Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 1.1987
Seite: 184
(PDF, 35 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-01/0186
Anmerkungen zum »Beichensystem«
nach Walter Eichin und Andreas Bohnert

(Das Markgräflerland 2/85, S. 176 - 185)
WiUi Werth

Die Gipfel des Elsässer-, des badischen und des Jura-Belchen in der Schweiz sind natürlich
ohne menschliches Zutun, also zufällig so entstanden.

Annahme der Verfasser: Es ließe sich vom Elsässer Belchen aus ein keltisches Sonnenkalender
-System der Druiden nachweisen. Doch dafür fehlen alle notwendigen archäologischen
Fakten. Im Gegensatz zu Stonehenge III (ca. 1750 v. Chr.), wo ein gebauter, übersehbarer
Ringkreis vorhanden, die NO- und SW-Achse möglicherweise auf einen Sonnenkult
deuten, wo die Aufstellung der Steine für astronomische Beobachtungen aber allgemein
abgelehnt wird (nach W': Bray, D.Trump, Archäol. Lexikon, Praeger 1973), soll hier über
kilometerlange Abstände zum badischen Belchen und noch viel weiter zum Jura-Belchen
eine genaue Beobachtung mit damaligen Mitteln möglich gewesen sein.

Die Gipfelnamen: Um das System ersichtlich zu machen (wann?!), hatte man also alle
3 Gipfel für diese Einrichtung gleichzeitig und gleich benennen müssen?!.

Zur Erklärung der Beichennamen fehlen alle notwendigen Varianten dieses Namens
mit geschichtlichen Belegen. Die angeführte, vertretene Gleichung Belchen = Belenus =
Sonnengott durch manche Sprachforscher vernachlässigt andere mögliche keltische
Wortbedeutungen für diese Bergsituation. Es erscheint wenig überzeugend, für astronomische
Zwecke alle 3 Gipfel gleich zu benennen, zumal auch späteren Geometern bei
Flurnamen Wortangleichungen, Hörfehler unterliefen. Hier fehlen alle intensiven, ausführlichen
Sprachbelege und der Verweis auf ein ähnliches System der Sonnenbeobachtung
, das anerkannt ist.

Aus dem Sagengut: Paula Hollenweger hat als Heimatdichterin von der Raurakerin
auf der Beichenwiese wohl im Zusammenhang mit Basel-Äugst erzählt, vielleicht Eigenes
miteingeflochten. Die elsässische Feldmessersage ist eher als Niederschlag ungenauer
Vermessungen vor dem Wirken der Geometer des 18. Jh. zu werten. Grenzverschiebungen
wurden bestraft, die Täter in der Sage gebannt, sie mußten umgehen.

Zum Grundsätzlichen: In irgendwelche Steinsetzungen (hier Gipfel) irgendwelche Visierlinien
hineinzusehen, ist leicht möglich. Wirft man nur 10 Kieselsteine ganz beliebig
auf den Boden, so erhält man nach der Formel 10 ' C10"1) = 45 Visierlinien und damit 90
Blickrichtungen. Es ist möglich, bei einer genügenden Anzahl von Punkten daraus beliebig
interpretierbare Meßlinien zu erhalten. Das wären bei 50 PUNKTEN im Gelände
schon 1 225 Visierlinien oder 2 450 Blickrichtungen! -

Ohne handfeste archäologische Beweise läßt sich ein Beichensystem zu einer Sonnen-
kalenderanlage der Kelten wissenschaftlich nicht nachweisen! -

184


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-01/0186