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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 1.1988
Seite: 55
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sehen zu wollen.24) Der Umstand, daß noch im 17. Jh. einer der Höfe im "Haydbrun-
nen" (Heubronn) und die "Matten zu hinderst In Haydbrunnen" der Kirche zu Dem-
berg zinsten. mag andeuten, daß die Wart als Eigenherren dieser Kirche an der weiteren
Erschließung des Talabschnitts Bürchau - Neuenweg - Heubronn geringfügig mitbeteiligt
waren. Dann dürfte sich der Heubronner "Kirchrain" u.U. auf Demberg und
nicht auf die Neuenweger Kirche beziehen.25'

Offenbar muß es also in dieser Phase der Gebirgserschließung so etwas wie einen
Wettlauf des interessierten Adels gegeben haben. Drei Eigenkirchen im gleichen Talbereich
, nämlich Demberg und Wieslet in Wartscher Hand. Tegernau in waldeckischem
Besitz, alle nur drei bis vier Kilometer voneinander entfernt, dann die festen Punkte
der von Wart bei Sallneck und Ried (Bürstel) und der Waldecker bei Tegernau und bei
Bürchau (Kastel und Kastelhöfe) reflektieren die Spannungen, ein Ringen, welches die
Wart doch wohl verloren haben. Und so wurde nicht Wieslet, das günstig am Eingang
ins eigentliche Gebirgstal der Kleinen Wiese gelegen war, zur Mutterpfarrei für das
nördliche Waldtal. sondern eben Tegernau.

Ein ähnliches Drängen nach Machtausbau zeichnet sich im Großen Wiesental ab.
Die Grafen von Lenzburg (Aargau) hatten da als Inhaber der Vogtei über das Kloster
Säckingen (bis 1177) und der Grafschaft im Albgau durch das bereits früher an Säckingen
gelangte Zell am Eingang zum inneren Tal eine den Wart vergleichbare günstige
Ausgangsbasis, ihren Einfluß nordwärts auszudehnen.26' Zwar konnten die im Schatten
ihrer Rechtsnachfolger in der Säckinger Vogtei. der Habsburger, stehenden Herren
von Stein den Bereich der nachmaligen Vogtei Zell mit Marnbach, dem Angenbachtal.
Ehrsberg und der Feste Altenstein behaupten, obwohl auch hier z.B. die Position Alzenbach
weitgehend in der Hand der Gewalthaber von Tegernau und Waldeck lag.

Im Ringen um den Wald im oberen Tal (Schönau) aber zogen die mit der Säckinger
Vogtei Verbundenen den kürzeren gegenüber ihren westlichen Rivalen der Hesso-
Dietrich- Gruppe, deren Rückhalt im vorderen Wiesental und dem Basler Raum es ermöglichte
, sich über die Sperren beider Täler bei Wieslet und Zell hinwegzusetzen. Die
Unterstellung der "silua Sconoua" unter die Kirche Tegernau und eben nicht unter Zell
erklärt sich aus diesem Zusammenhang, und für eine eigenständige Kirche Schönau
reichte zunächst die Bevölkerungszahl nicht aus. denn die Pfarrei mußte bewidmet werden
.

Der Vollständigkeit halber noch ein Blick aufs Köhlgarten-Wiesental: In der westlichen
Randzone des Waldgebirges griffen im 11. Jh. die um Eggenen und vor allem im
Kandertal begüterten Herren von Kaltenbach über den immerhin 950m hohen Bergsattel
am Gleichen hinweg ins Einzugsgebiet der Köhlergartenwiese und veranlaßten die
Gründung des etwa 750m hoch gelegenen Weilers Wambach (D52 noch Wandbach),
welcher der Kirche St. Michael in Kaltenbach unterstellt wurde. Wambach blieb lange
Zeit Teil der Vogtei Kaltenbach bzw. Vogelbach und war noch im 18.Jh. nach Vogelbach
als der Nachfolgerin Kaltenbachs kirchhörig. Mit der Übergabe ihres Besitzes an
St. Blasien und ihrem gleichzeitigen Eintritt ins Klosterleben zu Anfang des 12. Jhs. geben
uns die Kaltenbacher zugleich den Hinweis, daß die Entstehung Wambachs spätestens
um 1100 erfolgt ist. Die erst später bezeugten Siedlungen Wies (1259) und Fischenberg
(1352) dürften hinsichtlich ihres Alters Wambach kaum nachstehen. "Vischa-
hüser" zählte 1352 zur Vogtei Ried und wird 1473 als "zS den Vischerhüseren genant am
Vischerberg" bezeichnet.27'

Kehren wir wieder zur Hesso-Dietrich-Sippe zurück. Durch mehrere Vergabungen
von ihrer Seite erwarb St. Blasien 1113. 1122 und 1156 achteinhalb Zwölftel der "Schönauer
Mark" wie jetzt ihrem Ausbaustand entsprechend die einstige "silua Sconoua"

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