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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
51.1989, Heft 1.1989
Seite: 155
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1989-01/0157
Bernhard von Weimar
Zu seinem Tod in Neuenburg vor 350 Jahren

Heinrich Bücheler

Von den vier großen Feldherrn des Dreißigjährigen Krieges kamen drei auf ihren
Feldzügen persönlich nie an den Oberrhein und ins Markgräflerland. Ti 11 y schlug
1622 den Markgrafen Georg Friedrich von Baden-Durlach bei Wimpfen und eroberte
Heidelberg; der Krieg verlagerte sich nach West- und Norddeutschland. Wa 11 e n s t e i n
verbrachte den Sommer 1630 in Memmingen und erfuhr dort im September seine Absetzung
durch den Regensburger Reichstag. Weiter nach dem deutschen Südwesten
kam der "Friedländer" auch im Zweiten Generalat von 1632-1634 nicht; am Hoch- und
Oberrhein vertrat ihn der Feldmarschall Aldringer. GustavAdolf residierte im
Winter 1631/32 in Mainz und erreichte im Frühjahr 1632 ebenfalls Memmingen. Dann
nahm er die Angriffsrichtung nach Osten, überschritt den Lech und besetzte München.
Zum weiteren Vorstoß auf Wien und zur Vertreibung Kaiser Ferdinands II. aus seiner
Hauptstadt kam er nicht mehr, denn Wallenstein zog ihn über Nürnberg nach Sachsen,
wo der Schwedenkönig im November 1632 bei Lützen denTod fand.

In Gustav Adolfs Sterbestunde ging über der "großen Schlachtenebene der Deutschen
" (Reinhold Schneider) das Gestirn des damals 28jährigen Herzogs Bernhard von
Sachsen-Weimar auf. Im kritischsten Augenblick entfachte er den Kampfgeist und Rachedurst
des führerlos gewordenen schwedischen Heeres und bewirkte damit, daß Wallenstein
am Abend des 16. November 1632 den Rückzug nach Böhmen antrat, obzwar
er nicht geschlagen und kräftemäßig sogar überlegen war. Diese erstaunliche Leistung
allein würde Bernhard von Weimar zu einem der größten Feldherrn des Dreißigjährigen
Krieges machen. Einige Jahre später jedoch vollbrachte er am Hoch- und Oberrhein
weitere große Kriegstaten. Für das Markgräflerland und die Reichsstadt Neuenburg
aber waren es schwerste Zeiten, denn Religionskriege sind meist die blutigsten
Kriege.

Bernhard wurde am 16. August 1604 im Herzogsschloß zu Weimar geboren. Da er der
elfte und letzte Sohn des Herzogs Johann war - der schon ein Jahr nach seiner Geburt
starb - das Herzogtum Sachsen-Weimar aber nur aus dem südlichenThüringen mit Weimar
und Jena bestand, konnte er sein Glück nur durch Kriegsdienste oder eine reiche
Heirat machen. Bernhard kam aus dem ernestinischen Zweig des Hauses Wettin, der
nach dem schmalkaldischen Krieg 1547 durch Kaiser Karl V. die Kurwürde eingebüßt
hatte. Die tüchtige Mutter, Herzogin Dorothea, und der Historiker Dr. Hortleder erzogen
den Jüngsten zum frommen Lutheraner. Obwohl körperlich mehr zart als robust,
war Bernhard durch Herkunft und Erziehung, vor allem aber durch seine feurige Seele,
zum Waffenhandwerk vorherbestimmt. Mit achtzehn Jahren, 1622, trat er in badisch-
pfälzische Dienste und erlebte gleich anfangs die Niederlage von Wimpfen. Auch unter
dem "tollen Christian" von Braunschweig und unter dem Dänenkönig Christian IV. erfuhr
er als junger Soldat die Launenhaftigkeit des Kriegsglücks. Dadurch unterschied
er sich vom jungen Alexander, mit dem er später verglichen wurde, gewann daraus aber
auch die Fähigkeit, mit schweren Niederlagen fertig zu werden.

Der Aufstieg Bernhards zu europäischer Bedeutung begann mit dem Eingreifen des
Schwedenkönigs in den Dreißigjährigen Krieg.Trotzdem wäre es falsch, in ihm nur ein
Geschöpf Gustav Adolfs zu sehen. Bernhard war ein militärisches Naturtalent, sehr ei-

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