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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
51.1989, Heft 2.1989
Seite: 190
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1989-02/0192
Bücher und Zeitschriften

Gelb-rot-gelbe Regierungsjahre. Badische Politik nach 1945.
Hrsg. von Paul-Ludwig Weinacht. 418 S.. 1 Frontispiz. + 10 Abb.
Geb. Sigmaringendorf (Glock & Lutz) 1988.

Gedenkschrift zum 100. Geburtstag Leo Wohlebs' wurde im Untertitel vermerkt, und das Vorwort
schrieb Regierungspräsident N. Nothhelfer: eine insgesamt berechtigte Ehrenrettung für Badener und
Nichtbadener, für Pro und Contra. Eine Wohleb-Ausstellung war im Freiburger Staatsarchiv im September
'88 parallel arrangiert worden: schlicht und dokumentär-eindringlich. So will sich auch der Band geben,
vor allem möchte er dem Zeitgeschichtlichen und damit den schwierigen ersten Nachkriegsjahren gerecht
werden. Wohleb als Südbadener. als Bundesdeutscher und als Europäer: ein Dreiklang, der erstrebt w urde.
Angesichts der Brisanz des Themas in Sache Südweststaat gehört Mut. aber auch Gelassenheit dazu, ein
solches CEuvre bald 40 Jahre danach herauszugeben.

Es gliedert sich in 6 Teile: zunächst werden letzte Kriegsjahre und erste Nachkriegsjahre beleuchtet (mit
O.B. Roegeles 'Schüler im "Dritten Reich'", ein autobiographisches Fragment des späteren Hrsg. des
'Rheinischen Merkurs', femer mit K. S. Baders vortrefflichen Tagebuchauszügen, Juli '45 bis Juni '46, und
mit F. Büchners Beitrag über die 'Christliche Arbeitsgemeinschaft' als Vorläufer Bonner Parteipolitik), es
folgt' Besatzung und Neubeginn' (u.a. über De Gaulle, zur Verfassung Südbadens anno '47. zur CDU-
Gründung im Badischen sowie mit einem Beitrag des Juristen Th. Maunz über Wohleb und die
Gesamtdeutsche Ministerkonferenz 1947). Die 'Badischen Regierungsjahre' behandeln Wohleb sowie
seine Agrar- und Bodenreform, seine Außenpolitik, auch Heuss als Bundespräsident anno '51; in Kirche
und Staat' wurde ein Aufsatz über den Erzbischof Gröber eingebaut: 'Der Kampf um Baden' beleuchtet
nochmals realistisch und kritisch die Südweststaat-Kreation einschließlich der Revision des Bundesverfassungsgerichts
(aufschlußreich auch eine nicht gehaltene Wohlebrede 'Wir kapitulieren nicht! ',): eher
rückblickend schließlich Nach der Auflösung Badens' mit 'Konrad Adenauer. Leo Wohleb und die
badische Frage', mit Wohleb als Diplomat' und Ein Badener in Stuttgart' (von Altregierungspräsident H.
Person). Von Undank und Dank' durfte nicht fehlen (wobei der Undank sinngemäß an erste Stelle gerückt
wurde!).

Zeitgeschichte oder mehr? Dokumentation vorab, aber nicht nur. Kamen die Altbadengegner zu Wort?
Altera partes... Das schreibt ein Rez.. der selbst ein umfängliches Werk über das geschichtliche Baden in
mehreren Auflagen herausgebracht hat und der. w ie die Mehrzahl der hier zu Wort Kommenden, ein guter
Badener und hemach ein rechtschaffener Baden-Württemberger wurde, eben weil man die Zeit nicht
zurückdrehen kann und weil man gerade als Historiker weiß, daß alles zu seiner Zeit seinen Gang nimmt.
'Voreingenommenheit zu entlarven', wie Nothhelfer in seinem Vorwort es formuliert hat. ist im nachhinein
schon einmal nötig geworden, insbesondere gewisser Manipulationen wegen, die ja im Kapitel Der Kampf
um Baden' detailliert werden - dazu auch das treffliche Zitat des Hrsg.: Die Geschichte wird von den
Siegern geschrieben.' Freilich besteht - besonders für den Nichteingeweihten und für alle, die jene
Geschichte nicht mehr miterlebt haben - die Gefahr des Ineinsgehens Wohleb - Baden. Doch eine
Führergestalt wollte Wohleb gar nicht sein, bekannt sein Ausspruch, demzufolge er sich stets dazu
veranlaßt gesehen hat. in schwierigen Situationen eine schwierige Arbeit zu beginnen. In diesem
Zusammenhang könnte dem Guivre auch der leise Vorwurf gemacht werden, an der Geschichte Badens
vor dem Zweiten Weltkrieg etwas zu flott vorübergegangen zu sein. Etwa deshalb, weil dieses Baden nicht
einmal 150 Jahre alt werden konnte?

Zeitgeschichte ohne Zwiespältigkeit gibt es nicht. Weder für den Leser noch für den Rez. Doch um aus
dem Dilemma herauszufinden, sei der letzte Satz des Nothhelferschen Vorworts zitiert: Ich danke dem
Herausgeber, den Autoren, dem Verlag für ihr Engagement in einer guten und geschichtlich erinnerungswürdigen
Sache'. Helmut Bender

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