Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 2.1988
Seite: 115
(PDF, 36 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-02/0117
Die Arbeiterunruhen und der kommunistische Putsch im
September und Oktober 1923 in Zell i.W. und Umgebung

Hans Fräulin

Vorwort

Von meinen Eltern erfuhr ich bereits in jungen Jahren, daß in Zell i.W. im Herbst 1923
ein kommunistischer Aufstand stattfand, der überörtliche Bedeutung hatte. Da sie jung
verheiratet unmittelbar am Ort des Geschehens gegenüber der alten Volksschule wohnten,
hatten sich vor allem meiner Mutter, die von auswärts nach Zell kam. die Begleiterscheinungen
des seinerzeitigen Aufstandes nachhaltig eingeprägt. Immer wieder kam das Gespräch
auf jene turbulente Nachkriegs- und Inflationszeit, in der vor allem in Zell, als vorwiegend
von der Textilindustrie geprägtem Industrieort. soziale Not besonders gravierend
in Erscheinung trat.

Als heimatgeschichtlich interessierter Zeller versuchte ich in späteren Jahren von Zeitzeugen
Näheres über die Hintergründe des - wie es hieß - "Kommunistenaufstandes" zu
erfahren. Erstaunlicherweise vernahm ich verhältnismäßig wenig Konkretes. Über Randerscheinungen
, die sich dem einen oder anderen eingeprägt hatten, wurde berichtet, die
tieferen Ursachen schienen jedoch in Vergessenheit geraten zu sein. Einzig der Mitbürger
und einstige Textilarbeiter Paul Rudiger. der heute noch in hohem Alter im Altersheim in
Häg lebt, wußte sehr präzis zu berichten, daß es sich damals fast zum gleichen Zeitpunkt
um zwei ganz verschiedene Dinge gehandelt habe. Zum einen um einen Generalstreik,
der gewerkschaftliche Züge hatte, und zum anderen um einen von der kommunistischen
Partei versuchten Aufstand mit dem Ziele eines Staatsstreiches.

Diesen hochkarätigen politischen und gewerkschaftlichen Geschehnissen in unserer engeren
Heimat schien es mir wert nachzugehen, vor allem, um in kommenden Generationen
und späteren Zeiten die Erinnerung an diese sozialgeschichtlich brisanten Vorgänge in
unserem Städtchen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Den letzten Anstoß dazu gab
mir Prof. Dr. Schubring, damals Dozent an der pädagogischen Hochschule in Lörrach, im
Zuge einer Unterhaltung im regionalgeschichtlichen Gesprächskreis im Hebelhaus in
Hausen.

Für Ergänzungen, die Übermittlung von unbekanntemTatsachenmaterial und vor allem
von Büddokumenten aus jenenTagen wäre ich dankbar, da gerade von letzterem bis heute
nichts bekannt wurde.

Mit den Arbeiterunruhen in Oberbaden haben sich in den Jahrzehnten seit 1923 mehrere
Autoren befaßt, am eingehendsten wohl Dr. Karl-Heinz Mundhenke mit seiner Dissertation
: "Der Oberbadische Aufstand vom September 1923". die Ende der 20er Jahre
verfaßt wurde.

Alle Autoren haben sich in erster Linie mit den Vorgängen in und um Lörrach, als dem
Zentralort im oberbadischen Raum, beschäftigt. Dabei blieben die Vorgänge in kleineren
Industrieorten, wie z.B. in Zell i.W. mit seinen 2.000Textilarbeitern. die nicht minder folgenschwer
und problembeladen waren, völlig außer acht.

Die Quellen meiner Informationen waren das Stadtarchiv Zell im Wiesental. die eingangs
erwähnte Dissertation. Presseartikel des "Markgräfler Tagblattes" und Informationen alter
Mitbürger der Stadt Zell, die sich an die Unruhen im Herbst 1923 noch erinnern konnten.

115


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-02/0117