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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 1.1987
Seite: 96
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Am 3. September 1892 muß dann der Umzug beendet gewesen sein, denn einen Tag
später schreibt Burckhardt an seinen Freund Robert Grüninger: »Laßt mich nur erst verschnaufen
! noch der gestrige Tag ist mit lauter Confusion dahingegangen, doch sind wir
so weit fertig daß jetzt Alles gab wie bei mir unter Dach und Fach ist!«6-1

Schon Anfang August hatte Burckhardts Schwester auch die Perpetua (Haushälterin)
gefunden, nämlich die aus Grenzach stammende und damals schon in Basel wohnhafte
Wilhelmina Luisa Fittig. Diese Frau wurde am 9. Juli 1837 in Grenzach geboren, so daß
sie also bei Antritt der Stelle 55 Jahre alt gewesen ist. Ihre Eltern waren der Schneidermeister
Johann Friedrich Fittig und Anna Margaretha geb. Manhart aus Trüllikon im
Kanton Zürich7'.

Diese stämmige Frau (Abb. 1) wird in Burckhardts Briefen stets als »Mina« oder »Perpetua
« bezeichnet. Die letztere Benennung hat Jacob Burckhardt wohl aus dem von ihm
sehr geschätzten Roman »I Promessi Sposi« (»Die Verlobten«) von Alessandro Manzoni
(1785 - 1873) übernommen. Dort wird die gleichnamige Haushälterin des Don Abbon-
dio als »eine getreue, ihm zugetane Magd« charakterisiert, »die nach Gelegenheit zu gehorchen
und zu gebieten, und nicht minder zur rechten Zeit verstand, das Gebrumme
und die Grillen des Gebieters zu erdulden, als ihn die ihrigen erdulden zu lassen...«8'.

Auch Mina konnte nicht nur »gehorchen«, sondern wohl auch »gebieten«, denn am
9. Dezember 1895 beendete Burckhardt einen Brief an Robert Grüninger mit folgender
Bemerkung: »Jetzt ist es aber hohe Zeit zu schließen, sonst wird meine Padrona ungeduldig
, und das ist kein Spaß«9'.

Doch sonst ist Burckhardt außerordentlich zufrieden mit seiner Perpetua, denn nicht
einmal drei Wochen nach ihrer Einstellung schreibt er an seine 16 Jahre jüngere Schwester
Hanna Veillon - Burckhardt: »Rudolf wird Dir schon berichtet haben wie mich Mina
nährt und bedient. Ich fühle mich zum erstenmal in meinem Leben als einen rechten
Herrn und nicht mehr als einen nur nebenbei bedienten Logirer... Dieser Tage habe ich
auch eine große Quantität Tyroler eingethan, da ja auch Mina ihr Theil von meinem
Wein bekommt... Zum Nützlichsten was ich neu eingeführt habe, gehört ohne Zweifel
daß ich mich für meine Person Abends auf eine Suppe beschränke, welche Mina auf zehnerlei
Weisen zu kochen versteht. Ganz nach Deiner Anweisung ist dafür gesorgt, daß
sie draußen für sich Anderes zu essen hat und satt wird«10'. Die Schwester hatte sich also
vorsorglich darum gekümmert, daß Mina sich nicht mit dem kärglichen Abendessen
Burckhardts zufrieden geben mußte.

In einem Brief vom 26. Dezember 1892 berichtet Jacob Burckhardt dann Friedrich
von Preen zwar von einer in den letzten Jahren fühlbaren »Abnahme der Arbeitskraft«,
aber gleichzeitig betont er auch, daß ihm seine neue Wohnung sowie »die Fürsorge und
Kochkunst der Perpetua« wieder »neue Courage« gegeben hätten11'. Und in einem Brief
an Frau Rosina Grüninger-Bischoff bemerkt er am 11. Februar 1893, daß schöne Photographien
jetzt fast sein »einziges Wohlleben« seien. »Immer mit Ausnahme von Mina's
Küche!« Und am anderen Tag erwähnt er humorvoll in demselben Brief, daß sein Ansehen
bei den Leuten seit seinem Wohnungswechsel gestiegen sei: »Uberhaupt werde ich
allmälig inne wie ich in der Achtung verschiedener Leute steige, seit ich aus meinem Verließ
in der Dalben fort bin. Ein Gutes aber hatte die alte Wohnung: herumziehende Literaten
und Strolche verschätzten mich, wenn sie das Haus sahen und dachten, bei mir sei
nichts zu holen«12'. (Dalben = Basler Bezeichnung für St. Alban).

Doch auch die beste Fürsorge konnte nicht verhindern, daß sein Gesundheitszustand
langsam immer schlechter wurde. In einem Brief an Heinrich von Geymüller vom
13. April 1893 berichtet der nun bald Fünfundsiebzigjährige von einer »schmerzlichen
Ischias« und »von einem noch bedenklichem Asthma« und fährt dann fort: »Der Doctor

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