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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 1.1987
Seite: 83
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-01/0085
Von den 1379 Einwohnern Riehens im Jahr 1837 waren 65 Prozent Ortsbürger, sechs
Prozent übrige Kantonsbürger, 18 Prozent übrige Schweizer und elf Prozent Ausländer.
Die Zahl der Ortsbürger sank bis 1960 auf 15 Prozent, die der Ausländer erreichte 1900
31 Prozent. Von 1800 bis 1899 fanden 56 Einbürgerungen statt, von 1900 bis 1945 593
und von 1946 bis 1979 1436, der Anteil der Deutschen betrug in der ersten Periode 63
Prozent, in der zweiten 56 und in der dritten 16 Prozent. Aber wie schon gesagt: der
Markgräfleranteil läßt sich nicht messen. Zudem basieren Volkszählungen bekanntlich
auf der gerade ortsanwesenden Bevölkerung, und die zitierte Einbürgerungsstatistik
wertet die Aufnahme eines einzelnen gleich wie diejenige einer ganzen Familie. Andere
Wege führen eher zu brauchbaren Resultaten: definiert man eine alte Ortsfamilie so, daß
ihre Einbürgerung mindestens hundert Jahre zurückliegen und mindestens ein lebender
Vertreter noch vorhanden sein muß, so konnte man in Riehen 1980 41 derartige Geschlechter
zählen. Elf von ihnen stammen aus dem übrigen Gebiet Basels, neun aus der
übrigen Schweiz und weitere neun erscheinen ohne Herkunftsangabe. Ursprünglich badisch
sind acht - davon sechs markgräfisch - und anderweitig deutsch drei, eines kam aus
dem Elsaß. Diese knapp fünfzehnprozentige Erbmasse aus dem Herrschaftsgebiet Röt-
teln-Sausenberg-Badenweiler verringert sich noch, wenn der unterschiedliche Personenbestand
der einzelnen Sippenverbände mitberücksichtigt wird.

Die Folgerung, daß es mit dem Markgräfler Einfluß in den Basler Landgemeinden
nicht weit her sein könne, ist trotzdem voreilig. Zunächst zwar ist wohl zu beachten, daß
die Grenze immer einschneidend wirkte. Wegzug und Heirat in einen anderen Herrschaftsbereich
waren mit Umständen und Kosten verbunden, während das Bleiben im
eigenen Dorf oder wenigstens im eigenen Territorium den erwünschten und selbstverständlichen
Fall bildete. Oft holte sich nur der eine auswärtige Braut, welcher zu Hause,
vielleicht weil er zu arm war, keine fand. Wirtschaftlich ging es den Markgräflern nicht
wesentlich schlechter als den Riehenern, arme Verlobte stammten darum kaum aus ihrem
Land, sondern eher aus dem Bereich Hochschwarzwald, Dinkelberg und Hotzen-
wald, also aus ehemals vorderösterreichischem Gebiet. Hier trat zur sozialen Diskriminierung
noch die konfessionelle. Diese Heiraten über den staatlichen und kirchlichen
Graben erfolgten in relevanter Zahl aber erst ab ungefähr 1830 und standen damit bereits
im Zeichen der Industrialisierung und des durch sie mitbedingten Säkularismus.

Ein anderes, im Zusammenhang mit den Basler Landgemeinden und dem Markgräf-
lerland wichtiges bevölkerungspolitisches Ereignis bestand im wiederholten Aufenthalt
von Flüchtlingen im schweizerischen Grenzzipfel. Karl Seith hat eine Liste der Vertrie-
benentaufen in Riehen für die Zeit des Dreißigjährigen Krieges publiziert. Nun wichen
aber auch in späteren Kriegen Nachbarn in die Schweiz aus. Darüber hegen für den gegebenen
Zusammenhang noch keine Untersuchungen vor. Doch sind immer wieder einzelne
und Familien im Zufluchtsort hängengeblieben.

Eine unvollständige Liste der in Riehen und Bettingen bis um die letzte Jahrhundertwende
eingebürgerten Markgräfler Familien ergibt folgendes Bild:
O Friedrich Brunner (1803-1861) von Tumringen wurde 1835 Bürger zu Riehen. Ein
Jahr darauf heiratete er Catharina Sieglin (1806-1856). Die Familie Sieglin erscheint in
Riehen-Bettingen sowohl autochthon als auch Markgräfler Ursprungs. Die heute in
Bettingen blühende Familie Brunner stammt aus Hertingen und wurde 1908 naturalisiert
.

O Ernst Friedrich Dannacher (1863-1949), Steinbruchbesitzer, Fuhrhalter und Wirt
zur Waage, kam aus Eimeidingen (OSB 360) und erwarb sich 1905 das Riehener Bürgerrecht
.

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