Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 2.1988
Seite: 134
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-02/0136
Hansjakob und Gotthelf

Helmut Bender

Es ist im vergangenen Jahr reichlich über den Volksschriftsteller Heinrich Hansjakob
(*1837) in Haslach im Kinzigtal, nachTheologie-. Philosophie- und Philologiestudium
1863 katholischer Priester, 1865-68 Vorstand der Höheren Bürgerschule in Waldshut.
1869-84 Pfarrer in Hagnau am Bodensee, 1871-81 badischer Landtagsabgeordneter,
zwischen 1874 und 1905 zahlreiche Reisen im In- und Ausland, 1884-1913 Pfarrer von
St. Martin in Freiburg. 1913 Übersiedlung in sein Heimatstädtchen Haslach, 1916
ebenda verstorben) geschrieben worden. Aus seinen Lebensdaten geht hervor, weshalb
die Jahre 1886 und 1887 besonders hansjakobträchtig waren, jedoch verhält es sich keinesfalls
so, daß man ihn und sein vielbändigesWerk (Erzählungen.Tagebücher und Reiseerinnerungen
, auch Politisches und Religiöses) auf solche Weise hätte wieder einmal
künstlich beleben müssen, im Gegenteil, die Hansjakob-Renaissance - wenn man überhaupt
von dergleichen sprechen möchte - setzte bereits in den frühen 70er Nachkriegsjahren
ein und hält bis heute unvermindert an (zahlreiche Neuherausgaben seiner
Werke bestätigen es). Selbstverständlich wertet man seine grundsätzlich kritischen
Schriften und geistreichen, mitunter freilich auch überspitzten Äußerungen heutzutage
besonders, schon ihres kulturgeschichtlichen Stellenwertes wegen, zudem hat Hansjakob
seine persönlichen Verdienste nicht nur mit seinen mitunter auch politischen
"Schlenkerern", sondern auf allen möglichen Gebieten (so etwa als Begründer der ersten
badischen Winzergenossenschaft in Hagnau anno 1881 - ein gutes Vierteljahrhundert
früher als die erste Markgräfler Genossenschaft in Schliengen durch Pfarrer Müller
gegründet!

Aber in erster Linie gilt Hansjakob als einer der führenden Volksschriftsteller seiner
Zeit und unserer Südwestregion. Sein Charakter und seine Schreibweise haben ihn
dazu ebenso prädestiniert wie seine Themen und seine ethischen und religiösen Anliegen
. Daß eines seiner großen Vorbilder der Schweizer Schriftsteller Jeremias Gotthelf
war. liegt auf der Hand. So rückt es nahe, im "Markgräflerland", am nördlichen Rand
des Hochalemannischen und zwischen Hansjakobschem und GotthelfschemTerrain gelegen
, einmal daran zu erinnern (vgl. auch: "Hansjakob im Markgräflerland" in: "Das
Markgräflerland", 2/1982). Rufen wir uns - in Ergänzung der Hansjakobschen Vita -
einige wesentliche Daten und Fakten aus Gotthelfs Leben in Erinnerung: 1797 als Albert
Bitzius und Sohn eines protestantischen Geistlichen in Multen geboren, studierte
er Theologie in Bern und in Göttingen, darüber hinaus beschäftigte er sich auch mit philosophischen
und geschichtlichen Studien. 1826 wurde er Vikar in Herzogenbuchsee,
1831 in Lützelflüh, bis zu seinem Lebensende (1854) wirkte er hier als Pfarrer. 1835-45
zudem als Schulkommissar im Kanton Bern. Streng konservativ, ging es ihm als Pfarrer
und nachmalig als "moralischem Schriftsteller" vor allem um die sittliche Erziehung seiner
Bauern und Landsleute und um die Bekämpfung des seinerzeit heftig aufgekommenen
Liberalismus und Radikalismus. Gotthelf wurde einer der bedeutendsten schweizerischen
, ja deutschen Erzähler, seine Sprache gibt sich realistisch, aber auch ungemein
vielfältig und mit bewundernswerter Detaillierung einzelner Szenen, ohne jedoch
das Gesamtwerk allzu pädagogisch-belehrend zu prägen.

Es verwundert also nicht, daß sich Hansjakob von der Person und den Werken des
Schweizerdichters angezogen fühlte. Als Gotthelf starb, war Hansjakob erst 17 Jahre

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