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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
51.1989, Heft 1.1989
Seite: 116
(PDF, 33 MB)
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Jagen — einst und heute

Herbert Glasmacher

Die Geschichte der Menschheit war - soweit sie aufgezeichnet wurde - immer auch
die Geschichte der Jagd. Zu stark ist der Jagdtrieb in uns entwickelt, als daß er sich so
einfach ablegen ließe wie ein Kleidungsstück. Die Lust zu jagen konnte so stark werden
, daß alle Kulturvölker zu Regelungen finden mußten, wer unter welchen Bedingungen
noch was jagen durfte. Das ist bis zum heutigenTag so geblieben.

Wie mag es wohl in den ersten Jahrtausenden nach der letzten Eiszeit gewesen sein?
Das Klima hatte sich stark verändert, und es war sehr viel wärmer geworden. Die Eispanzer
von Feldberg, Köhlgarten und Belchen schmolzen ab und hinterließen mächtige
Geröllfelder abgehobelten Gesteins, wie man sie noch heute in den Bergwäldern
findet. Wald gab es zu dieser Zeit noch nicht in unserer Region. Zwar stellte sich nach
Zurückweichen des Eises nach und nach erster Pflanzenwuchs in Form von Flechten,
Moosen, Gräsern und Zwergsträuchern ein. Später schlössen die ersten Pionierholzarten
wie Birke, Vogelbeere und Weiden an, aber das war noch kein Wald, wie es später
einmal der uns vertraute Schwarzwald sein sollte.

DieTierwelt nutzte das eisbefreite Land und nahm es rasch großflächig in Besitz. Mit
dem Rückgang des Eises, also vor 20.000 bis 10.000 Jahren, starben Großsäuger wie
Mammut, Altelefant, Waldnashorn. Steppenwisent. Riesenhirsch sowie Höhlenlöwe
und Höhlenbär aus. Mittelgroße Tierarten wie derTarpan, eine Urform des Wildpferdes
. Wisent, Ur, Elch, Rothirsch. Braunbär. Luchs. Reh, Wildschaf und Biber hatten
dagegen größere Chancen, sich in der stufenweise bewaldenden Landschaft zu halten,
weil sie im deckungsreichen Wald dem zunehmenden Jagddruck des Menschen erfolgreicher
ausweichen konnten.

Es steht heute außer Zweifel, daß Elefanten, Nashörner, Wildrinder, Wildpferde, Bären
und Biber den weitaus größten Teil der Beute eiszeitlicher Jäger stellten. Die Bedeutung
der Großwildjagd für unsere Vorfahren geht auch aus den in Ostspanien erhaltenen
Höhlenmalereien hervor, die uns zugleich einen Einblick in die Technik des damaligen
Jagens vermitteln. (Abb. 1)

Das Großwild war in der offenen Landschaft dem mit Verstand ausgestatteten und
technisch gerüsteten Menschen unterlegen. Nicht von ungefähr wurde damals ausschließlich
Großwild systematisch bejagt, da nur dabei der nicht unbeträchtliche Aufwand
durch den Jagderfolg - d.h. eine große Menge erbeuteten Wildbrets - wettgemacht
werden konnte. Der Einzeljäger war zu dieser Zeit praktisch unbekannt. Man
jagte stets in Gruppen, denn nur so war bei der Bescheidenheit der vorhandenen Waffen
Aussicht auf Erfolg. Somit ist die Jagd in Gruppen - Gesellschaftsjagd genannt -
eine der ältesten Jagdformen überhaupt. Sie wird noch heute ausgeübt als Treib- oder
Drückjagd, setzt jedoch relativ hohe Wildbestände voraus.

Speer sowie Pfeil und Bogen dienten als hauptsächliche Jagdwaffen, und es gehört
nicht viel Phantasie dazu, sich auszumalen, wie vieler schmerzvoller Verletzungen es
bedurfte. Tiere von der Größe eines Elefanten oder Wisents schließlich zu töten. Daß
hierbei mancher unserer jagenden Vorfahren selber sein Leben ließ, war das einzugehende
Risiko und Schicksal. (Abb. 2)

Daß der jagende Mensch durch die konsequente Verfolgung und letztliche Ausrottung
des Großwildes in Mitteleuropa unbewußt, aber durchgreifend auch Landschaft

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