http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-02/0075
Vom Wirtswesen in Müllheim
vor der Stadterhebung 1810
Willi Werth
Übersicht
I. Einführung
Erste Spuren - Schildgerechtigkeit
Wirtswesen im Landrecht von 1622/54
Umgeld und Maßpfennig
»Wieviel ein Wirt sorgen darfe«
Marktentstehung
II. Lage der Wirtshäuser
Von Gasthäusern und Wirten
Zum Schluß - Quellen
/. Einführung
Es wäre erfreulich, ließe sich die Geschichte der Müllheimer Wirtshäuser und ihrer
Besitzer anhand vorhandener Quellen möglichst weitgehend erschließen. Doch die
Überlieferung bleibt durch Kriege, Brände und andere Umstände lückenhaft. Im 17.
Jahrhundert und weiter gar ins 15. zurück wird sie immer spärlicher. So entschwinden
Ursprung und Dauer der Wirtshäuser im Dunkel der Zeit!
Bewirtung und Beherbergung bei Einkehr, Reisen, Versammlungen und Festen wurden
seit eh und je geschätzt. Sie waren immer notwendig und ein Teil des Lebens in der
Dorfgemeinde.
Hier soll versucht werden, weiteres aufzuspüren, was die verdienstvollen Arbeiten
von Pfarrer A. J. Sievert und einiger anderer ergänzen kann.
Heute wissen wir, in Bad Krozingen an der alten Römerstraße, der jetzigen Bundesstraße
3, von Basel nach Mainz - wohl mit Abzweigung nach Breisach, dem mons Brisia-
cus - entstand einst eine römische Straßensiedlung mit Handwerksbetrieben, vor allem
Töpfereien. In der claudisch-neronischen Zeit des 1. Jahrhunderts entwickelte sich vermutlich
aus einer Straßenstation, einer mansio, diese Siedlung. Hier wechselte man die
Pferde und hatte Gelegenheit, zu essen, zu trinken und zu übernachten, wie wir das seit
der Mitte des 18. Jahrhunderts von der »Alten Post« in Müllheim an der Bundesstraße
kennen. Auch die großartigen Thermenanlagen, noch des ersten Jahrhunderts, von Badenweiler
sind ohne Wirtshäuser, tabernae, nicht zu denken.
Die Ausgrabungen 1980/81 in der Martinskirche in Müllheim haben dort Fundamente
eines umfangreichen, bedeutenden römischen Landhauses, einer villa rustica, aufgedeckt
. Hier ist der frühmittelalterliche Kern unserer Siedlung angeschnitten worden! -
Denn es fanden sich darin die Reste mehrerer früher Steinkirchenbauten. Mit dem monolithischen
Sarkophag reichen sie zum Teil wohl noch in karolingisch—ottonische Zeit
zurück. Auf fränkische Einflußnahme weist das Patrozinium der Kirche, St. Martin von
Tours, hin, ebenso die Ortsnamenendung auf -HEIM. Dazu kommt 758 eine Güter-
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