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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 1.1988
Seite: 53
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-01/0055
Man sieht, noch um 1100 ist nicht nur bewußt, daß das Rodungsland im oberen Wie-
sental auf gemeinsamem Erbe beruhte, es sind auch insgesamt von den Zweigen der
Hesso-Dietrich-Sippe dieTradition der Vogtei über die Einsiedelnschen Güter, die Mur-
bachschen Güter, dazu die enge Bindung an das Bistum Basel und damit auch ein gewisser
Gegensatz zu den spätestens Mitte des ll.Jhs. im Breisgau als Grafen auftretenden
Zähringern gewahrt. Diese Hesso-Dietrich-Sippe dürfte daher zusammen mit den Grafen
Birchtilo und Adalbero in der Zeit um 1000 die eigentlichen Antriebskräfte für den
ersten Gesamtausbau der beiden Wiesentäler gewesen sein, wobei man Feger zustimmen
muß, der für diese Zeit von einem dünnen Schleier der Besiedlung spricht.

Übrigens mag die Tatsache der Abfindung jüngerer Adelslinien mit dem weniger ertragreichen
Rodungsland, die sich später in der Röttier Nebenlinie der Rotenburger
und im Hotzenwald bei den aus den Herren von Tüfen hervorgegangenen Tüfenstei-
nern wiederholt, auch das bei den Siedlern praktizierte System reflektieren, die jüngeren
Söhne zur Abwanderung in die Rodungsgebiete zu bewegen.

Um das Jahr 1000 haben wir uns also das älteste Todtnau als Rodungsinsel im Wald
auf dem Schwemmlandfächer bei der Einmündung der SchSnna (Schönenbach) in die
Wiese vorzustellen. Gerade die altertümliche Bezeichnung SchSnna statt dem heutigen
Schönenbach betont das hohe Alter der Siedlungszelle im hinteren Tal. Falls der Name
"Tottenouua" einen Personennamen enthält, sei angemerkt, daß im 10.Jh. Namen wie
Toto, Tuoto, Duodo durchaus noch verbreitet waren. Wie bei Todtnau mögen zu jener
Zeit auch die Rachzonen Utzenfeld und Aiterfeld nahe den Einmündungen derWida
(Wiedenbach) und Aitera (Aiterbach) als Rodungsinseln bestanden haben. Auch hier
wurde harte Pionierarbeit geleistet. Noch heute verrät die Utzenfelder Sohrmatt den
ursprünglichen Zustand dieser Flächen: althochdeutsch 'sär' = Geröll, Flußgeschiebe.

Während Murbach seinen frühen Todtnauer Besitz, den es durch die burgundische
Politik Kaiser Heinrichs II. vorübergehend an den Bischof von Basel verlor, zwar 1025
von dessen Nachfolger Konrad II. zurückerhielt, vermochte es doch nicht, sich hier auf
Dauer zu behaupten.22*

Parallel zu dem tiefgreifendenVördringen erster Siedler ins oberste Große Wiesental
dürfte auch im Kleinen Wiesental von Tegernau aus über die "Birkowe" (Bürchau) der
Südfuß des Belchen beim späteren Neuenweg erreicht worden sein.-

Um 1100 wird erkennbar, daß die Bestrebungen der Hesso- Dietrich-Sippe im Ringen
um das Waldgebirge keineswegs ohne Rivalen vor sich gegangen sind. Ein Schwerpunkt
der genannten Familie hatte sich bei der Burg Waldeck mit der SiedlungTegernau
gebildet. Dort war auch auf Betreiben der adligen Grundherrschaft vor 1100 eine Pfarrkirche
errichtet worden, deren Sprengel nicht nur das kleine, sondern erstaunlicherweise
auch das obere große Tal bis nach Todtnau hinauf umschloß. Dies hat mit den Auseinandersetzungen
mit zwei erkennbaren Konkurrenten im Ausbau der Macht zu tun:
den Herren von Wart und den Grafen von Lenzburg.23)

Die aus dem Zürichgau stammenden Herren von Wart hatten von ihrer Basis bei Steinen
aus schon früher eine Eigenkirche inWeitenau errichtet und waren auch vermutlich
im Erbgang in den Besitz der älteren Rodungsstufe um Sallneck/Ebigen diesseits
und Demberg/Ried jenseits der Köhlgartenwiese gelangt, womit sie sich hinsichtlich
der Bodenqualität und des Geländes eine scheinbar bevorzugte Position gesichert hatten
. Ihre weiteren Kirchengründungen Wieslet und Demberg unterstreichen um 1100
ihren Herrschaftsanspruch ebenso, wie die wohl auf sie zurückzuführenden Stützpunkte
bei Sallneck (sala = Herrengut) und bei Ried, wo der Flurname Bürstel (Burgstall
) noch heute daran erinnert. Gerade wegen der Konfrontation mit den Waldeckern
im nahenTegernau verbietet es sich, in diesem Bürstel eine der beiden Burgen Waldeck

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