der Zunahme der Bayern
und Preußen ab, stellte aber stets ein gutes Drittel. Die Württemberger, die zweitwichtigste
Gruppe, wandten sich bevorzugt nach Zürich und in die Ostschweiz.« (S. 575f.)

Weiter ist bei Klaus Urner zu lesen, wobei bedacht werden muß, daß rund zwei Drittel
der Deutschen Basels Badenser waren (Willy Pfister S. 113): »In keinem anderen Kanton
haben die Reichsbürger die Bevölkerungsstruktur derart beeinflußt wie in Basel-
Stadt. Schon um die Mitte des 19. Jahrhunderts war hier jeder Vierte ein Ausländer gewesen
. In den Jahren 1880 bis 1914 besaß sogar jeder Dritte die deutsche Staatsangehörigkeit
. Beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges hatte die Ausländerquote mit insgesamt
38 % ihren Höhepunkt erreicht. ... Von 1910 bis 1941 wurden über 21 000 Deutsche naturalisiert
; hinzu kommen noch rund fünftausend Einbürgerungen durch die Heirat
deutscher Mädchen mit Schweizern« (S. 581 f.). Zum Abschluß einige weitere Zahlen:
anno 1900 lebten in der Stadt Basel 31'695 Deutsche - darunter 20'501 Badenser - und
u.a. 26'919 Stadtbürger. Zeitweise war das Kleinbasel zu zwei Dritteln von Deutschen
bewohnt (Pfister S. 113). Der Exodus deutscher Wehrpflichtiger 1914, die Option der
Elsässer für Frankreich nach dem Versailler Vertrag und die erwähnten weiteren Einbürgerungen
- im 19. Jahrhundert waren es schon 9'362, darunter 81 % Deutsche (ohne die
Elsässer) und 45 % Badenser - ließen diese Zahlen schmelzen. Anläßlich der Volkszählung
von 1980 besaßen noch 2,6 % der Kantonseinwohner einen deutschen (BRD) Paß.
Eine Aufschlüsselung nach Bundesländern ist seit der 1934 erfolgten Abschaffung der
Landesstaatsangehörigkeit zugunsten der Reichsstaatsangehörigkeit nicht mehr möglich
.

Die Bereitschaft der Deutschen, sich in Basel einbürgern zu lassen, war vor 1914 offensichtlich
geringer als nachher. Trotzdem hat das beachtliche deutsche Substrat keine
nennenswerte Anfälligkeit der Bevölkerung für den Nationalsozialismus bewirkt. Bewirkte
es, von der Bevökerungszunahme abgesehen, überhaupt etwas? Oder glückte die
Assimilierung, verstärkt durch eine Tabuierung als Folge des Dritten Reiches, so gut,
daß es nach zwei Generationen nicht mehr sichtbar war? Die Fragen müssen noch offen
bleiben. Und doch eine ketzerische Vermutung vorweg: wie weit die Basler Fasnacht -
die Beteiligung an ihr gilt für viele Zugezogene als erste Assimilationshürde - erst durch
süddeutsch-katholischen Einfluß in der Zeit von 1850 bis 1930 ihre gegenwärtige Bedeutung
erhielt, wäre noch zu untersuchen.

2. Markgräfler in Rieben und Bettingen

Bekanntlich brachte erst das 19. Jahrhundert eine qualifizierten Ansprüchen genügende
Statistik. Sie unterscheidet in der Region die Deutschen zwar nach Herkunftsländern,
nicht aber nach historisch relevanten Kategorien. Deswegen kann der Anteil der Markgräfler
an den Badensern der Schweiz oder Basels nicht einfach abgelesen werden. Zwei
weitere Faktoren komplizieren zusätzlich die Situation: die Grenzen der Ämter beziehungsweise
Kreise und der Gemeinden im deutschen Bereich der Regio erfuhren in den
letzten 175 Jahren vielfach Veränderungen, während im schweizerischen Bereich im gegebenen
Zusammenhang lediglich die Trennung der beiden Basel (1833) und die Eingemeindung
Kleinhüningens nach Basel (1908) zu nennen sind. Im weiteren blieb in der
Eidgenossenschaft bis heute das Prinzip des Orts- oder Gemeindebürgerrechts erhalten,
während sich in Baden schon früh im staatlichen Bereich der Typus der reinen Einwohnergemeinde
durchsetzte.

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