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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 2.1987
Seite: 178
(PDF, 34 MB)
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Die Geschichte einer Taschenuhr

Robert Müller

Die Uhr

Ich trage, wo ich gehe, stets eine Uhr bei mir,
wieviel es geschlagen habe, genau sehe ich an ihr.

Es ist ein großer Meister, der künstlich ihr Werk gefügt,
wenngleich ihr Gang nicht immer dem törichten Wunsche genügt.

Ich wollte, sie wäre rascher gegangen an manchemTag,

ich wollte, sie hätte manchmal verzögert den raschen Schlag.

In meinen Leiden und Freuden, in Sturm und in der Ruh.
Was immer geschah im Leben, sie pochte denTakt dazu.

Sie schlug am Sarge des Vaters, sie schlug an des Freundes Bahr,
sie schlug am Morgen der Liebe, sie schlug am Traualtar.

Sie schlug an der Wiege des Kindes, sie schlägt, wo Iis Gott, noch oft,
wenn bessere Tage kommen, wie meine Seel es hofft!

Und war sie auch manchmal träger und drohte zu stocken ihr Lauf,
so zog der Meister immer großmütig sie wieder auf.

Doch stünde sie einmal stille, dann wär es um sie geschehn,
kein anderer, als der sie fügte, bringt die zerstörte zum Gehn.

Dann müßt ich zum Meister wandern, der wohnt am Ende wohl weit -
wohl draußen, jenseits der Erde, wohl dort in der Ewigkeit.

Dann gäb ich sie ihm zurücke, mit dankbar kindlichem Flehn:
sieh Herr, ich habs nicht verdorben, sie blieb von selber stehn.

Ganz bewußt möchte ich das Gedicht von Gabriel Seidl "Die Uhr" - übrigens vertont
von C. Loewe - meinem nun folgenden Bericht vorausgeben. Die Geschichte hat realen
Hintergrund und begann im ersten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts in einem Markgräf-
ler Dorf.

Bei einer Hochzeit im November 1908 lernten sich auch zwei junge Menschen näher
kennen und lieben, der 21jährige Küfer Hermann und die 18jährige Sofie. Im darauffolgenden
Jahr, also 1909, wurde Verlobung gefeiert. Die Hochzeit fand im Mai 1912 statt.
Die Braut schenkte ihrem geliebten Bräutigam zu diesem Festtag eine Taschenuhr,
(eben diese Uhr, von der hier die Rede ist).

Der junge Ehemann Hermann, ein tüchtiger und gern gesehener Küfer, freute sich
ebenso wie seine junge Frau über den eigenen Hausstand und ihr häusliches Glück. Im

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