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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 1.1987
Seite: 123
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-01/0125
Es handelte sich um die Tongruben bei Kandern. Die Glashütten produzierten daher nebenher
zum Teil auch irdene Ware, wie dies z. B. für Blasiwald 1614 direkt bezeugt ist.47'
1574 lieferte die Glashütte »von Rohrberg« fürs Schönauer Ammanneigebäude »1 000
Schiben«, wofür vier gülden, drei Schilling und vier Pfennig verlangt wurden.48) Die
Hütte bestand wohl noch bis in die 1620er Jahre, denn die Glaser aus dem Zellischen bemühten
sich damals um einen Hüttenplatz bei Hasel in der Markgrafschaft (s.u.).

- Die Glashütte bei Kandern

Bei der Frage, wann die Glashütte bei Kandern errichtet wurde, sind wir auf Indizien
angewiesen. So stiftet 1538 der »alte und schwache« Schliengener Pfarrer »Hanns der
Glaser von Khannder« eine Jahrzeit.49) Der um 1470 Geborene dürfte seine Jugend als
Glasersohn bei Kandern verbracht haben. Der oben erwähnte Meister Ludwig Glaser
aus der württembergischen Hütte am Fliegenbach, der sich 1473 im Raum Basel aufhielt,
könnte hier für eine neue Glashütte in Betracht kommen. Ferner stand der Basler Großkaufmann
Ulrich Meltinger 1481 mit dem Schirer (!) Johann von Lindenfels in geschäftlicher
Verbindung.

Aus Meltingers knappen Angaben in seinem Handlungsbuch ist zu entnehmen, daß der
Schirer 30 Pfund Blei bezogen, anderseits »fyl schyben glaß« geliefert hatte.50) Lindenfels
war Meister Ludwigs Landsmann und stammte aus dem württembergischen Calw.
Bei seiner Teilnahme am Basler Glückshafen 1472/73 war er noch »lapicida«, d. h. Steinhauer
, Steinmetz;51' also hatte er danach seinen Beruf gewechselt, war, wie ich jetzt annehmen
möchte, zur neuen Glashütte bei Kandern gestoßen und hatte sich in den ersten
Jahren nicht nur als Schirer, sondern auch bei Einkauf und Verkauf für die Hütte beteiligt
. Vermutlich nahm also Kanderns Glashütte kurz vor 1480 ihre Tätigkeit auf.

Eindeutige Zeugnisse liegen nun zum Jahr 1504 vor und erhellen den beträchtlichen
Umfang der damaligen Glasmachergemeinde bei Kandern. Wiederum zog das verlok-
kende Glücksspiel zahlreiche meist Bessergestellte magisch in seinen Bann, diesmal an
die Limmat nach Zürich. Wie zuvor in Basel häk der Glückshafenrodel die Glückspilger
fest, unter ihnen auch einige Einwohner aus Kandern, die fast ausnahmslos der Glashütte
zugehörten. Als Lokalität wird weniger der Ort Kandern selbst, vielmehr der »Kan-
derwald« angegeben: »vom Kannderwald in der Glashütten im Markgrafenland von
Röttelen«. 32lAls Kanderwald galten früh die Bereiche westlich der Scheideck. Schon das
Weitenauer Urbar beschreibt 1344 die westliche Banngrenze der Probstei: »von der
Reiffhaldun aber denne der schneschleipfi na untz an die landlüte, daz ist der Kandur-
walt.«33' Es betraf also genau jenes Waldgebiet, worin der nachmalige Glashüttenhof bis
zu den Umbauten 1984 bestanden hat, und die Erdbewegungen förderten dort auch
zahlreiche Glasfunde zu Tage.

Folgende Personen zählten 1504 zur Kanderer Glashüttengemeinde:
-Frene Schwartzin vom Kannderwald in der Glashütten
-Cunrat Schirer in der Glashütten im Kannderwald
-Margreth Glaserin von Kannder

-Jungbatt (Beatus) Schürer im Kannderwald in der Glashütten im Marggrafenland von
Röttelen

-Küngolt, Clewi Glasers von Canndern in der Marggrafschaft von Röttelen
land tochter

-Jung Marty Glaser in des Markgrafen von Röttelen land
-Hans Scherer von Ballbrunn, der Glastreger zu Kander

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