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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
51.1989, Heft 2.1989
Seite: 62
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1989-02/0064
Ulrich von Zatzikhoven und die Entstehung
des mittelhochdeutschen La/3ze7ef-Romans

Überlegungen zur Herkunft des Dichters und zur Gönnerschaft1'
Michael Bärmann

1. Die höfische Artusdichtung und der Lanzelet Ulrichs von Zatzikhoven -

eine literarhistorische Skizze2)

Die Literaturgeschichte des deutschen Mittelalters kennt für die Zeit der hochhöfischen
Epik im wesentlichen drei große Autoren: Den Ostfranken Wolfram von Eschenbach
, der mit seinem Parzivaldas wohl beliebteste Ritterepos seiner Epoche verfaßte,
den Alemannen Hartmann von Aue. vertreten mit den beiden Artusepen Erec und
Iwein. und schließlich Gottfried von Straßburg mit seinem Fragment gebliebenen Tristan
. Diese wenigen bedeutenden Werke haben den Stiltypus des höfischen Epos entscheidend
geprägt und lange nachgewirkt, wie noch die jüngste Literaturgeschichte
zeigt. Besondere Bedeutung kommt hierbei der sogenannten Artusepik zu, die auch in
der Folgezeit immer neue Themen und Gestalten hervorbrachte, welche sich in größeren
Dichtungen niederschlugen. Diese Werke handeln in der Regel von Rittern, die zur
Tafelrunde des Königs Artus gehören oder zu ihr in Beziehung treten, zur höfischen Gesellschaft
jener legendären Herrschergestalt, die zum Inbegriff des Rittertums wurde,
nachdem sie und ihre märchenhafte Welt aus dem keltisch-britannischen Sagenraum in
die europäische Literatur des Mittelalters Eingang gefunden hatte. Die Artuswelt ist -
anders als die in der Epik um Karl den Großen.Theoderich (Dietrich von Bern) oder
etwa Attila (Etzel) gedachte historische Wirklichkeit - eine Märchenwelt, gelöst von
Ort und Zeit, von sozialen oder politischen Bedingungen, sie ist vielmehr eine phantastische
Welt von Aventiuren, welche die Ritter der Tafelrunde zu bestehen haben, um
ihre Ehre zu steigern oder wiederzuerlangen, eine Welt der höfischen Minne und der
festlichen Freude.

Neben Hartmann von Aue, Wolfram von Eschenbach, Gottfried von Straßburg -
auch wenn in diesen drei Autoren die staufische Dichtung gegen Ende des 12. und zu
Beginn des 13. Jahrhunderts gipfelt - erscheinen eine ganze Reihe anderer mittelhochdeutscher
Dichter durchaus beachtenswert. Einer von ihnen ist Ulrich von Zatzikhoven
, der um oder bald nach 1194 einen Artusroman aus dem Französischen ins Deutsche
übersetzte, welcher nach dem Helden der Geschichte. einem Ritter derTafelrunde
des Königs Artus. Lanzelet genannt wird. Fast 10 000 Verse verwendet Ulrich darauf,
ausführlich zu berichten, wie Lanzelet bei einer Meerjungfrau erzogen wird, später
dann in die Welt hinaus reitet und zahlreiche Abenteuer besteht, bis er nach dem entscheidenden
Kampf mit dem Feind der Meerkönigin seinen Namen erfährt, Iblis, die
Tochter des Gegners, zur Frau erhält und danach an den Hof des Königs Artus gelangt.
Die zweite Hälfte des Romans besteht im wesentlichen aus weiteren, episodenhaft aneinandergereihten
Aventiuren des Artusritters, die schließlich in der Inbesitznahme seines
Reiches und desjenigen seiner Frau münden.

Weniger die Dichtung Ulrichs von Zatzikhoven als v ielmehr der Autor selbst soll im
folgenden behandelt werden. Auch wenn nichts Sicheres über ihn bekannt ist, erscheint
es doch an der Zeit, angesichts der heutigen Quellenlage ein altes Vorurteil der Literaturgeschichte
zu überdenken und die Frage nach der Herkunft Ulrichs neu zu stellen.

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