http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-02/0007
Alltag in Maulburg
Spaziergang durch 12 Jahrhunderte
Festvortrag anlässlich der 1200 Jahrfeier von Maulburg
am 27. Februar 1986
Paul Rothmund
Geburtstage und Jubiläen sind Anlässe, um nach vome zu schauen, aber auch nach
rückwärts zu blicken und die Vergangenheit Revue passieren zu lassen.
Der Blick nach vorne, in die Gegenwart und natürlich auch in die Zukunft, in das
Morgen, der soll den Politikern aus Gemeinde, Kreis und Land überlassen sein.
Der Historiker jedoch blickt in die Vergangenheit. Er sucht nach dem Werden des
Heute, der Gegenwart.
Auch ihn reizt es zwar manchmal - spekulativ zu fragen, was wäre geworden, wenn?
Was wäre geworden, wenn das Haus Habsburg - Österreich den Dinkelberg und damit
Maulburg nicht als Grenze, sondern als Brücke zum Breisgau und zu denVogteien
im Wiesental angesehen hätte?
Was wäre geworden, wenn es dem Revolutionskomitee eines Marquis de Poterat in
Basel gelungen wäre, den Gedanken einer souveränen Republik im Schwarzwald, dem
Breisgau und auf der Alb am Ende des 18. Jahrhunderts zu realisieren?
Oder was wäre geschehen, wenn der Maulburger Gemeinderat Keßler nicht am
20. April 1848 den flüchtenden Hecker, sondern einen triumphierenden Hecker nach
Schopfheim kutschiert hätte?
Es sind spekulative Fragen, die niemand beantworten kann - am wenigsten der Historiker
.
Ihm geht es um Fakten, um Tatsachen, - und heute um Fakten und Personen aus
Mauiburgs 1200 jähriger Geschichte.
So darf ich Sie darum heute einladen, mit mir einen Spaziergang durch die Geschichte
unseres Geburtstagskindes zu machen.
Es ist üblich, Jubilaren ein schönes Wort zu sagen, ein Kompliment zu machen.
Auch das möchte ich vor dem gemeinsamen Spaziergang nicht versäumen, denn dieses
schöne Wort zeigt am besten die Entwicklung Mauiburgs an.
1813, also vor über 170 Jahren, gab der Großherzoglich Badische Archivrat Kolb ein
Buch heraus, das den Titel trug: "Historisch - statistisch - topographisches Lexicon von
dem Großherzogthum Baden"1*.
Über Maulburg war darin verzeichnet:
"Ein ansehnliches Pfarrdorf im Wiesenthal, hegt eine halbe Stunde
von Schopfheim und 2 Stunden von Lörrach, zwischen Gündenhausen
und Steinen, ungefähr 150 Schritte seitwärts von der schönen Landstrasse
, welche von Basel nach Schopfheim und weiter führt.
Der Ort hat eine sehr hübsche noch ganz neue Kirche, ein Pfarrhaus,
eine Schule, drei Wirthshäuser, 102 Wohnungen, unter denen mehrere
sehr schöne und 174 Nebengebäude. Er wird von 636 Menschen bewohnt
, welche sich meistens vom Ackerbau und der Viehzucht nähren,
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