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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 1.1987
Seite: 181
(PDF, 35 MB)
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Frachtbriefe, Lehrbriefe und ähnliches diese Bezeichnung. Und später war alles, was an
Geschriebenem etwa mit der Post kam, ein Brief. Das Wort kommt übrigens auch aus
dem Latein, von brevis (libellus) (= etwa »kurze Mitteilung«) und ist damit eng verwandt
mit Brimborium. Das leitet sich von breviarium ab, das über das französische
brimborion (dort verstand man den Sinn auch schon nicht mehr) dann zu uns kam.

Auch viele Wörter im familiären Bereich gehen auf alte Rechtsbräuche und - Anschauungen
zurück. Wortzusammensetzungen mit Busen und Schoß gehen auf Rechtsvorstellungen
im Familienbereich zurück. Mit Kind und Kegel unterschied man ganz schlicht
die ehelichen von den außerehelichen Kindern, die früher oft mit der Großfamilie erzogen
wurden. Wenn wir in Basel der Bezeichnung Spurius als Familienname begegnen
(= unehelicher Sohn), dann war das vielleicht die Rache dafür, daß der Namensträger
den Namen des Vaters nicht erhalten hat. Auch der Familienname Spurer (1536) in
Kirchhofen läßt vermuten, daß es sich um einen unehelichen Sproß oder Zweig eines
dortigen Adelsgeschlechtes handelt, meint der Schreiber.

Mit Fug und Recht

Das Wort Fug, das in dieser Redensart mit dem Wort Recht zusammen auftritt, was
bedeutet es eigentlich? Ist es sinnverwandt mit Recht? Was bedeutet es für sich allein?
Mittelhochdeutsch bedeutet es zunächst Schicklichkeit, passende Gelegenheit, Angemessenheit
, Zuständigkeit. Es ist offenbar schon eine Übertragung aus der konkreten
Bedeutung, die es im Handwerk hat, wo wir die Lagerfuge, die Stoßfuge usw. haben. Etwas
»geht aus den Fugen«. Das Tätigkeitswort fügen bedeutet, »passend zusammenfügen
, verbinden, hinzufügen«. Luther kennt »sich fügen« i. S. von »es ergibt sich«. Er hat
als Erster das Wort Unfug gebraucht. Im 17. Jahrhundert verfügt man sich, begibt sich
irgendwohin. Seither ist auch sich fügen i. S. von »sich anpassen« bekannt. Füglich bedeutet
»passend, angemessen« und als Beiwort auch »berechtigterweise, passenderweise
«. Und später kommt dann auch fügsam. Verfügen ist im Mittelhochdeutschen noch
selten, es bedeutet dort »einrichten, veranstalten«. Später gewinnt es den Sinn »eine Verfügung
treffen, schicken, senden«. Seit dem 19. Jahrhundert bedeutet es vor allem »über
etwas gebieten, etwas darüber zu sagen haben, ein Recht darüber haben«. Man verfügt
über eine Person so wie auch über Sachen. Es ist etwas verfügbar. - Heute hat das Wort
verfügen einen Nebensinn wie »anordnen, befehlen, bestimmen«, aber auch »sich bedienen
, besitzen«. Und sich fügen kann heißen, daß man »sich anpaßt, sich unterwirft, sich
formen läßt, daß man gehorcht, gefügig ist, sich demütigt, ja sogar — nach Duden — sich
bewährt.

Wer nun verfolgt hat, wie sich die Bedeutungen entwickelt haben, der wird auch bemerkt
haben, daß die Wandlungen von sich fügen und verfügen hin zu der Bedeutung
von Unterwerfung vor einer Obrigkeit und von verfügen hin zum Sinne von befehlen
sich vor allem in der Zeit des Absolutismus, vor allem seit dem 17. und 18. Jahrhundert
vollzogen haben.

Verfügen ist ein Wort typisch obrigkeitlicher Herkunft, heute auch gern gebraucht
von Bürokraten groß und klein. Man kann vielleicht sagen: Die, die es merken, sind keine
Erben der absolutistischen Bürokratie, die, die es nicht merken, aber wohl. Logischerweise
, oder nicht?

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