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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 2.1988
Seite: 126
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-02/0128
Napoleon Bonapartes Umrisse im Spiegel des
"Rheinländischen Hausfreunds" von Johann Peter Hebel

Richard E. Schneider

Fast über die gesamte Ära des Redakteurs Hebel beim Jahreskalender des "Rheinländischen
Hausfreunds" in Karlsruhe hinweg lenkte Napoleon und mit ihm Frankreich
die politischen Geschicke West- und Südeuropas. Baden, Hebels Heimat, war
1803 vom korsischen Usurpator zum Großherzogtum erhoben worden und paßte sich,
in unmittelbarer geographischer Nachbarschaft zur Hegemoniemacht Frankreich, den
neuen politischen Verhältnissen ohne viel Murren und inneren Widerstand an. Mit der
darauffolgenden Unterzeichnung des "Rheinbund-Vertrags", der es unwiderruflich
fest an Frankreich band, war Baden ebenso eindeutig wie definitiv in das Lager des
französischen Kaisers übergewechselt.

Und im gleichen Zeitraum nahm die Karriere des Kalendermachers Johann Peter
Hebel unter großherzoglicher Protektion ihren Aufschwung, der - merkwürdig genug -
mit dem politischen Abtreten und der Verbannung Napoleons auf St. Helena auch ein
abruptes Ende fand.

I. Das ideologisch-historische Umfeld

Napoleon stürmte als "Soldat der Revolution", als Befreier von Tyrannei und neuer
Freiheitsheld in die zwar meist aufgeklärt, aber dennoch überwiegend absolutistisch regierten
deutschen Lande und Ländereien. Die vorgefundenen Duodez-Fürstentümer
ließ er handstreichs von der Landkarte verschwinden und förderte dieserart - sicherlich
ungewollt und ohne bewußten Blick auf die Zukunft - die macht- und staatspolitische
Konzentration in Deutschland. Denn mit dem Reichsdeputationshauptschluß von 1803
und dem Rheinbund-Vertrag zwischen Napoleon und 17 deutschen Landesfürsten im
Jahre 1805 zu Paris wurden auf dem langen Weg zur deutschen Einigung von 1871 die
ersten Meilensteine in jener Zeit gesetzt.

Die überlebenden und weiterregierenden deutschen Landesherrn verpflichteten
sich, mitsamt ihren Territorien, in einem Kompensationsgeschäft für die Fortdauer ihrer
Existenz zur unbedingten Gefolgschaft für den französischen Usurpator. Dies bedeutete
notfalls auch gegen das kaiserliche Österreich und die "Maison dAutriche", die
jahrhundertelang über das verblichene "Heilige Römische Reich Deutscher Nation"
regiert hatte. Mit einem einzigen Federstrich waren die früheren Vasallen des deutschen
Kaisers zu seinen unmittelbaren Gegnern und Feinden geworden.

Jedoch nicht allein in Deutschland restrukturierte Napoleon dank seiner unzähligen
militärischen Erfolge die geopolitischen und verfassungsrechtlichen Gegebenheiten
von Grund auf. Den gesamten mittel- und südeuropäischen Raum suchte er unter
Frankreichs Oberherrschaft zu zwingen. Die Weihnachten 1804 in der Kathedrale
Notre Dame zu Paris vollzogene Selbstkrönung zum französischen Kaiser und auch der
Verzicht des Habsburgers Franz auf die deutsche Kaiserkrone im gleichen Jahre ließen
Frankreich de facto zum Nachfolger des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation
" aufsteigen. Und dies nicht nur in den Augen der Franzosen selbst.

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