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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
51.1989, Heft 2.1989
Seite: 20
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1989-02/0022
Tag nach Müllheim gebracht, am 23. April (Ostersonntag) mit militärischen Ehren auf dem
Friedhof beigesetzt, einige Tage später aber auf Wunsch der Familie in die Familiengruft bei
Frankfurt überführt.

Im badischen Oberland wurde der Kriegszustand ausgerufen, konnte aber nach einigen
Wochen wieder aufgehoben werden. Nach Abzug der Truppen übernahm eine Bürgerwehr die
Aufrechterhaltung der Ordnung. Aber heimlich w urde doch für die revolutionären Flüchtlinge
in der Schweiz gesammelt. Deren unruhiges Treiben gipfelte schließlich darin, das Gustav von
Struve am 21. September 1848 von Basel aus nach Lörrach zog und dort die Republik ausrief.
Am 23. September traf er in Müllheim ein, begleitet von einigen Gesinnungsgenossen, der
Lörracher Bürgerkavallerie und einem Freiwilligen Oberländer Schützenkorps, zusammen
etwa 700 Mann. Auch hier wurde vom Balkon des Stadthauses aus die Republik proklamiert.
Alle wehrfähigen Männer von 18 bis 40 Jahren hatten sich zu stellen. Wer 1 000 Gulden zahlte,
war von der Wehrpflicht befreit. Tags darauf zog Struve in nördlicher Richtung ab. Aber schon
nach wenigen Stunden trafen flüchtende Freischärler ein und berichteten vom kläglichen Ende
des Marsches in Staufen. Struve wurde in Wehr gefangen genommen und später zu einer
mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt.

Die Nationalversammlung in Frankfurt (Paulskirche) vollendete Anfang 1849 die Reichsverfassung
. Aber König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, dem am 3. April 1849 die Würde
eines Kaisers der Deutschen angeboten wurde, lehnte diese ab. Die Gärung im Volk verstärkte
sich und erfaßte nun auch das Militär. In Freiburg und Lörrach, dann auch in anderen
Garnisonen kam es zu offenen Widersetzlichkeiten, die schließlich zum Sturz der großherzoglichen
Regierung am 14. Mai 1849 führten. Meutemde Dragoner kamen vom 12. bis zum 15.
Mai auch nach Müllheim, wo Abgeordnete der Provisorischen Regierung versuchten, sie zu
beeinflussen. Die Offiziere setzten sich über Neuenburg ab und wollten auf der elsässischen
Seite zum Großherzog stoßen. Zum zweiten Mal wurde in Müllheim die Republik ausgerufen.
Aber am Vormittag des 9. Juli 1849 zogen preußische Truppen ein und machten dem
revolutionären Spuk ein Ende. Die Volkswehr wurde entwaffnet. Der Oberbefehlshaber der
siegreichen Preußen, Kronprinz Wilhelm, der spätere Kaiser, kam im Juli durch Müllheim, als
er nach Badenweiler fuhr, wo er im Gasthof "zum Römerbad" Quartier bezog. Zwischen
Müllheim und Niederweiler fand eine große Truppenschau statt. Quartiergäste der verschiedensten
Regimenter mußten die Müllheimer noch bis zum 28. Juni 1850 beherbergen.

Friedliche Aufbaujahre

Anfangs des Jahres 1850 konnten die katholischen Mitbürger erstmals einen Gottesdienst
in der Margarethenkirche feiern, die aber weiterhin auch den Evangelischen bei Beerdigungen
zur Verfügung stand. Kaum waren ruhigere Zeiten eingetreten, als Überschwemmungen und
Hagelwetter in vier aufeinanderfolgenden Jahren - 1850 bis 1853 - neue Not auslösten. Der
Sommer 1854 brachte nochmals eine schlechte Ernte. Dann besserten sich die Verhältnisse,
und die Stadt konnte sich wichtiger Aufgaben annehmen. So entstanden 1854 eine "Kleinkin-
derbewahranstalt" und die Kreditkasse, die neben der schon seit 1838 bestehenden Sparkasse
der Bevölkerung geordnete Geldgeschäfte garantierte. 1860 wurde eine Höhere Töchterschule
gegründet, die sich neben der Volksschule und der 1839 aus der Lateinschule hervorgegangenen
Höheren Bürgerschule (heute Gymnasium) einige Jahrzehnte behaupten konnte. Schließlich
nahmen 1866 die Gewerbeschule und 1867 die Landwirtschaftliche Winterschule ihren
Unterricht auf. In diesem Jahr erbaute die Stadt auch ein neues Rathaus (Ecke Wilhelm-/
Werderstraße). Schon 1864 war Müllheim Sitz eines Amtsgerichtes geworden. 1870 wurde
eine umfassende Feldbereinigung begonnen.

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