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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
51.1989, Heft 2.1989
Seite: 90
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nen. ArthurYoung war im Elsaß noch zufällig in das revolutionäre Geschehen hineingeraten
: die nach ihm kamen taten das mit der Absicht. Ereignisse und Atmosphäre der
Revolution aus unmittelbarer Anschauung zu erleben. Solche Wallfahrer werden wir
hier noch kennenlernen. Und schließlich gab es viele, die aus der Entfernung an den
Fortschritten der Revolution Anteil nahmen und hofften, es möge gerade auch von
Straßburg, jenem Fanal der Revolution vor Deutschlands Toren, eine befreiende Wirkung
auf die heimischen Verhältnisse ausgehen. Zu ihnen gehört der schwäbische Dichter
, Musiker und Journalist Christian Friedrich Daniel Schubart. der berühmte Gefangene
vom Hohenasperg.

Es ist vielleicht kein Zufall, daß Schubart von den Vorgängen in Straßburg gerade das
Bundesfest, das am 12. Mai 1790 dort gefeiert wurde, wahrnimmt und schildert. Denn
in den Festen erhalten Selbstverständnis und Gesinnung der revolutionären Franzosen
gerade auch für auswärtige Zuschauer vielleicht ihren deutlichsten Ausdruck. Und unter
diesen Festen ragt das Bundesfest, la fete de la Föderation . als das spontanste, beschwingteste
und erste in einem großen Zyklus besonders hervor. Es wurde während
des ersten Jahres der Revolution in allen Gemeinden Frankreichs gefeiert und fand seinen
Höhepunkt auf dem Marsfeld in Paris am 14. Juli 1790, dem ersten Jahrestag der
Erstürmung der Bastille. Ein glückliches Jahr sollte auf diese Weise seine Krönung finden
. Anliegen war, alle Franzosen gegen die Feinde der Revolution symbolisch zu vereinen
. Die Hauptrolle kam dabei der Nationalgarde einer Stadt zu. die mit der Garde einer
benachbarten Stadt einen Verteidigungsbund schloß. Das Fest besiegelte dann dieses
Bündnis. Meist marschierten dabei Nationalgarden gemeinsam mit regulärenTrup-
pen vor die Stadt, wo in Anwesenheit des Bürgermeisters, der Stadtbeamten und zahlreicher
Bürger eine Messe unter freiem Himmel gelesen wurde. Diese war mit politischen
Ansprachen verbunden und endete mit der Weihe der Fahnen und dem Bundeseid
. Nachdem die Prozession in die Stadt zurückgekehrt war. gab es oft ein Bankett und
ein Freudenfeuer und mancherorts am Abend als würdigen Abschluß auch noch einen
Ball und ein Feuerwerk. Schubarts Darstellung in seiner Vaterländischen Chronik vermittelt
uns neben einigen Einzelheiten des Ablaufs vor allem die Stimmung, die dieses
Fest in Straßburg umgab.

Ganz nahe an unsern Grenzen wurde letztern Sonntag ein Fest gefeiert, das an Feierlichkeit
. Erhabenheit und herzerschütternder Größe in der Geschichte der Völker
nichts Ähnliches hat. Da schlangen sich die Nationalgarden in ein ewig unzerreißbares
Band. In der Metzgeraue. die künftig die Bundesaue genannt wird, erhob sich ein Erdhügel
, mit zween Wegen umgürtet, von Menschen wimmelnd. An den Ecken waren
Eichbäume gepflanzt, an denen Wimpel von Nationalfarben wehten. Mitten auf dem
Hügel erhob sich ein Altar von Rasen, derVaterlandsaltar genannt. Des großen Bundes
Sinnbild war eine Korngarbe, die gegen die Armee hinnickte, und dann die Bundesfahne
, über dieser Garbe wie mit Cherubsflügeln spielend. Vor dem Altare das Heer in
einem offnen Viereck, die Bundesgenossen in der Mitte. Vor diesem Altare. dem höchsten
Gesetzgeber geheiligt, erhoben die verbündeten Franken (ein deutscher Brudername
) die Finger gen Himmel und schwuren: Ewig treu zu bleiben dem Gesetz! Mit aller
Kraft die Konstitution zu bewahren! All dies geschah unter dem Geläut der Glocken
und Abdonnern der Kanonen. Die Munizipalität, von den Kindern des Vaterlandes begleitet
, nahm ihren Platz auf dem Amphitheater: dann wurde eine stille Messe vordem
Altare des Vaterlandes gehalten und die Fahnen eingeweiht. Bald trat ein protestantischer
Prediger auf und sprach laut von der Größe. Würde und Heiligkeit desTages. Man
sagte dem Heere und den Bundesgenossen die Eidesformel vor und unter dem
Schwünge der Bundesfahne antworteten die Bundesgenossen: Wir schwören es. Die

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