Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 1.1988
Seite: 138
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-01/0140
Zu den tiefgreifendsten Erlebnissen Hebels zählt zweifellos der Tod der Mutter in
den Armen des 13jährigen kurz hinter Brombach auf dem Ochsenkarren des Hausener
Bürgermeisters, ein Erlebnis, das er zeitlebens nie ganz überwunden hatte. Die allein
von der Mutter ausgegangene Erziehung, mitgeprägt durch eine wohl zeitbedingte
Strenge, einem demütigen Respekt vor aller Obrigkeit, sie forderte eine Grundhaltung
, die allzuoft verhinderte, das zu tun, was eigentlich Hebels Wollen und Überzeugung
entsprach. Dies mußte zu einem inneren Zwiespalt führen, zu Unentschlossen-
heit, ja Unsicherheit, die sich gelegentlich auch körperlich niederschlug und äußern
mußte.

Wie oft finden wir in Hebels Bemerkungen das quälende Zaudern, den Wunsch, immer
dort und das zu sein, was ihm doch der Augenblick verwehrte. So wechseln die heiteren
Stunden - wie sie gerne in seinen Gedichten Ausdruck finden und daher ebenso
gerne zitiert werden - oft unvermittelt mit Augenblicken der Unpäßlichkeit - wie uns
dann die Briefe bestätigen. Hebel wußte, von was er schrieb, als er im "Schmelzofen"
die Zeilen formulierte:

E Freudestund, e gueti Stund

s'erhaltet Lib und Chräfte gsund.
Die enge Verflochtenheit seelischen und körperlichen Wohlbefindens kannte kaum
einer besser als Hebel. Schon 1792 schreibt Hebel an Gustave Fecht: "Am Sonntag
sollte ich zum ersten Male bei Hofe predigen... In der Nacht bekam ich einen Anfall
von Cholik."

Wir wissen: Hebel predigte nicht gerne von der Kanzel, besonders nicht in einer größeren
Kirche, da ihm seine Stimme nicht kräftig genug erschien. Aber auch der damalige
rührselige Predigtstil - wie Altwegg später schreibt - war Hebel zuwider.

Dieses Gallenleiden begleitete Hebel fortan und bestätigte sich 34 Jahre später auch
bei der Obduktion Hebels mit der Auffindung eines größeren Gallensteins.

1804 ist eine weitere Briefstelle an Gustave Fecht für Hebels Befinden interessant,
wo er über eine Erkältung, verbunden mit Ohrensausen und Halsweh, klagt und dies
ergänzt mit den Worten: "Ich war entsetzlich dumm und träg und neidig". Diese wieder
starke Gemütsbeteiligung deutet auf einen chronischen Mittelohrkatarrh, der bald zu
einer Schwerhörigkeit Hebels führt, wie wir aus einem weiteren Brief an Sophie Haufe
von 1805 erfahren.

Auch im Zahn-Kiefer-Bereich neigt Hebel zu chronisch entzündlichen Prozessen.
Davon ist 1806 und 1807 die Rede, wenn er wieder an Sophie Haufe schreibt: "Ich habe
diese Nacht viel wachen müssen, teils vor Schmerz, teils vor Herzeleid. Ich habe Zahnweh
und eine Zahnfleischgeschwulst oder eine Entzündung." Und dieses Leiden hat
Hebel nicht zum erstenmal, wie er noch ergänzend betont.

1807 wollte Hebel wieder ins Oberland fahren, aber er teilt Hitzig mit, "ein heftiges
Zahnweh, das mit einem Geschwür endigte, hielt mich davon ab". Im gleichen Brief erwähnt
er noch einen Krampfhusten, der ihn schon seit 1806 verfolge.

Im gleichen Jahr -1807 - erfahren wir in einem Brief an Gustave Fecht von derThera-
pie der Zahngeschwulst durch Auflegen von Kleie- und Kampfersäcklein mit der abschließenden
Bemerkung: " Es ist 6 Uhr früh. So früh treibt mich den ganzen Sommer
das Zahnweh heraus."

Diese über Jahre bestehenden Zahnwurzelgranulome - durch Streptokokken bedingt
, wie Dr. Berthold vermutet - waren dann wohl auch die Ursache eines zunehmenden
Muskelrheumatismus. Hebel bezeichnet dieses Leiden noch 1808 als Gicht. Aber
1812 berichtet er Gustave: "Mein böses Bein kam am Sonntag wieder, als ich im Museum
etwas unvorsichtig die Treppe hinaufsprang." Und später fährt er dann fort:

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