Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 1.1988
Seite: 96
(PDF, 35 MB)
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vorgesehene Jüngling sei aus Leichtsinn in der Kirche nicht zugegen gewesen, sondern
habe vielmehr seine Braut in Schmach und Schande sitzen lassen. "Ohnweit des Dorfes
Ziyanya ist er aber auf dem Weg des Verderbens eingeholt und wieder zurückgebracht
worden". Die Ehe zwischen Jakob Herold und Anna Magdalena Weniger konnte nach
diesem dramatischen Intermezzo also doch noch geschlossen werden.

Wohl aufgrund der Bevölkerungsentwicklung, der harten landwirtschaftlichen Arbeit
und der weitgehenden Isolierung, die auch eine religiöse und sprachliche ist, gibt
es in Hodod keine Bräuche oder Tracht.

Im Jahre 1937 wohnten zum Beispiel im Dorf 48,9 % Ungarn. 32,4 % Deutsche, 7,6
% Rumänen, 3,5 % Zigeuner und 7,6 % Juden, was eine ungeheure Ansammlung an
verschiedenen Religionen und Sprachen in dem damals 2500 Einwohner zählenden
Dorf darstellte. Heute spricht von etwa 1500 Personen nur noch ein Drittel alemannisch
. Sowohl die Ungarn als auch die Rumänen versuchten, mit der Inbesitznahme der
Staatsgewalt ihrer Sprache das Monopol zuzuschieben. Dazu wurden oft große Anstrengungen
unternommen. Doch nicht weniger groß war der Widerstand, und 1975 erfolgte
unter anderem aus diesem Grund ein Schulstreik.

Im Jahre 1907 brachte die Gründung der heute noch bestehenden Baptistengemeinde
durch den Ungarn Toth Sandor auch eine religiöse Spaltung innerhalb der
deutschstämmigen Bevölkerung. Neben der ungarischen Kirche bestehen die evangelische
deutsche und das Bethaus der Baptisten auch noch heute.

In den Anfangsjahren des Jahrhunderts wanderten 22 Familien nach Amerika aus;
allgemeine Not zwingt die Familien ein zweites Mal nach 1750 zum Verlassen ihres
Wohnortes. Im ersten Weltkrieg sind gefallen Georg Hotz (geb. 1881), N. Hotz (1896).
J. Reinbold (1893), A. Löscher (1894), J. Edler (1879), J. Siegl (1897) und G. Weniger
(1899). Vor dem zweiten Weltkrieg wird 1937 der erste deutsche Bürgermeister - es ist
dies F. Siegel - mit einer Stimme Mehrheit gewählt. Auch in Hodod greifen die nationalsozialistischen
Gedanken um sich. 44 Männer verlassen das Dorf, um auf der Alb bei
Göppingen und Heidenheim Arbeit zu suchen. Der Anteil von 383 ha an der Gesamt-
gemarkungsfläche von 3817 ha reicht nicht aus, um die Familien zu ernähren. Die vorher
noch gepflegte Hausindustrie kam völlig zum Erliegen. 1930 verbrennt Familie
Hotz den letzten noch aus dem Markgräflerland mitgebrachten Webstuhl.

Der zweite Weltkrieg und dessen Ende brachte mit der Umwandlung des rumänischen
Staatswesens mannigfaltige Änderungen für die deutschstämmige Bevölkerung
mit sich. Die Kolchose-Landwirtschaft betreibt neben Obstanbau und Geflügelzucht
vor allem die Zucht von milchgebenden Büffelkühen, die abends von der Weide ins
Dorf zum Melken zurückgetrieben werden. In Hodod habe ich zum ersten Mal und bis
jetzt mangels Gelegenheit zum letzten Mal Büffelmilch getrunken...

Sprache - alemannisch oder nicht?

Auch mich führte Lehrer Hans Rether zu den Nachkommen jener Hotz, Siegel. Sinn
und Reinbold in die Große, Mittlere und Obere Gasse in dem seit 1971 mit elektrischem
Strom versorgten Dorf, um Sprachuntersuchungen anzustellen.

Leider bekam Herr Rether ohne mein Verschulden durch diesen Besuch Schwierigkeiten
mit der dörflichen Miliz, die nach dem Schulstreik einen Anlaß suchte, um gegen
ihn vorzugehen und ihn durch meinen sogar von der rumänischen Botschaft in Köln unterstützten
Besuch zu bestrafen. "Sie hatten mich nämlich auf eventuelle Unannehmlichkeiten
aufmerksam gemacht," schrieb er mir später, "ich war mir aber zu selbstsicher
und so bin ich eben reingefallen". Nun, da Herr Rether wie so viele andere Rück-

4h


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