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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
51.1989, Heft 2.1989
Seite: 23
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Den frohen Tagen folgte am 11. Juli 1911 ein trauriges Ereignis: im Bahnhof Müllheim, der
damals erweitert und mit einer Unterführung versehen wurde, entgleiste ein Eilzug aus
Richtung Basel. 14 Tote und 35 Verletzte waren zu beklagen. Die Männer der Sanitätsgruppe
Müllheim bestanden bei diesem Unglück ihre erste Bewährungsprobe.

Das sonnige und trockene Jahr 1911 brachte einen vorzüglichen Herbstertrag, den die ältere
Generation heute noch nicht vergessen hat.

Der Erste Weltkrieg und seine Folgen

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges am l. August 1914 veränderte das Bild ruhiger
Aufwärtsentwicklung total. Reservisten und Freiwillige wurde in den Kasernen eingekleidet.
Bauern brachten ihre Pferde zur Aushebung. Verschiedene Truppenteile bezogen Quartier,
auch Stäbe höherer Kommandostellen. Das löste wohl auch die ersten Fliegerangriffe auf
Müllheim am 23. August 1914 aus. Im Garnisonslazarett trafen Verw undete aus den Kämpfen
um Mülhausen ein. Schon 1915 machten sich die ersten Versorgungsengpässe bemerkbar und
steigerten sich von Jahr zu Jahr. Die Glocken wurden von den Kirchtürmen geholt, die
Orgelpfeifen ausgebaut. Die Stadt mußte Kriegsnotgeld als 25- und 50-Pfennigscheine
ausgeben, da alles Metall gebraucht wurde. Als der Krieg im November 1918 zu Ende ging,
waren 91 Gefallene und Vermißte aus der Stadt zu beklagen.

Obwohl Not und Elend der Nachkriegsjahre schw er auf der Bevölkerung lasteten: packte
man die vielfältigen Aufgaben mit neuem Mut an. Neue Wohngebiete wurden erschlossen, und
die Stadt erw arb in der Nähe des Bahnhofs Gelände zur Ansiedlung von Industrie. Die schon
1913 geplante Umgestaltung der Martinskirche zur städtischen Festhalle wurde in Angriff
genommen. Da Müllheim aufgehört hatte. Garnison zu sein, w urde ein Teil der Kasernen von
der Stadt gekauft, andere Teile wurden gemietet. Zunächst nahm eine Konservenfabrik darin
ihren Betrieb auf. später fanden Volksschule (1925) und Realschule (1929: heute Gymnasium )
dort genügend Raum für die w achsende Zahl der Klassen. In das frei w erdende Gebäude der
Realschule (Ecke Werderstraße/Lindle) zogen die Gewerbeschule und die ihr angegliederte
Handelsschule ein.

Die w irtschaftliche Notlage führte zur rapiden Geldentw ertung. Im August 1923 mußte die
Stadt 30 Billionen Mark Notgeld in Scheinen zu 500 000 und 1 000 000 Mark ausgeben, im
Oktober weitere 50 Billionen, am 6. November nochmals 150 Billionen und endlich am 13.
November 1 000 Billionen in Scheinen zu je 500 Milliarden Mark. Damit hatte die Inflation
ihren Höhepunkt erreicht. Ende November w urde das Notgeld eingezogen. Für eine Billion
"Papiermark" bekam der Bürgereine "Rentenmark". 1924 umgewandelt in "Reichsmark". Die
letzten Verordnungen zur Zwangsbewirtschaftung von Lebensmitteln konnten aufgehoben
werden.

Am 11.Dezember 1929 erfolgte mit einer Flaggenhissung beim Gasthof "Auerhahn" auf der
Sirnitz die offizielle Eingliederung der bis dahin abgesonderten Gemarkung "Vogtei Müllheim
", ein Waldgebiet von knapp zehn Quadratkilometern zwischen Schweighof. Sirnitz.
Kreuzweg und Köhlgarten, das 1875 aus dem mittelalterlichen "Gemärkswald" (s.o.) hervorgegangen
war. in die Stadtgemarkung Müllheim.

Mit dem ersten Auftreten von Mitgliedern der NSDAP in Gemeinderat und Bürgerausschuß
im Jahre 1931 begann ein düsteres Kapitel in der Geschichte der Stadt. Wachsende Arbeitslosigkeit
. Unzufriedenheit und Parteienstreit hatten den Boden entsprechend vorbereitet. Mit
der Regierungsübernahme durch Hitler am 30. Januar 1933 ging auch hier eine Position nach
der anderen in die Hände der neuen Machthaber über. War man anfangs noch zufrieden, daß
so mancher Arbeitslose im Rahmen des Freiwilligen Arbeitsdienstes (1933-35) beim Wege-

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