Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 1.1987
Seite: 100
(PDF, 35 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-01/0102
Wie stand Burckhardt nun dem immer näherkommenden Tode gegenüber? Schon am
8. Mai 1891 hat er Heinrich von Geymüller geschrieben: »Das Hinscheiden hat für mich
zwar nicht die Hoffnungen womit Sie, lieber Herr und Freund, erfüllt sind, aber ich sehe
demselben doch ohne Furcht und Grauen entgegen, und hoffe auf das Unverdiente«39).
Dieses Gefaßtsein hängt sicher mit seinem Vergänglichkeitsgefühl zusammen, das vor
allem durch den frühen Tod seiner Mutter entstanden ist. So spricht er am 29. August
1896 in einem Brief an Otto Markwart »von der allgemeinen Hinfälligkeit des Irdischen
. .., von welcher ich meinestheils schon zwölfjährig eine merkwürdig deutliche und
bleibende Ahnung erhielt als meine Mutter starb. Seither bin ich das Gefühl von dem
Unsichern und Provisorischen aller Dinge nie mehr recht los geworden«40). In seinen in
der 3. Person verfaßten und für die Beerdigungsfeier bestimmten autobiographischen
Aufzeichnungen betont Burckhardt dann wieder, daß die Idee »von der Hinfälligkeit
und Unsicherheit alles Irdischen« nicht aus einer Anlage der Natur, sondern durch den
Tod der Mutter entstanden sei, »bei einer sonst zur Heiterkeit angelegten Gemütsart,
wahrscheinlich einem Erbe seiner seligen Mutter«41).

Während seit 1896 Burckhardts Kräfte ständig abnahmen, befand sich zum Glück seine
»getreue Mina« gesundheitlich »ganz wohl auf«, wie es in einem Brief an seine Schwester
heißt42).

So konnte sie dem Todkranken auch noch das letzte Lebensjahr erleichtern. Ende
März oder Anfang April 1897 war sein Zustand allerdings so schlecht, daß sein Neffe
und Arzt Dr. Rudolf Oeri einen Wächter namens Melchior Surbeck-Scherrer kommen
Heß, der auf ihn und Mina »einen sehr guten Eindruck gemacht« hat43). Da dieser Wächter
1889 auch schon Burckhardts Bruder Gottlieb vor seinem Tode gepflegt hatte, wußte
der Todkranke nun, daß die letzte Phase seines Leidens angebrochen war. So spricht er
denn auch in einem Brief vom 3. Juli 1897 an seinen Großneffen, den Maler Carl Len-
dorff, von der Zeit seines »nicht mehr weit entfernten Endes«44). Am 5. August 1897
kann Jacob Burckhardt einen Brief seines vertrautesten Freundes Robert Grüninger »bei
großer Ermattung nur mit ein paar Worten Dank« erwidern. »Denn das Hauptzeichen
meines Daseins ist: müde! müde, müde!...«45). Drei Tage später, am 8. August 1897, ist
Jacob Burckhardt dann im Alter von 79 Jahren in seinem Lehnstuhl am Fenster gestorben
.

Bei der Beerdigungsfeier am 11. August in der Elisabethenkirche gedachte der Geistliche
, Antistes Arnold von Salis, auch seiner treusorgenden Perpetua mit folgenden Worten
, die nach Kaegi vielleicht von Jacob Oeri stammen: »So verlebte er unter der Pflege
seiner treuen Dienerin, welche gleichfalls die ganze Liebenswürdigkeit seines Wesens erfahren
durfte, vier und ein halbes Jahr in leidlichem Wohlsein, das er mit freudigem
Dank anerkannte«46). Diese Dankbarkeit Jaob Burckhardts zeigte sich dann auch in einer
testamentarischen Verfügung, worin er seiner Mina für jedes der bei ihm verbrachten
Jahre tausend Franken verschrieb, was damals eine Summe von beträchtlichem Wert er-
gab47>.

Den eigens für diesen Aufsatz vorgenommenen Nachforschungen von Herrn Dr. Max
Burckhardt, Basel, verdanke ich die Möglichkeit, Minna Fittigs Leben noch abschließend
skizzieren zu können.

Nach Ausweis der Basler Adressbücher wechselte die beim Tode Jacob Burckhardts
sechzigjährige Frau in den folgenden Jahren häufig ihre Wohnung, wobei sich ihr letztes
Basler Domizil am Riehenring 6 befand.

Am 25. August 1911 verstarb Minna Fittig dann im Alter von 74 Jahren in Riehen,
woraus Dr. Max Burckhardt wohl zu Recht schließt, daß sie zuletzt im dortigen Diakonissenspital
gepflegt wurde.

100


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-01/0102