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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 1.1987
Seite: 127
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-01/0129
Die Randlage dieser Glashütte am Bach zwischen den beiden Waldzonen gestattete
wohl mit markgräflicher Erlaubnis die Nutzung beider Seiten und ermöglichte daher
auch die alternative Bezeichnung »Glashütte zu Rottein«, wie sie im Züricher Glückshafenrodel
1504 erstmals erscheint. Anders als Kanderns Glasmacher, unternahmen die
Hägelberger ihre vermeintliche Glücksfahrt nach Zürich gemeinsam und erscheinen daher
mit einer Ausnahme en bloc registriert:
Michel Glaser, Cordati Maler, Margret Glaserin,
Mathis Glaser, Claus Schirer, Elßi Glaserin
Anna Malerin, Cleinhans Glaser, Hans Giger der Glaser
Margreth Malerin, Anna Kirchheim, Damian Schreiber
Als Nachzügler ferner: Cuntz Glaser uß der glashütten von Rottelen.«66)

Die Organisation dieser Glashütte läßt sich beispielhaft für jene Zeit an den Namen
ablesen: da treten neben die Glaser als den Glasbläsern die Schirer als die Glasofenheizer,
die Maler als die Verzierer der Ware, vielleicht auch des irdenen Geschirrs, der Schriber
als der Buchführer angesichts des gewachsenen Absatzvolumens. Möglicherweise war
der Hüttmeister aber der auf dem 2,5 km entfernt gelegenen Wollbacher Rüttihof wohnende
Meister Christian der Glaser, der auch die Kanderer Hütte geleitet haben mag.
Holzfäller und Aschenbrenner müssen wir noch hinzudenken, sowie die Sandpocher
und schließlich die Glasträger.

Mit fünfzig Tagwan war der Hüttenplatz nicht halb so groß wie der Rohrberger 1568,
doch war die Lebensmittelversorgung im Vorland Basels ungemein günstiger als im
Schwarzwald. Das frühe Ende der Hägelberger Hütte vor 1571 wurde bereits gestreift.
1573 sind aber in Hägelberg noch Bath Glaser und Michel Glaser, 1591 eine Margreth
Glaser genannt. Ob der 1591 in Steinen bezeugte Glaser Hiltprand Werishofer noch mit
den damals tätigen Hütten (Weitenau? Wambach) zu tun hatte, ist nicht zu entscheiden
.6^

Aus Unterlagen St. Blasiens geht hervor, daß 1506 über das Projekt einer Glashütte
auf dem Boden der Propstei Weitenau entschieden wurde. Abt Jörg (1493- 1519) erlaubte
am 4. Juli dem Michael Glaser »In Brobstey Witnouw Weiden, genant In Reiffhalden,
ein Glashuetten uff zurichten.« Als Jahreszins wurden drei Pfund bestimmt.68' Heute erstreckt
sich die Reifhalde vom Schützenhaus Steinen bis zum Schlüpflinsgraben westlich
des Steinenbachs; doch hieß die nördliche Fortsetzung bis nahe Schlächtenhaus einst
ebenso. Schon die Grenzbeschreibung der Propstei 1344 erwähnt die »Reiffhalde« zwischen
Schliffsteins graben (Schlüpflinsgraben) und dem »Kandurwalt« (Bereich Scheideck
). Tatsächlich beschreibt das Waldstück »Glaserberg« vom Schlüpflinsgraben am
Kloster vorbei bis hin zur Reiffmatt, dem einstigen Nordende der Reiffhalde, den jetzt
der Glashütte zugeteilten Bereich. Dies beweist auch noch ein Dokument von 1600 mit
der Angabe »Reifhalden, darunder die Weitreichung des Glaßbergs begriffen.«69' Die
schon 1582 nachzuweisenden »Hüttäcker« bei Punkt 370,9m halbwegs zwischen Kloster
und Schlächtenhaus bezeichnen noch heute die landwirtschaftliche Nutzungsfläche
der Glasmacher; ihre Glashütte stand wohl in dem Walddobel nahebei.70' Michael Glaser
kam vielleicht von der Kanderer Glashütte, wo 1504 ein Michael Glaser erwähnt wird.
Merkwürdigerweise gibt das Hachberger Urbar 1514 die Hütte zu »Wittnaw« als markgräflich
aus und verlangt gleichfalls drei Pfund jährlichen Zins und ein viertes Pfund in
Warenlieferung. Waren markgräfliche Wälder eingeräumt worden, oder machte die
Herrschaft der Propstei das Recht an der Hütte streitig?71' Die Dauer der Glashütte war
nicht zu ermitteln, vielleicht wurde sie später weiter ins Gebirge verlegt, worauf ein
zweiter »Glaserberg«, in den sich Kirchhausen und Salineck teilen, zurückgehen könnte
.

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