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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 1.1988
Seite: 48
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-01/0050
Die Absetzung des engeren Klosterbereiches von einer in Resten noch im 14. Jh. und
später erkennbaren alten Markgenossenschaft im Raum Krozingen/Staufen, derenTeil-
gemeinden gewisse Waldnutzungsrechte im vorderen Klostergebiet bis ins Spätmittelalter
hinüberretten konnten,4* trug zur Bildung einer eigenständigen bäuerlichen Gemeinde
imTal des Klosters bei, auch wenn sich die Höfe in Streulage hingezogen haben
dürften. Zwar brachte der anscheinend auf einen Ungarneinfall zurückzuführende Klosterbrand
- vielleicht 926, als nicht nur Basel, sondern auch Murbach, Lautenbach usf.
gebrandschatzt wurden - einen Rückschlag. Aber die tatkräftige, nicht uneigennützige
Hilfe des mächtigen Straßburger Bischofs Erchanbald, vielleicht auch Einkünfte aus
dem aufblühenden Silberbergbau, brachten nicht nur die glanzvolle Wiedererrichtung
des Klosters in der zweiten Hälfte des 10. Jhs. mit sich, sie trieben vermutlich auch das
Werk der Erschließung voran.5' Über die Hofgruppen Wolfgarten und Spielweg hinweg
scheint unmittelbar vor dem sich nahe dem Scharf enstein verengenden oberen Tal mit
dem Siedlungspunkt "Elend" eine vorerst äußerste Grenze erreicht worden zu sein.
"Elend" bedeutete ja nicht etwa Armut, sondern Ferne von der Heimat, von der Basis,
der gleichsam in "elilende", in einem anderen Land gelegenen Platz. Die übrigen Rodungen
, welche geeignete Hanglagen im Haupttal erfaßten, begünstigten ihrerseits
wieder den Silberbergbau, der vordem im wesentlichen auf die Gebirgsrandzone (Badenweiler
, Sulzburg, Kroppach) beschränkt war. So wurden jetzt bereits um das Jahr
1000 die Erzlager am Steinbrunnen, d.h. auf den Hängen über dem Wolfgarten abgebaut
(1028 erwähnt), mit einiger Sicherheit auch die bachnahenTeile des Schindler-Erzgangs
im Muldental, was wiederum punktuell die Erschließung der Wildnis förderte.
Auch hier stand, der damaligen Rechtslage entsprechend, die Initiative beim Kloster
als dem Grundeigentümer. '

Nun waren die in ansteigenden Lagen gewonnenen Nutzflächen mit zunehmender
Höhe überwiegend nur für Vieh- und Weidewirtschaft geeignet. Anregend auf die Entwicklung
mögen die erfolgreichen Beispiele derVogesenklöster Murbach und Münster
im Gregoriental gewesen sein, die seit dem 10.Jh. die ausgedehnten Kuppen und Rük-
ken des Vögesen-Hauptkamms für sommerliche Weidewirtschaft nutzbar gemacht hatten
. Die Heu- und Öhmdernten der Tieflagen und der eingehegten neuen Bergmatten
konnten verstärkt zur Winterung des sich vermehrenden Weidviehbestandes dienen. Zu
den frühesten 'Almweiden" darf man wohl die merkwürdigerweise als "Au" bezeichneten
Hochlagen ansehen, nämlich die "Breitnowe" (1050 - 1100 m), hoch über der älteren
Siedlungsbasis zwischen Kloster und Elend gelegen, sowie die entrückte "Wilde-
nouwe" (Willnau) (1050 - 1150 m) am Stohren. Die Winterung der Herden in denTalla-
gen brachte es mit sich, auf den Hochweiden vorerst keine Dauersiedlungen einzurichten
. Ähnlich wie im benachbarten Wiesental scheinen aber Naturalabgaben in Form
von Käsen eingeführt worden zu sein, die "Käsezinsen", die allerdings erst im frühen
14.Jh. zufällig erwähnt werden. Die Entdeckung der Erzgänge des Britzenbergs am
Stohren nahe der "Wildenouwe" brachte in der ersten Hälfte des 12. Jhs. die Entfremdung
des oberen Britznachtales und der Willnau von St. Trudpert mit sich, als sich die
Vögte von St. Ulrich dort festsetzten und sich St. Ulrich in den Genuß der Ertragszinsen
der dortigen Hochweiden bringen konnte. 1184 wird der inzwischen als Dauersiedlung
errichtete Hof (curtis) in derWildenowa erstmals, und zwar im Besitze von St. Ulrich,
erwähnt. Die Siedlung auf der Breitnau dürfte ähnliches Alter haben.7' Das 12. Jh.
scheint auch im Großteil des bei St. Trudpert verbliebenen Oberen Münstertals den
Höhepunkt der Erschließung gebracht zu haben, die wohl im 13.Jh. zu Ende kam. Alte
Zinsbücher des Klosters sind zwar nicht auf unsere Tage gekommen, so daß die meisten
Hofgruppen erst verhältnismäßig spät bezeugt sind: Neuhof 1325, Elend 1325, "des

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