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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 2.1987
Seite: 132
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-02/0134
Die Siechenhäuser von Grenzach undWyhlen
sowie der Aussatz im Mittelalter

Erhard Richter

Zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert wird auf den Gemarkungen Grenzach und
Wyhlen je ein Siechenhaus für Aussätzige erwähnt.

Das Grenzacher Siechenhaus stand am Horn, und zwar an dem Weg nach Riehen,
wie aus folgenden urkundlichen Belegen hervorgeht: "die strass die vor dem siechhus
uffhin get gen Riehen" (1438)1', und "Hinder dem Horn by dem siechus" (1536)2).

Dieses Haus und die dortigen Aussätzigen werden 1392 erstmals erwähnt, als der
Priester Peter Schlatter von Waldshut. Rektor in Nieder-Hundsbach (Sundgau) und Kaplan
des Basler Klosters Klingental, dieses zu seinem Haupterben einsetzte. Dabei verschrieb
er auch "bonis hominibus degentibus in domo sita an dem horn prope villam
krentzach" (den guten kranken Leuten im Haus, das an dem Horn nahe dem Dorf
Krentzach gelegen ist) fünf Schilling Basler Pfennig3'. Eine solche Verfügung war im
Mittelalter übrigens keine Seltenheit, denn die Aussätzigen oder Siechen sind inTestamenten
oft bedacht worden.

Die Siechenhäuser wurden nach dem mittelhochdeutschenWört "malatzey", das von
lateinisch "malatia" = Krankheit, Aussatz abgeleitet ist, auch "Malatzhäuser" genannt
, und wenn jemand von dieser Krankheit befallen war, dann bezeichnete man ihn
als "malzig". Deshalb hieß das Grenzacher Siechenhaus auch "Maletzen Hus (1408-
14)4) oder "malitz Hüselin" (1441)3'. Aus der Bezeichnung "Hüselin" geht hervor, daß
es sich bei dem 1592 letztmals erwähnten Siechenhaus am Horn um ein kleineres Haus
für wenige Aussätzige gehandelt hat.

Das Wyhlener Siechenhaus ist schon 1313 belegt ("bi dem malatzhuse")6'. Dieses
stand ebenfalls am Rande der Gemarkung, und zwar am Altrhein in einem der dortigen
natürlichen Gräben. Ein solcher Graben erhielt dann von dem "Malatzhus" den Namen
"Malatzgraben" oder "Maletzgraben". Seine Lage geht aus zwei urkundlichen Belegen
ganz eindeutig hervor: "Im malatzgraben ... neben dem alten rhein " (1528)7),
und "am Malzengraben, bei der Marchmatten"(1811)8). Somit muß das Wyhlener Siechenhaus
am Altrhein etwa unterhalb des heutigen Schnittpunktes von B 34 und Bahnlinie
gestanden haben.

Dieses "Malatzhaus" wird 1540 letztmals genannt, während der Flurname "Malzengraben
" noch 1811 erwähnt ist. Zwischen 1478 und 1570 ist in diesem Gemarkungsbereich
auch ein "Malatzbaum" belegt, und 1507 wird dort ein "Maitzbrunn" genannt,
womit man eine Quelle beim "Malatzhaus" bezeichnete9'.

Solche kleinen Siechen- oder Feldsiechenhäuser gab es in der Nähe von Basel auch
noch bei Kleinhüningen (1454), zwischen Basel und Riehen (1462). "unter Kluben"
(Klybeck) (1529/32) sowie vor dem Spalentor (1480)10).

Die Daten dieser Siechenhäuser beweisen, daß im 15. Jahrhundert der Aussatz in unserer
Gegend noch stark verbreitet war. Dies bestätigt auch der spanische Schriftsteller
PeroTafur aus Sevilla, der 1438/39 die Schweiz und andere europäische Länder bereiste
. Dabei beschreibt er die Gegend unterhalb von Basel wie folgt: "Der Fluß ist zu beiden
Seiten stark besiedelt mit vielen Städten, die sehr nahe beieinander liegen, und mit
vielen ausgezeichneten Kirchen und Klöstern; und Siechenhäuser für Aussätzige gibt es
in ganz unglaublicher Anzahl; daran soll das viele Fischessen und der spärliche Wein

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