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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 1.1987
Seite: 104
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-01/0106
Auf Spurensuche
Die Glasmacher und ihre Hütten im Südschwarzwald
und Markgräflerland (12. Jh. bis etwa 1680)

Albrecht Schlageter

Seit dem 13. Jahrhundert ist die Glasproduktion im Schwarzwald sicher bezeugt.
Gleichwohl überzieht gerade diesen nicht unbedeutenden Wirtschaftszweig ein tiefer
Schleier, so daß wir bis zur Schwelle des 17. Jhs. mehr oder weniger nur auf meist vage
Hinweise, überwiegend auf Flur- und Ortsnamen angewiesen sind, deren früheste Erwähnung
immerhin eine ungefähre zeitliche Zuweisung ermöglicht. So nimmt es eigentlich
nicht wunder, daß dem Schwarzwald und im besonderen seinem südlichen Teil trotz
der mindestens dreißig Glashütten vor 1650 gegenüber den besser bekannten »klassischen
« Glashüttenprovinzen des Bayerischen und Böhmer Waldes, des Fichtelgebirges,
des südlichen Schlesien oder des Thüringer Waldes nicht der Stellenwert eingeräumt
wird, den er eigentlich verdient. Den Schleier des Geheimnisses an einigen Stellen zu lüften
, ist ein AnHegen dieses Beitrags.

Für die alte Glasindustrie gilt allgemein, daß durch die verhältnismäßig große Abgeschiedenheit
der alten Glashütten im Waldgebirge, ihre vom gewaltigen Holzverbrauch
vorgezeichnete kurzlebige Ortsgebundenheit und relative Mobilität und überdies durch
die zunächst zahlenmäßig geringe Stärke der Glashüttengemeinschaft weniger Nachrichten
auf unsere Tage gekommen sind, als dies etwa in Berufszweigen, die sich in den
Städten konzentrierten und z. B. in Zünften organisiert waren, der Fall ist.

Einige Gelegenheitsfunde in verschiedenen Archiven, vor allem im Generallandesarchiv
in Karlsruhe, veranlassen mich, das bisher Bekannte zu ergänzen und zu versuchen,
das Netz der vielfältigen Beziehungen der Glashütten untereinander und zu anderen Gegenden
sichtbar zu machen, was allerdings in der Zeit vor 1500 kaum gelingt, nicht zuletzt
deshalb, weil die einzelnen Träger des Gewerbes meist undifferenziert 'Glaser' geheißen
werden und erst danach spezifische Familiennamen wie z. B. Greiner, Maler,
Schirer usw. tragen. Leider steht eine systematische Untersuchung der alten Hüttenstandorte
durch die Archäologie, die nach Art der Glasreste wertvolle Ergänzungen zur
Produktion und Qualität wie auch zur ungefähren Datierung erbringen könnte, noch
aus.

Man nimmt an, daß nach dem sowohl qualitativen als auch quantitativen Niedergang
der Glasherstellung seit dem Ausgang der Antike wiederbelebende Impulse im Mittelalter
zunächst von den Klöstern ausstrahlten. Auf sie scheinen die älteren sogenannten
Waldhütten zurückzugehen. Nicht nur der Eigenbedarf etwa für Kirchenfenster, Reliquiengefäße
, Paternoster-Perlen usf., sondern auch die hier gepflegte Uberlieferung
schriftlicher Zeugnisse der Antike waren diesem Neuansatz ebenso förderlich, wie die
oft gesuchte Weltabgeschiedenheit der Klöster in den Waldgegenden mit der dort durch
den Holzreichtum gegebenen materiellen Voraussetzung für die Glasherstellung (Pottasche
)^. Das Aufblühen städtischer Gemeinwesen hat dann seit dem 13. Jh. mit der sich
in der Folgezeit immer stärker herausbildenden bürgerlichen Kultur den Glasbedarf für
Gebrauchsgegenstände einerseits und für Fenster andererseits so erhöht, daß sowohl die
Zahl der Glashütten als auch deren Belegschaft und ihre berufliche Ausdifferenzierung

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