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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 2.1987
Seite: 153
(PDF, 34 MB)
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Die MarkgräflerTracht

FredWehrle

Die "Tracht" als allgemeiner Begriff war ursprünglich die Kleidung der verschiedenen
Berufe und Stände. Die Stadtbürger, der Klerus, die Handwerker und andere
Stände hatten genauso wie die Bauern ihre Tracht. Wenn wir heute vonTracht sprechen,
ist damit in der Regel die bäuerliche Tracht gemeint, obwohl auch Bilder existieren, wo
die Markgräfler Tracht bei Arbeitervereinigungen getragen wurde.

Zu dem Begriff "Tracht" können wir das Arbeitskleid mit vielen Abstufungen bis hin
zum höchsten Festkleid zählen. Auf alten Bildern und Fotos sind die Menschen meist
in ihrer Festtagstracht dargestellt. Diese Trachten haben sich verständlicherweise am
längsten erhalten und sind auch z.T. noch in Privatsammlungen und Museen zu bewundern
. Die Tracht hat viele Gesichter und ist beileibe keine Uniform, und es blieb dem
einzelnen Träger stets genügend Spielraum für gewisse Gestaltungsmöglichkeiten. So
richtete sich die Tracht stets auch ein wenig nach der jeweiligen Mode, wie z. B. die
Rocklänge oder die Form der Ärmel. Speziell bei der Markgräfler Tracht merkt man
sehr stark die zeitweilige Einwirkung der französischen Mode.

Die Gegend, in der die Markgräfler Tracht beheimatet ist, erstreckt sich vom oberen
Rheinknie bei Basel das Wiesental hinauf bis fast nach Zell.Wo das Kleine Wiesental abzweigt
und das Große enger wird, liegt Hausen, die Heimat Johann Peter Hebels, der
dieTracht mit sinnigen Worten beschrieben hat. Die Rheinebene hinab bis kurz vor Hei-
tersheim, die Rebhügel und Vorberge des Schwarzwaldes hinauf, um den Blauen und
fast bis zur Beichenspitze (Neuenweg) ist die Markgräfler Tracht heimisch. Dieses Gebiet
bildete die frühere Markgrafschaft Baden mit den Burgen und Schlössern zu Bürgeln
. Sausenburg. Badenweiler und Rötteln. Da die MarkgräflerTracht eine rein evangelische
Tracht ist. wird sie jedoch in den Ortschaften, die zu Vorderösterreich oder zum
Bistum Basel (z. B. Istein, Schliengen, Liel) gehörten, nicht getragen. Mit kleinen Abänderungen
, wie z. B. die Größe der Hörnerkappe oder die Länge der Fransen, wird
dieTracht auch in den hochbergischen Gebieten bei Emmendingen und in den evangelischen
Orten am Kaiserstuhl getragen.

Den wohl ältesten Hinweis zur "Dotschchappe". wie die Kappe zur Zeit Hebels genannt
wurde, finden wir zu Ende des 17. Jahrhunderts, als man einer Zunftordnung des
Textilhandwerks eine Klage über die schlechten Zeiten beilegte. Darin hieß es: "Das
Handwerk hat sich in aller Untertänigkeit höchlich zu beklagen, indem ein merklicher
Abgang eingerissen, indem die alte Tracht meistens abgegangen, daß die Weibspersonen
anstatt der vorher getragenen Hüte anjetzo insgeheim seidene und andere Kappen
tragen". Um die Mädchentracht genauer zu erläutern. sollen hier nun zuerst einmal die
gemütvollen Worte Hebels aufgeführt werden, in denen er die "Wiese" in der schönen
Tracht einesVreneli lebendig werden ließ. Deshalb wurde dieTracht um diese Zeit auch
"Vrenelitracht" genannt.

Halt mr e weng still, i will di jetz lutherisch chleide;
s schickt si nümme barfis z'laufe, wemme so groß isch.
Do sin wißi bauwele Strümpf mit chünstlige Zwickle,
(leg si a. wenn d'chasch) un Schueh un silberni Rinkli;
do ne grüene Rock! Vom breit verbendlete Libli

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