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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
51.1989, Heft 2.1989
Seite: 17
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1989-02/0019
1746 war Markgraf Karl Friedrich vom Kaiser mündig erklärt worden und hatte die
Regierung in seinem Lande angetreten. Durch Reisen nach Holland. England und Frankreich
bestens informiert, begann er reiflich überlegte und gründlich vorbereitete Reformen, vor
allem auf dem Gebiet der Landwirtschaft, da er der Meinung war. daß die Wohlfahrt des
Landes auf dem Ackerbau beruhe. Neue Futtergewächse wurden eingeführt, die Schafzucht
gefördert, die Stallfütterung empfohlen. Wege und Straßen verbessert. Auf vielen Reisen
überzeugte sich der Landesv ater persönlich von den Fortschritten. So weilte Karl Friedrich
1748 auch in Müllheim und Badenweiler. 1756 erhielt Müllheim das Recht, jährlich zweimal
einen Jahrmarkt abzuhalten. Der erste fand am 26. Oktober statt. Im gleichen Jahr wurde die
seit 1360/70 erwähnte Filialkirche St. Margaretha in Niedermüllheim, die seit 1720 baufällig
war. neu erbaut. 1758 und 1760 brachten heftige Hochwasser: Teuerungsjahre mußten von
1770 bis 1773 überstanden werden.

1771 war - durch den Erbvertrag von 1765 geregelt - die seit 1535 getrennt regierte
Markgrafschaft Baden-Baden wieder mit der Markgrafschaft Baden-Durlach vereinigt worden
. Der Landesherr der gesamten Markgrafschaft. Karl Friedrich, besuchte Müllheim im
Herbst des Jahres 1773. Zehn Jahre später half er den oberen Vogteien nach einem entsetzlichen
Hagelwetter durch Nachlaß der Schätzung (Steuer) und anderer Schuldigkeiten. Im
gleichen Jahr (1783) setzte er sich am 23. Juli sein schönstes Denkmal durch die Aufhebung
der Leibeigenschaft für alle Untertanen. In ihrem Gefolge bahnte sich dann auch eine
allmähliche Ablösung der Zehntverpflichtungen an. die sich jedoch über Jahrzehnte hinzog,
denn das Land stand unter dem Druck schwerwiegender politischer Ereignisse.

Die Französische Revolution und ihre Folgen

Die große Französische Revolution von 1789 hatte auch diesseits des Rheines Unruhe
ausgelöst. Viele Emigranten kamen aus Frankreich und bildeten hier eine eigene Armee. Den
Oberbefehl führte Prinz von Conde, der sein Hauptquartier längere Zeit in Müllheim hatte. Daß
sich dabei trotz allen Kriegslärms eine kleine Liebesepisode zwischen dem Enkel des Prinzen
von Conde. dem Herzog von Enghien. und der Müllheimer Bürgerstochter Judith Löffler
entspann, sei nur am Rande vermerkt, auch, daß sie keine Erfüllung fand, denn der junge
Herzog wurde 1804 wegen einer angeblichen Verschw örung gegen Napoleon standrechtlich
erschossen.

Die Truppen Condes konnten den Rheinübergang der Franzosen im Sommer 1796 nicht
verhindern. Mit einem Waffenstillstandsvertrag versuchte der Markgraf, ärgeres Übel von
seinem Lande abzuhalten. Aber die Truppendurchzüge und -rückzüge brachten Leid genug.
Das Heer des französischen Generals Moreau. das bis nach Bayern vorgedrungen war, mußte
sich zurückziehen und plünderte dabei am 23. Oktober 1796 neben Seefelden und Hügelheim
auch Müllheim. Erzherzog Karl schlug die Franzosen tagsdarauf bei Schliengen und zwang sie
zum Rückzug über den Rhein. 44 918 Gulden an Kriegsschäden stellte Müllheim wenige
Monate später fest. Und dazu hatte noch eine heftige Viehseuche den bäuerlichen Wohlstand
geschmälert.

1799 hatte sich in Frankreich Napoleon an die Spitze des Staates gestellt und die Verwaltung
sowie die Gesetzgebung straff organisiert. Ein doppelter Feldzug in Italien und Süddeutschland
sollte Österreich treffen. Mit dem Frieden von Luneville (1801) und dem dessen
Bestimmungen ausführenden Reichsdeputationshauptschluß (1803) stand das Deutsche Kaiserreich
vor seiner Auflösung. Der Rhein wurde im badischen Bereich endgültig zur deutschen
Westgrenze. Die Markgrafschaft erhielt erheblichen Gebietszuwachs und wurde zum Kurfürstentum
erhoben. Mit 13 Organisationsedikten kam eine Neuordnung des Landes in Gang.

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