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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 1.1988
Seite: 152
(PDF, 35 MB)
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Hermann Burte hat aber auch in seinen alemannischen Gedichten dasThema der Arbeit
behandelt, und zwar vor allem bezogen auf das heimatliche Wiesental, dem die Industrie
, die "Neue Zwingfrau" ("Madlee", S. 147), im frühen 20. Jahrhundert ein
neues Gesicht gegeben hat.71 Eng damit verbunden war für ihn das Problem der sozialen
Unterschiede, und er stellte sich auf die Seite der arbeitenden Menschen, der "Brüder
tief im Lärmen der Fabriken" ("Die Flügelspielerin", S. 79). Besonders deutlich äußert
sich dieses soziale Empfinden des Dichters in den beiden in seiner "Madlee" enthaltenen
Gedichten "Blick aus der Fabrik" (S. 61) und "Seidenweberinnen" (S. 68).

Als dritte Schicht soll Burtes Auffassung von der Kunst gelten. Er selbst war ja Maler
und Dichter, also Künstler in zweifacher Weise. Das Gedicht "Scheitel der Pallas" aus
dem Band "Anker am Rhein" (1938) spiegelt Burtes Vorstellung vom wahrenWesen des
Künstlers wider. Das Kunstwerk wird symbolisiert durch die zu schaffende Gestalt der
griechischen Göttin Pallas Athene, derTochter des Zeus, und der Dichter als Schaffender
sieht sich in der Rolle des Bildhauers.

Scheitel der Pallas

"Wirf den Meißel weg, dein Werk ist eitel!
Diese Rechten Haares auf dem Scheitel
Nach dem Nacken wird kein Auge sehn,
Nur die Sterne« die darübergehn!

Nur die Vögel, die vorüberschweifen
Und mit Füßen in die Knoten greifen,
Keines Menschen Auge wird sie schaun,
Lasse diese Stelle unbehaun!"

"Einer, weiß ich, wird vom ätherblauen
Himmel lächelnd, segnend niederschauen,
Einer sieht, in Vaterstolz entzückt,
Seiner Pallas Hinterhaupt geschmückt!

Ihm zu gleichen in des Schaffens Treue,

Tat ich es, damit es ihn erfreue;

Jede Locke peinlich ausgeführt,

Sei mein Danken, das dem Zeus gebührt!

Also mit der letzten Kraft der Nerve
Wirkt der Meißel in der Eisenschärfe,
Bis die Tochter Gottes, lichtumweht,
Treu vollendet auf der Säule steht!

Aus dem Haupte, welchem sie entsprungen,
Kommt ein blanker Blick herabgedrungen,
Sieht er staunend diese Flechten an,
Grüßen sich als Schöpfer Gott und Mann!"

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