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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
51.1989, Heft 2.1989
Seite: 11
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1989-02/0013
Bewohner entschlossen sich in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts, ihr kleines Gotteshaus
durch einen Neubau zu ersetzen, der dort entstand, wo sich heute die Martinskirche erhebt. Es
war ein längsrechteckiger Saalbau mit halbrunder, um Mauerbreite eingezogener Apsis an der
Ostseite und einer Altarschranke zwischen Schiff und Chor. Der Sarkophag des Stifterpaares
der Vorgängerkirche erhielt seinen neuen Platz rrutten im Langhaus. Wahrscheinlich wuchs
die Gemeinde weiter stark an. so daß wenige Jahrzehnte nach dem Neubau eine Erweiterung
durch die Anfügung eines Seitenschiffes im Norden notwendig wurde.

Neue Nöte löste der Kampf zwischen Kaiser und Papst aus. Schon in der Regierungszeit des
Kaisers Heinrich III. (1039-56) hatte Papst Leo IX. aus dem Egisheimer Grafenhaus die
Ausschaltung der Mitwirkung des Kaisers bei der Einsetzung von Bischöfen und bei der
Besetzung des Heiligen Stuhles gefordert. Erbitterter wurde die Auseinandersetzung zwischen
Kaiser Heinrich IV. (1056-1106) und Papst Gregor VII. (1073-85). der für den Papst sogar das
Recht forderte, den Kaiser absetzen zu dürfen. Adel und hohe Geistlichkeit - jeder auf seinen
Vorteil bedacht - standen in getrennten Lagern. Während die süddeutschen Herzöge zum Papst
hielten, blieb der Abt Ulrich von St. Gallen dem Kaiser treu. Das hatte zur Folge, daß seine
Besitzungen im Breisgau (also wohl auch in Müllheim) von den aufständischen Herren
überfallen und ihrem eigenen Gebiet zugefügt wurden.

In den Strudel dieser Ereignisse hineingerissen wurde auch die Grafenfamilie der Bertholde.
Vom mittleren Neckar stammend, entwickelte sie ihr Machtzentrum auf der Baar und im
Breisgau. 1061 wurde Graf Berthold mit dem Herzogtum Kärnten und der Markgrafschaft
Verona belehnt, wohl als Entschädigung für das 1057 an Rudolf von Rheinfelden vergebene
Herzogtum Schwaben. Damit gehörte Berthold dem Reichsfürstenstand an. und seine Besitzungen
wurden aus der Oberherrschaft des schwäbischen Herzogs ausgeklammert. Im
Zusammenhang mit diesen Vorgängen ist wohl auch die Entstehung der Herrschaft Badenweiler
zu sehen, zu der Müllheim gehörte, wie es im oberen Teil des Wappens der Stadt heute noch
zum Ausdruck kommt. Eine Burg Baden erscheint urkundlich erstmals 1122, während das
Ministerialengeschlecht der Herren von Baden ab 1123 auftaucht. Damit erhielten die Herzöge
von Zähringen (so nannte sich von 1098 an Berthold DL nach seiner Burg Zähringen bei
Freiburg, während der Herzogtitel von Kärnten übernommen wurde) einen Machtstützpunkt
mehr im südlichen Breisgau.

Am 5. Dezember 1146 kam Abt Bernhard von Clairvaux auf seiner Reise v on Frankfurt über
Basel nach Konstanz und Zürich auch an Müllheim vorüber. Im Auftrag des Papstes rief der
wortgewandte Prediger zu einem zweiten Kreuzzug auf. der dann auch 1147-49 zustande kam.
aber ergebnislos verlief. Herzog Konrad von Zähringen nahm an diesem Kreuzzug ins Heilige
Land nicht teil, sondern zog mit seinem Schwiegersohn, dem Weifenherzog Heinrich dem
Löwen, zur Bekehrung der heidnischen Wenden nach Pommern und Mecklenburg, ein
Unternehmen, dem der Erfolg ebenfalls versagt blieb. Ob die hundert Dienstmannen dabei
waren, die die Tochter Konrads, dementia, dem Weifen zusammen mit der Burg Baden(weiler)
und beachtlichen Ländereien als Morgengabe in die im März 1147 geschlossene Ehe
einbrachte? Die enge Verbindung des Zähringerhauses mit den Weifen löste den Zorn des
jungen Hohenstaufen Friedrich Rotbart - zu dieser Zeit noch Herzog von Schwaben - aus. der
zunächst Zürich eroberte und dann über Basel in den Breisgau einfiel. Freiburg einnahm und
die Burg Zähringen stürmte. Konrad mußte schließlich um Frieden bitten (1147).

In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts erfuhr der Kirchenbau in Müllheim eine weitere
Veränderung: die halbrunde Chorapsis wurde abgebrochen, und an ihrer Stelle entstand ein
längsrechteckiger Chor. In dieser Zeit war auch eine Taufanlage in Benutzung, die inmitten des
Langhauses lag.

Im Streit der Fürsten um Rang und Macht war Müllheim als Teil der Herrschaft Badenweiler
Spielball der Parteien: die Ehe zwischen dementia von Zähringen und dem Weifenherzog

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