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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
51.1989, Heft 2.1989
Seite: 79
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1989-02/0081
Verw andter des Zähringers, die Krone erhalten. Diesen Aktivitäten bereitet die unverhoffte
Gefangennahme und Haft des englischen Königs Richard Löwenherz ein rasches
Ende: Der Bund der gegnerischen Fürsten kann von Heinrich rechtzeitig zerschlagen
werden. Ottokar von Böhmen wird sogar abgesetzt. Bertold von Zähringen
wird in diesem Bündnis der Fürsten wohl keine allzu wichtige Rolle gespielt haben:
Heinrich ergreift keinerlei einschneidende Maßnahmen gegen ihn.

Bertold V. ist bei den abschließenden Verhandlungen über die Lösegeldforderungen
zur Freilassung Richards, die vom 25. Juni 1193 an in Worms stattfinden, nicht urkundlich
nachw eisbar. Am 8. Januar 1196 erst ist er wieder mit dem Kaiser zusammen (in Hagenau
) bezeugt. Anfang April desselben Jahres dann in Würzburg auf dem Reichstag
(zusammen mit Landgraf Hermann vonThüringen!).s:) Daraus ist zu ersehen, daß Bertold
wohl keine verhandlungsführende Rolle während der Haftzeit König Richards eingenommen
hat und erst nach der Freilassung des Gefangenen wieder im Umfeld des
Kaisers auftaucht. Das welsche buoch ist also über Umwege zu Bertold gelangt oder zu
einem späteren Zeitpunkt, als es Ulrichs Text auf den ersten Blick glauben macht. Jedenfalls
spricht nichts gegen diese beiden Möglichkeiten. Mit BertoldV. ist eine historisch
bedeutsame Figur greifbar, die ebensogut als Auftraggeber des Lanzelet hätte auftreten
können wie die Toggenburger Grafen oder Abt Diethelm von der Reichenau.
Gibt es nicht vielmehr plötzlich Korrespondenzen zwischen dem Lanzelet-Stoff, wie
Ulrich ihn darbietet, und der historischen Realität? Die "Vorgeschichte" des Romans,
die Empörung der Fürsten gegen Pant. den Vater Lanzelets. der alsTyrann beschrieben
wird, ähnelt doch frappierend den historischen Ereignissen, die wir oben kurz umrissen
haben.^' Spiegelt sie die stauferfeindliche Gesinnung des Gönners wieder? Möglicherweise
ergeben sich nicht nur in diesem Punkt neue Perspektiven zum Lanzelet des Ulrich
von Zatzikhoven.

Zusammenfassung

Wir sind von einem immer noch bestehenden Vorurteil der Literaturgeschichte ausgegangen
, das auch nach vielen Jahrzehnten noch weitertradiert wird und vielleicht
dringender denn je einer kritischen Prüfung bedarf, und haben in einem ersten Schritt
das Spektrum der möglichen Herkunftsorte Ulrichs von Zatzikhoven um das im hochalemannischen
Sprachraum liegende Zizingen erweitert. Die dortigen Besitzverhältnisse
sind mangels urkundlicher Belege nicht genau klärbar. ebensowenig wissen wir
über die in Zizingen ansässige Bevölkerung auch nur ansatzweise etwas. Erst im späten
13. Jahrhundert werden einzelne Zizinger historisch greifbar, doch weisen sie zurück
auf ein dörfliches Meliorat. dem möglicherweise schon gegen Ende des 12. Jahrhunderts
der soziale Aufstieg gelang. Ausgehend von der Hypothese, die Zähringerher-
zöge und damit BertoldV. könnten Interesse an einer Übersetzung des Lanze7efgehabt
haben, aber auch in der Lage gewesen sein, ein solches Unternehmen zu finanzieren,
ist es durchaus als wahrscheinlich anzusehen, daß der Dichter Ulrich von Zatzikhoven
ein Bediensteter Bertolds V. gewesen sein könnte. Was auch immer dieser Ulrich für
mögliche sonstigeTätigkeiten ausübte oder Funktionen w ahrnahm, muß er doch der gehobenen
sozialen Schicht seiner Zeit angehört haben. Sein Werk jedenfalls erlaubt
keine sicheren Schlüsse: vielleicht ist dies auch die Absicht des Autors.

Was bleibt, ist eine bisher nicht registrierte zusätzliche Unsicherheit hinsichtlich der
Herkunft Ulrichs und der Person seines Gönners. Daran ändert auch eine vereinzelte
Urkunde nichts, in der ein Geistlicher genannt wird, der denselben Namen wie unser

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