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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 1.1987
Seite: 121
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-01/0123
- Glasbütten in der Ammannei Schönau

An frühere Glashütten im oberen Wiesental erinnern die Flurnamen Glashüttenmoos
am Segalenkopf bei Geschwend und Glashütte in dem schon seit altem zu Schönenberg
gehörenden Wildböllental. Während über eine Hütte beim Segalenkopf keine alten
Nachrichten auffindbar waren, bietet ein Berain von 1607 einen Ansatzpunkt für die
Hütte im Wildböllental: dort ist der Weg angesprochen, »der in die Glashütte führt. «38)
Da ein solcher Verweis im älteren Berain 1536 noch fehlt und zudem bei der Verglasung
des Schönauer Ammanneigebäudes 1574 die Glashütte am Rohrberg (Vogtei Zell) einbezogen
wurde, ist die Erstellung der Hütte im Wildböllental etwa in die Zeit zwischen
1580 und 1600 anzusetzen. Die Hütte am Segalenkopf mag ihre Vorgängerin gewesen
sein. Voraussetzung für einen Glashüttenbetrieb im Schönauer Tal war natürlich der
Niedergang des Bergbaus, der früher den zusätzlichen Holzverbrauch durch Glashütten
angesichts des gewaltigen Eigenbedarfs für die Schmelzhütten im Tal nicht geduldet hätte
.

- Die Glashütten in der Vogtei Zell (Wiesental)

Mit der Vogtei Zell betreten wir einen Bereich, der noch halbwegs zur Randlage des
Gebirges gerechnet werden kann. Hier hatten das Kloster Säckingen und mit ihm die
Stiftsmeier, nämlich die Herren von Stein und später die Herren von Schönau, Besitz
und Rechte. Es war das wald- und wasserreiche Granitmassiv des »Höchen Ror«, des
Rohrenkopfes, in dessen Flanken sich die Glasmacher festsetzten. Ungewiß bleibt, ob
bereits im 14. Jh. hier Glas erzeugt worden ist. Immerhin werden bei einer Stiftung Ritter
Heinrichs von Stein 1321 unter den Leuten aus dem Raum Zell auch Konrad und Bur-
chin Schirer aufgeführt, d. h. Träger von Namen, die nachweislich besonders nach 1500
die Arbeit der Glasofenheizer ansprechen.39^ Der früher nicht zu Riedichen über Atzen-
bach, sondern zu Rohrberg zählende kleine Weiler Hütten bzw. Gallishütte wurde bisher
als sehr alter Hüttenplatz betrachtet. Doch die darauf bezogenen Säckinger Urkunden
von 1396 und 1409 betreffen eindeutig den Ort Hütten auf dem Wehrberg (s.u.)40)

Einen sicheren Nachweis für die Glasmacher der Vogtei bringt nun das Verzeichnis
der 1472 und kurz danach in Basel veranstalteten Lotterie des »Glückshafens«. Als Teilnehmer
stehen dort u. a. aufgeführt: Christa(n), der Glaser von Zell, seine Frau Ennelin
und die Söhne Jacob und Elsi (sie!), sowie die Töchter Ennelin, Clara und Cathrin. Fast
zum gleichen Zeitpunkt wurde eine weitere Glaserfamilie notiert, nämlich »Ludwig
Glaser uß dem Fliegenbach«, dessen Frau Ennely, Sohn Hans und Tochter Barbara.41)
Nun eilt beim Weiler Rohrberg der Fliegetenbach zum Angenbach hinab, das sich über
dem Angenbach erstreckende Waldstück heißt Fliegeten. Eine Bannbeschreibung von
1572 zeigt die ältere Sprachform »auff dem fliegenden Eck«.42) Die Zuweisung Ludwig
Glasers in den Rohrberger Bereich bleibt aber nicht nur wegen der unsicheren Gleichung
Fliegenbach/Fliegetenbach fraglich. Im württembergischen Schurwald zwischen Vils
und Rems werden nämlich drei Glashütten beim Baiereck genannt. Die oberste ist 1465/
66 bezeugt, die mittlere 1477 »beim Fliegenhof«. Nach ihrem Untergang wird 1524 vom
»Fliegenbach« gesprochen, »darauf etwan die mittel glashütt gestanden. «43^ Vermutlich
nannte sich Ludwig Glaser wie einst Kunrat Glaser von Guggisberg noch nach seiner alten
Wirkungsstätte und war 1472 erst seit kurzem im Großraum von Basel tätig, weswegen
neben dem Zeller Raum auch Kandern als Ludwigs neues Betätigungsfeld nicht auszuschließen
ist. Es sei noch angemerkt, daß in den Glashütten am Baiereck die nachmals
in unserem Raum so bedeutende Glasmachersippe Greiner 1504 erstmals auftaucht,

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