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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
52.1990, Heft 1.1990
Seite: 151
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1990-01/0153
Ein neuer römischer Siedlungsplatz im Wiesental:
Schopfheim, Kreis Lörrach

Gerhard Fingerlin

Das weit in den Südschwarzwald hineinführende Wiesental zwischen Lörrach und Zell hat
bisher relativ wenige Fundstellen aus vor- und frühgeschichtlicher Zeit geliefert. Trotzdem
gehört es zu den gut erforschten Landschaften, in denen immer wieder engagierte ehrenamtliche
Beauftragte des Landesdenkmalamts tätig gewesen sind, beginnend mit dem damaligen
Lehrer und späteren Kreisschulrat Friedrich Kuhn, der jahrzehntelang das Tal und die
begleitenden Höhen zu Fuß durchstreift und viele wichtige Hinweise gegeben hat. Im Tal
selbst hat allerdings die früher stark mäandrierende "Wiese" mit ihren immer wiederkehrenden
Hochwassem vieles zerstört, ganz abgesehen davon, daß weite Bereiche des Talgrundes
für die menschliche Besiedlung grundsätzlich ungeeignet waren. Trotzdem muß in römischer
Zeit eine Straße durch das Tal verlaufen sein, das auch an mehreren Stellen von anderen
Straßen gequert wurde, die vom südlichen Oberrheintal zum Hochrheintal führten. Vermutungen
über den Verlauf dieser Wiesentalstraße bekamen einen ersten Anhaltspunkt, als vor
einigen Jahren, erneut durch einen ehrenamtlichen Mitarbeiter der Denkmalpflege, im
Zentrum von Schopfheim, bei der alten Pfarrkirche "St. Michael" die Fundamente eines
römischen Gebäudes entdeckt wurden - ein Beispiel für den häufig nachgewiesenen Zusammenhang
von römischem Gutshof und frühmittelalterlicher Kirche. Gleichzeitig wurde damit
deutlich, daß trotz intensiver Beobachtung gerade auch in den letzten Jahren, vor allem für die
römische Zeit hier erhebliche Forschungslücken bestehen mußten. So war es keine Überraschung
, daß weiter talabwärts, noch auf der gleichen Gemarkung, im vergangenen Jahr eine
weitere römische Siedlungsstelle entdeckt wurde. Diese Siedlung, über die hier kurz berichtet
werden soll, zeichnete sich auf einem Luftbild ab. das den Bereich der geplanten Umgehungsstraße
um Schopfheim zeigte und in der Presse abgebildet war. Der ehrenamtliche Mitarbeiter
des Landesdenkmalamts. G. Waßmer aus Maulburg, bemerkte auf diesem Bild regelmäßige
Strukturen, die er als Hinweise auf bauliche Reste im Boden deutete. Eine erste Begehung des
fraglichen Geländes brachte auch gleich die Bestätigung: in der Nähe der verdächtigen Stellen
lagen Steine auf dem Acker, die dort geologisch nichts zu suchen hatten, dazu Bruchstücke
römischer Leistenziegel.

Wegen der umfangreichen Straßenbauvorhaben in diesem Bereich entschloß sich das
Landesdenkmalamt sofort zu einer Grabung, die auch vom Straßenbauamt Lörrach und von
der Stadtverwaltung Schopfheim tatkräftig unterstützt wurde. Schon bald zeigte sich, daß die
hier im Boden steckenden Gebäude teilweise nur noch in geringen Resten erhalten waren, daß
also mit einer Grabung nicht mehr zugewartet werden durfte, wenn man noch brauchbare
Resultate erzielen wollte. Von den Mauern war streckenweise nichts mehr vorhanden. Langes
Überpflügen und wahrscheinlich auch gründlicher Steinraub haben dazu geführt, daß man auf
den ersten Blick Grundrisse kaum noch erkennen konnte. Fast überall aber waren noch die tief
in den Untergrund reichenden Fundamente aus Flußgeröllen vorhanden, so daß in dem
ergrabenen Ausschnitt doch noch ein ziemlich klares Bild zu gewinnen war. Danach haben wir
es zunächst mit zwei Gebäuden zu tun. einem relativ großen und einem wahrscheinlich
kleineren (Abb. 1). Der große Bau war vermutlich ein Wohnhaus. Dafür spricht eine lange,
schmale Vorhalle (porticus) wie sie für die "Herrenhäuser" römischer Gutshöfe charakteri-

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