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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
52.1990, Heft 1.1990
Seite: 118
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1990-01/0120
bezahlen. Im Grenzort Hegenheim interessiert man sich ganz besonders für Fragen der
Ausfuhr. Unter keinem Vorwand soll Holz ins Ausland transportiert werden.

Schließlich werden die in Hegenheim außergewöhnlichen zahlreichen Juden speziell
erwähnt. Sie sollen an allen Steuern ihren Anteil zahlen und keine besondere Steuerrolle haben:
sie sollen keine separate Körperschaft bilden; sie sollen nur mit Erlaubnis der Provinzverwaltung
heiraten dürfen (um ihre Vermehrung einzuschränken). Man findet, daß 80 jüdische
Familien, die der Gemeinde beinahe keine Steuern bezahlen, eine zu große Belastung für die
Ortschaft sind, und verlangt, daß die Israeliten gleichmäßig auf die Provinz verteilt werden
sollen.

Das Blotzheimer Heft

Das Blotzheimer Beschwerdeheft, das sich in Privatbesitz befindet, ist deutsch geschrieben.
Es wurde im Jahrbuch 1903 des Vogesenklubs durch J. Schmidlin veröffentlicht.

Nachdem die Gemeindeversammlung sich einstimmig einverstanden erklärt hatte mit den
patriotischen Empfehlungen der Straßburger Zwischenkommission, fügte sie folgende Punkte
hinzu:

Die kürzlich eingesetzte gewählte Gemeindeverwaltung soll nicht nur beibehalten werden,
sondern es sollen ihr Recht und Ansehen gegeben werden, damit sie wahrhaft nützlich sein
kann. Jeder Gemeinde soll ihr Teil sowie die alten Rechte der königlichen Waldungen der
Hardt zurückerstattet werden. Dem Pfarrer soll wieder das Recht gegeben werden, die
Ausgelassenheit der Jugend zu bestrafen. Dem Schulmeister soll eine genügende Besoldung
bezahlt werden, damit sowohl reiche als arme Kinder unentgeltlich unterwiesen werden
können.

Punkt 7 ist der große, mit Ausführlichkeit behandelte Punkt des Blotzheimer Hefts. Es wird
verlangt, daß in einem Flecken des Sundgaus ein College gegründet werde, denjenigen von
Colmar. Straßburg und Molsheim ähnlich (ohne Zweifel dachte man bei dieser Forderung an
Blotzheim als Standort dieser Lehranstalt). Verlangt wird ebenfalls das Beibehalten aller
Klöster und Stifte beiderlei Geschlechts, hingegen sollen die Handwerkerzünfte abgeschafft
werden. Das Betteln, insbesondere durch Ausländer, soll verboten werden, desgleichen auch
die Ausfuhr von Holz ins Ausland. Neue Getreidemärkte sollen gegründet werden (Blotzheim
wäre ein günstiger Ort dafür). Verlangt wird die Festsetzung einer unveränderten Taxe für
Gerichtskosten und Geldstrafen, die dermaßen übertrieben sind, daß man sie nicht länger
ertragen kann. Verlangt wird ebenfalls die Festsetzung der herrschaftlichen Rechte und
Gefälle auf einen gerechten Fuß, damit die Untertanen nicht mehr so leicht gedrückt und
ausgesaugt werden können. Die Ungleichheit der Maße und Gewichte soll durch eine
vollkommene Gleichförmigkeit ersetzt werden. Um große Kosten zu ersparen, soll für
Milizen, solange sie nicht einer Besatzung angehören, sondern sich in ihrem Wohnort
aufhalten, nichts bezahlt werden.

So lauten die wichtigsten Reformvorschläge von drei Gemeinden der elsässischen Grenzecke
(die damals zum Distrikt Huningue gehörten). Um sie recht zu verstehen, muß man sich
in die Zeit der absoluten Monarchie zurückdenken, in der es eine Menge archaischer, vollkommen
ungerechtfertigter Privilegien gab.

Es sei noch hinzugefügt, daß die Zahl der im Jahre 1789 verfaßten Beschwerdehefte auf
mehr als 60 000 geschätzt wird. Eine amerikanische Gelehrte, Beatrice Hyslop, hat 1933 ein
Register der bekannten aufgestellt, das sie 1952 durch einen Nachtrag ergänzte. Sehr selten
sind in beiden Verzeichnissen die Hefte, die das Elsaß betreffen, wo nur eine kleine Zahl der
kostbaren Dokumente (das Testament des alten Frankreich nannte sie der Historiker Tocque-
ville) erhalten geblieben sind.

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