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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
51.1989, Heft 2.1989
Seite: 9
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1989-02/0011
Holzkohle. Sowohl Funde aus der älteren Eisenzeit (nach dem Hauptfundort Hallstatt im
Salzkammergut als Hallstattzeit bezeichnet) als auch Zeugnisse der jüngeren Eisenzeit (La-
Tene-Zeit nach dem Fundort La Tene am Genfer See) weisen die Kontinuität der Besiedlung
auch in diesen Epochen aus. Im Bereich des Ortsetters und in den Gewannen "Zielberg".
"Reggenhag" und "Kirschbäumlebuck" wurden Schmuckstücke und Skelettreste beobachtet.
Für die Menschen jener Zeit taucht in frühen schriftlichen Nachrichten der Volksname der
Kelten auf. Sie pflegten Handelsbeziehungen bis zur Ostsee (Bernstein) und bis in den
Mittelmeerraum. Das läßt auf wirtschaftlichen Wohlstand und friedliche Zeiten schließen.
Doch dieser Zustand fand um die Wende zum letzten vorchristlichen Jahrhundert ein Ende, als
die Sueben unter Ariovist den Rhein überschritten und den dort lebenden keltischen Stämmen
ihr Gebiet streitig machten. Befestigte Siedlungen entstanden, konnten aber die Entwicklung
nicht aufhalten.

Nutznießer dieser Auseinandersetzungen waren die Römer. Auch ihnen gab die Fruchtbarkeit
des Bodens und die Gunst des Klimas Anlaß, sich hier niederzulassen. Unter der
ehrwürdigen Martinskirche wurden die Reste eines römischen Gutshofes (villa rustica)
entdeckt, wohl eine der größten Anlagen dieser Art im südbadischen Raum. Im Schutze des
späteren Kirchenbaues blieben Teile des ehemaligen Wohnhauses erhalten, das sich um einen
viereckigen, offenen Innenhof herum erhob. Unter dem Turm, unter dem Vorplatz der Kirche
und unter dem nördlich angrenzenden Parkplatz, wo nicht gegraben werden konnte, dürften
weitere Gebäudeteile ruhen. Aber schon das Freigelegte erlaubte die Feststellung, daß die
Ausstattung auf hohem Niveau stand: Mosaiksteine und Reste von Wandmalereien in dem
ehemaligen Wohnraum ließen künstlerische Gestaltungselemente erkennen, und aus der
Hypokaustierung von mindestens zwei Räumen konnte auf einen beachtlichen Komfort
geschlossen werden. Aus dem üblichen Rahmen fiel das Vorhandensein von drei oder vier
Kellerräumen statt nur eines Kellers, wie es sonst üblich war. Die zu einer solchen Anlage
zählenden Nebengebäude (Stallungen. Werkstätten wie Schmiede oder Töpferei. Gesindehäuser
. Bade- und Ökonomiegebäude sowie meist auch ein Tempel) und eine eingrenzende
Hofmauer ruhen w ohl noch im Boden, wenn sie nicht früheren Baumaßnahmen in der
Umgebung der Kirche zum Opfer gefallen sind. Besitzer dieser villa rustica dürfte eine
w ohlhabende Familie gew esen sein, v ielleicht im nahegelegenen Badenweiler oder in Äugst
(Augusta Raurica) ansässig. Sicherlich wurde auf den zu diesem Landgut gehörenden
Ländereien mehr als der Eigenbedarf erzeugt. Der Überschuß an Produkten fand mit großer
Wahrscheinlichkeit in Badenw eiler oder Äugst einen entsprechenden Abnehmerkreis. Einige
Gold- und Kupfermünzen aus dem Müllheimer Raum können als Anhaltspunkt für solche
Handelsverbindungen gewertet w erden.

Alamannische und fränkische Besiedlung des Raumes

Mit dem Einfall der Alamannen in das römisch besetzte Gebiet am Oberrhein um 260 n.Chr.
begann eine neue Zeit. Im Hin und Her der kriegerischen Auseinandersetzungen w urden die
Toten zunächst noch verbrannt und ihre Asche beigesetzt. Nach dem Jahre 500 tauchen
Erdbestattungen auf. anfangs in einfachen, geosteten Gräbern, später in Steinsetzungen und
Plattengräbern. Einzelne Bestattungen wurden innerhalb des Ortsetters bzw. in den Gew annen
"Riedberg". "Hägle". "Bugginger Weg" und "Lange Fuhren" beobachtet. Eine Gruppe von elf
Bestattungen in der Nähe des Hebelparkes - in drei Reihen angeordnet - könnte zu einem
Alamannenfriedhof gehört haben, der auf eine Ansiedlung größeren Umfanges am Austritt des
Klemmbachtales in die Rheinebene hinweist, einen der zahlreichen -ingen- und -heim-Orte im
fruchtbaren Altsiedelland. jene "villa Mulinhaimo", die in der Schenkungsurkunde des

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