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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 1.1988
Seite: 175
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-01/0177
Antwort auf die Anmerkungen von Willi Werth zum

"Belchen-System"

(Vgl.: Das Markgräflerland, Heft 1, 1987, S.184)

In unserem kurzen Abriß des "Belchen-Systems", erstmals veröffentlicht in der Zeitschrift
"Das Markgräflerland" (Heft 2, 1985), sind vielleicht nicht alle Beweispositionen
deutlich genug dargestellt worden. Damals ging es darum, die von 1979 bis 1984 gewonnenen
Forschungsergebnisse in einem gedrängten Überblick aus naheliegenden
Gründen alsbald zu publizieren. Eine ausführliche Abhandlung wird mittlerweile vorbereitet
.

Nach wie vor trauen wir den Kelten und ihren Vorgängern zu, in einer natürlich entstandenen
Mittelgebirgslandschaft mit zahlreichen Erhebungen eine außerordentlich
günstige Anordnung mehrerer benachbarter Gipfel für die Einrichtung eines Sonnenkalenders
genutzt zu haben, indem sie diesen den Namen ihres Lichtgottes gaben.

Wie das neue Spezialgebiet "Archäoastronomie", die astronomischen Kenntnisse alter
Völker erforschend, bereits überzeugend dargetan hat, "wurden zu allen Zeiten und
in allenTeilen derWelt Himmelserscheinungen sehr genau beobachtet und Schlußfolgerungen
gezogen. Das Wissen um die Periodizität bestimmter Abläufe - sämtliche Phasen
des für die Landwirtschaft so wichtigen Vegetationsjahres wurden mit "kosmischen
" Daten verknüpft - half unseren Vorfahren, sich der Umwelt anzupassen, ortsfeste
Siedlungen zu errichten und jene Rituale und Zeremonien zu entwickeln, die ihrem
Dasein Sinn und Ordnung verliehen" (zit. aus J. Cornell: Die ersten Astronomen. Basel
1983 - Klappentext -).

Die einfachste und zugleich wichtigste Beobachtung galt dabei der täglichen Verschiebung
der Auf- bzw. Untergangspunkte der Sonne am Horizont. An den Kardinaldaten
, die schon immer den Ablauf des Sonnenjahres mit den beiden Wenden und den
Tagundnachtgleichen bestimmten, wurden diese Punkte fixiert: Dazu konnten sowohl
natürliche (Bergspitzen, Einschnitte) als auch künstliche Markierungen (z.B. Steinsetzungen
) dienen. Beide Arten wurden häufig nachgewiesen. Letztere am megalithi-
schen Monument von Stonehenge, bei dem sich die Vermutung, es sei vor allem ein Observatorium
gewesen, seit den Computeranalysen von Hawkins und White bestätigte:
"Die Ergebnisse erbrachten 10 klare Ausrichtungen zur Sonne und 14 zum Mond. Die
Wahrscheinlichkeit, daß eine solche Wechselbeziehung reiner Zufall ist, liegt bei rund
eins zu einer Million..." (zit. aus J. Cornell, S.56).

Wer es nur einmal für der Mühe wert gehalten hat, vom Elsässer Belchen aus einen
Sonnenaufgang über dem Schwarzwaldbelchen am Frühlings- oder Herbstanfang mitzuerleben
, wird dieses Naturphänomen, das sich in einer Distanz von 73 km abspielt,
nicht so leicht vergessen: Die Mittel für solche Beobachtungen waren schon ehedem
die gleichen wie heute - auch die Kelten "taten ihre Augen auf. um zu schauen...".

ZurToponymie (Ortsnamengebung): Tatsächlich finden sich bei den Linguisten unterschiedliche
Meinungen über Herkunft und Bedeutung des deutschen und des französischen
Bergnamens. Die deutsche Namensform "Belchen" von *"Bel(a)kos" (vgl. A.
Greule: Vor- und frühgermanische Flußnamen am Oberrhein. Heidelberg 1973, S.180)
dürfte wohl die jüngere sein und vom keltischen Stamm der Rauriker herrühren, der
seine früheren Wohnplätze zwischen Rhein, Ruhr und Weser verließ, um sich gegen
Ende des 2. Jh.v.Chr. im Land um den südlichen Oberrhein anzusiedeln. Auch bei Kas-

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