Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 2.1988
Seite: 61
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-02/0063
Zur Auswanderungsbewegung des 19. Jahrhunderts

Beispiele aus den Breisgaudörfem Bremgarten, Ebringen, Hartheim und Pfaffenweiler

Edmund Weeger

Hier wird nicht das gesamte Auswandereraufkommen einzelner Dörfer rekonstruiert
, denn die genauen Auflistungen sollen den Ortschroniken vorbehalten bleiben.
Vielmehr wird mit ausgewählten Beispielen versucht, die Vielfalt des Phänomens Auswanderung
kenntlich zu machen.

1. ".. .diese Auswanderung schleunigst zu bewerkstelligen".

Filip Widmann und Theresia Frei stellten zur Jahreswende 1853/54 einen Unterstützungsantrag
für ihr Auswanderungsvorhaben mit Ziel Afrika/Algerien. Am 2. Januar
1854 machte der Gemeinderat ihres Heimatortes Bremgarten dieses Vorhaben öffentlich
und forderte auf, "daß sich jene welche der Gemeinde u den Bürgern zur Last sind,
und dahin auszuwandern Lust haben, sich melden sollen, damit man allenfalls einer
größer Parthei solcher lustiger Einwohner, woran meistens ihreTrägkeit u ungeregelte
Haushaltung schuld ist, zur Auswanderung verhelfen könte, um dieselben als eine fortwährende
Last fortzubringen, indem vorauszusehen ist, daß solche Personen namentlich
von jetzt an bis zur künftigen Erndte noch ein großes Opfer Unterstützung kosten
werden.'a)

Bis Ende Februar hatten sich 9 Familien mit zusammen 93 Köpfen zum Auswanderungsvorhaben
auf Gemeindekosten gemeldet. Bürgermeister Grathwol und Pfarrer
Stett, "welcher mit der französischen Sprache befaßt ist",2' wurden von Gemeinderat
und Bürgerausschuß beauftragt, zu weiteren Erkundigungen bei der dortigen Präfek-
tur die "Reise nach Kolmar in einer Entfernung von 8 Stunden"3' zu unternehmen. Insbesondere
sollte in Erfahrung gebracht werden, ob und wann die Auswanderungswilligen
die französische Staatsbürgerschaft erlangen könnten. Am 27. Februar erstattete
der Bürgermeister vor dem versammelten Gemeinderat, großem und kleinem Ausschuß
, Bericht über die näheren Bedingungen einer eventuellen Auswanderung nach
Algerien. Die französische Staatsbürgerschaft sei frühestens nach zehn Jahren zu erlangen
- und nur bei guter Führung; jede Familie müsse mindestens 500 Franken Kapital
mitbringen und aus genügend arbeitsfähigen Mitgliedern bestehen; die Fahrt sei kostenlos
, und die Verpflegung werde vom französischen Militär gestellt u.s.w.

Die 22 anwesenden Mitglieder des großen Ausschusses entschieden nach dem Vortrag
des Bürgermeisters gegen die zur Frage stehende Gemeindeunterstützung. Im Protokoll
wurde als Begründung vermerkt, "daß die meisten davon wieder zurückkehren
würden, weil sie als Arbeitsscheu allgemein bekant, u ihre von der Gemeinde erhaltenen
Felder nicht bebauen wie sie könten u sollten, damit sie ihnen einen vollkomenen
Ertrag abwerfen."4)

Die Auswanderungswilligen gaben sich mit diesem negativen Bescheid nicht zufrieden
und versicherten, daß sie "nie mehr zurückkehren u gar nichts mehr ansprechen
wollen"."' In der zum 7. März einberufenen Sitzung wurde die ablehnende Haltung der
Gemeinde zunächst erneut begründet. Die Antragsteller hingegen bestanden auf ih-

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