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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 1.1987
Seite: 191
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-01/0193
Personenverkehr wurde dann zunächst vorläufig dem Bus übergeben, bis die Stillegungsgenehmigung
für den Personenverkehr zum Jahresende 1983 eintraf. - Seitdem existiert nur mäßiger Güterverkehr
von Wollbach an talabwärts, bis die Genehmigung eintraf, mit Wirkung vom 1. April 1985
auch diesen restlichen Güterverkehr einzustellen. Die Strecke selbst liegt noch in voller Länge, denn
bei Redaktionsschluß dieses Buches dauern die Verhandlungen mit der Eurovapor über eine Übernahme
der Strecke als Museumsbahn noch an...«. Im Anschluß daran wird selbstverständlich auch
über die SWEG-Dampfmuseumszüge seit 1970 referiert, auch ist vom vielzitierten »Dampfverbot
durch die Deutsche Bundesbahn« zwischen Haltingen und Basel die Rede. Und abschließend heißt
es dann: »Mit dem erwähnten Dammrutsch fanden auch die Museumsfahrten ein (vorläufiges?) Ende
. Vieleicht wird die Kandertalbahn als Museumsbahn wiedererstehen? Die Chancen stehen gut,
denn neben der Eurovapor ist auch die Stadt Kandern an einer Museumsbahn lebhaft interessiert«.

Fast schon legendär mutet der Bericht über die ehemalige Bahn »Weil-Leopoldshöhe-Rheinmit-
te (-St. Ludwig)« an. Sie war im Februar 1872 zum deutschgewordenen Elsaß hinüber eröffnet worden
und wurde auf Grund eines Staatsvertrages zwischen dem Reich und Baden (von 1874) bereits
1937 stillgelegt.

Aufschlußreich liest sich auch das Kapitel über die anno 1969 stillgelegte Nebenbahn Staufen -
Sulzburg, grotesk gerade die Sinngebung des beigegebenen Bildes: »Sulzburg, am 21. Dezember
1969: Die SWEG feiert das 75jährige Bestehen der Sulzburger Strecke. Zu diesem Zeitpunkt war der
Personenverkehr schon seit einem Vierteljahr stillgelegt«-(!). — Auch dem Schmalspurbähnchen
Müllheim — Badenweiler wird eigens ein Kapitel mit Abbildungs- und Fahrplanmaterial eingeräumt
(im Februar 1896 eröffnet, im April 1914 elektrifiziert, im Mai 1955 stillgelegt). Gerade das Beispiel
dieser Bahn beweist, daß hier nicht nur Lokalgeschichte, sondern auch ein Stück Allgemeingeschichte
gegeben wird (was eine noch wesentlichere Parallele im Kapitel der Bahnlinie Baden-Oos-
Baden-Stadtbahnhof innerhalb des Abschnittes »Mittelbaden« findet).

Politisch interessant die Schicksale der Streckenführung Müllheim - Neuenburg - Rheinmine
bzw. Mülhausen mit den melancholisch klingenden Schlußbemerkungen: »Mit dem Sommerfahrplan
1975 wurde das Zugangebot drastisch zurückgenommen; lediglich die sommerlichen Eilzüge
und einige von Mülhausen bis Müllheim durchlaufende Triebwagen...bedienten die Strecke. Mit
Beginn des Sommerfahrplans 1980 war auch dies zu Ende: mit der Begründung, daß die SNCF ihre
Strecke Mülhausen - Chalampe für den Reisezugverkehr stillegen würde, verlagerte die Bundesbahn
den Reiseverkehr gänzlich auf die Straße; der letzte Reisezug verkehrte am 31. Mai 1980...«.

Nicht weniger interessant gibt sich das Kapitel der Bahnlinie Schopfheim - Säckingen, deren Vorgeschichte
bekanntlich mit dem Bau der Strategischen Bahn Waldshut — Immendingen verknüpft
war. Zudem wurden hier noch alte Fotografien vom Bau der Bahn reproduziert und auch präzis erklärt
. — Idyllisch hingegen die Schilderungen der Schmalspurbahn Zell - Todtnau, deren Pech wohl
gerade in der Tatsache ihrer Schmalspur (Spurweite 1 m) bestand. Lokkonstruktionsaufrisse sowie
»Der festlich geschmückte Unterwegsbahnhof Schönau« (von 1889) ergänzen die fachgerechten
Aussagen ebenso wie entsprechende Dampflok- und Triebwagenabbildungen.

Genug der Details, denn der ganze Band ist zu einer hochwertigen Dokumentation, zu einem guten
Stück Regional- und Landesgeschichte geworden. 94 Teilstrecken wurden im gesamten Baden-
Württemberg nach und nach stillgelegt. Ob und inwieweit eine solche Konzeption richtig, darüber
mögen die Meinungen nach wie vor auseinandergehen. An und für sich ist es zu begrüßen, daß die
Autoren daraus nicht eine einzigartige Klage- und Anklageschrift werden ließen. Der Sachverhalt
war für sie der Hauptnenner. Dafür stehe zuletzt ein Satz aus der »Einleitung« des Bandes: »Die Eisenbahn
war also von ganz eminenter Bedeutung, und auch wenn sie nicht überall so einschneidende
Veränderungen mit sich brachte (wie etwa in der Begründung von »Badisch-Rheinfelden«): für
die betroffenen Landstriche war sie eine Frage auf Gedeih und Verderb«. Zugegeben, eine Frage
mehr oder weniger existentieller Natur, in manchem weit wichtiger als der heutige Autobahnanschluß
, denn jene Zeit wollte in erster Linie nicht den Wohlstand, sondern das Abseits und die damit
verbundene Armut vermeiden! Helmut Bender

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