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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 1.1988
Seite: 44
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4. Schulbesuch?

Der Schulbesuch in Eichsei ist sehr schlecht; die Ursache liegt theils im Karakter dieses
in der christlichen Bildung noch weit zurückgebliebenen Dorfes, theils in der Unordnung
, womit die Kinder aus der Schule bald zu früh bald zu spät entlassen werden,
hauptsächlich aber in der Gleichgiltigkeit des Pfarrers.

5. Schullehrer?

Anton Keßler, 26 Jahre alt, geboren zu Eichsei, von fester Gesundheit, wirklich verheu-
rathet, von guten häuslichen Umständen, ist Schullehrer seit 1800, hat mittelmässige
Kenntnisse, verfährt im übrigen gut und zweckmässig, ist im Schulhalten fleissig und
thätig im Unterricht, hat eine recht gute Aufführung.

6. Zustand des Schulhauses?

Das Schulhaus ist das Gemeindhaus, welches nicht bewohnbar ist für einen Lehrer; die
Schulstube ist um die Hälfte zu gross, und kann im Winter nicht erwärmet werden, weß-
wegen viele Kinder im Winter zu Hause bleiben.

7. Schulrequisiten?

Das Brennholz bringen die Kinder täglich selbst, welches sehr nachtheilig ist; dergleichen
werden die Bücher von den Eltern selbst angeschafft. Für die Armen, deren Anzahl
nicht groß ist, ist schlecht gesorgt. Schulprämien werden verabscheuet. Schulstrafen
bestehen in kleinen willkürlichen Züchtigungen des Lehrers. Für die Ausbleibenden
würde eine Strafe von 4 Kreuzern gesetzt, welches die unbiegsamen Eltern noch
mehr erbittert.

8. Ortspfarrer?

Joseph Martin, 70 Jahre alt, also kein sonderlicher Schulfreund; wer will es ihm verargen
, ehemals war es ja nicht so.

9. Verhalten der Ortsvorgesezten, des Schulaufsehers und der übrigen Bürgerschaft gegen
den Schulunterricht und die Schulanstalten?

Wenn der Bauersmann überhaupt gegen das Schulwesen eingenohmen ist, so ist er es
hier umso mehr, weil ihm hier Niemand seine Vorurteile benimt. Das Lesen ist den
Pfarrgenossen von Eichsei schon darum unwichtig, weil sich die öffentliche Andacht
größtentheils mit dem Rosenkranz beschäftiget.

10. Fortgang in den vorgeschriebenen Schulkenntnissen?

In der Visitation dieses Jahres 1808, den 12. April hat sich folgender Fortgang gezeigt:

a) Lesen im Gedruckten und Geschriebenen?

Uiberhaupt gut, doch können nicht alle Schüler des Winterkurses fertig lesen.

b) Schreiben / Schön- und Rechtschreiben:

Alle Schüler der L Klasse schreiben überhaupt sehr mittelmässig. Es werden 2 Probeschriften
bey gelegt.

c) Diktandoschreiben? Die Kinder sind ungeübt.

d) Rechtschreiben? Mittelmässig.

e) Ländlicher Geschäftsstil? Die Kinder sind ungeübt.

f) Rechnen im Kopf und an der Tafel? Einige Kinder sind geübt.

g) Religionslehre? Nach dem östreichischen Katechismus, buchstäblich.

h) Andere nützliche Kenntnisse? Werden keine behandelt.

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