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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 1.1988
Seite: 27
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-01/0029
Nudeln. Makkaroni u.s.w. stellt die Bäuerin nicht selbst her. sondern beschafft dieselben
durch Kauf.

Alkoholische Getränke genießt der Bauer nur bei den Zwischenmahlzeiten, ein Viertel
bis ein halber Liter pro Person und Mahlzeit. Dieses Getränk wurde noch vor 30 Jahren
aus selbst gewonnenem Obst und aus eigenenTrauben hergestellt. Dann trat in den
90er Jahren ein Wandel ein. Die Reben verschwanden, und das teure Obst wurde vielfach
verkauft. An ihrer Stelle beschaffte sich der Bauer einige Zentner Korinthen und
bereitete sich daraus mit einem Zusatz von Zucker den Wein. Mit Eintritt des Krieges
wurde wieder Obstwein hergestellt. Von alkoholfreien Getränken als Ersatz für Bier
und Wein will der Dinkelberger Bauer nichts wissen. Nach seiner Ansicht sind diese Getränke
nur für Frauen und Kinder bestimmt, hingegen weiß er einen guten Apfel- und
Traubenwein besonders während der schweren Arbeitszeit zu schätzen. Man schafft
halt wieder viel leichter, meint er, wenn man ein gutes Glas Wein getrunken hat. Den
Winter hindurch gibt es aber um 1/2 4 Uhr meist nur Kaffee mit Brot. Lediglich bei
Wald- und Feldarbeit und während der kälteren Jahreszeit findet der Kaffee durch
selbst gebranntes Kirschwasser Ersatz.

Die Suppe sowohl als auch das Fleisch und Gemüse werden in einem weiß glasierten
irdenen oder aber auch emaillierten, tiefen Teller eingenommen. Flache Teller kennt
der Dinkelberger Bauer überhaupt nicht.

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß die Ernährungsweise der Bewohner der
3 Dörfer eine sehr einfache und meist aus selbst erzeugten, größtenteils nährwerthalti-
gen Produkten ist. Die Mahlzeiten dürften sich durch etwas reichere Abwechslung und
die Zubereitung der Speisen durch größere Sorgfalt auszeichnen.

Kleidung

Derselbe Kulturfortschritt, der die Ernährungsweise in den 3 Dörfern verbesserte
und verfeinerte, hat auf die Kleidung einen bedeutenden Einfluß ausgeübt. Noch bis in
das letzte Viertel des vergangenen Jahrhunderts produzierte der Bauer die Textilroh-
stoffe selbst. Flachs, Wolle und Hanf gewann er im eigenen Betrieb, verarbeitete sie bis
zum Garn, ließ sie dann vom einheimischen Weber zu Tuch weben und in der Färberei
entsprechend färben. Der ortsanwesende Schneider stellte im Haus des Bauern den
Anzug bzw. das Kleid her, welche Kleidungsstücke sich durch außerordentliche Haltbarkeit
auszeichneten. Auch die Strümpfe produzierte der Dinkelberger Bauer vollständig
selbst. Als aber durch das Auftreten der Industrie und des immer höher entwik-
kelten Verkehrswesens die Herstellung derTextilprodukte unrentabel wurde, schaffte
man die Schafe ab und stellte das Spinnrad auf den Speicher. Sie hatten ihre Rolle
scheinbar ausgespielt. Jedoch im Verlauf des Krieges erinnerte man sich, wie erwähnt
wurde, wieder der guten alten Zeit. Man pflanzte und pflanzt heute noch Flachs und
Hanf wieder an und hält 1-2 Schafe, um den tierischen und pflanzlichenTextilrohstoff-
bedarf wieder selbst zu befriedigen. Im allgemeinen opfert man für die Kleidung einen
sehr geringen Teil des Einkommens.

Wie anderswo legt auch hier das weibliche Geschlecht, vor allem das junge, auf die
Ausstattung mit Kleidung mehr Wert als das männliche.

Dank des steten Charakters der Bewohner des Dinkelberges hat sich die prächtige
Markgräflertracht. die schönste weibliche Tracht des Badner Landes, noch ziemlich unverändert
erhalten. Zwar glaubte vor dem Krieg manche junge Dorf schöne, in der
Tracht gekleidet als altmodisch zu gelten. Der Krieg brachte mit seiner Teuerung in
diese, den einfachen ländlichen Verhältnissen widerlaufende Bewegung einen gewis-

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