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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
52.1990, Heft 2.1990
Seite: 57
(PDF, 30 MB)
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Großkundgebungen und Aufmärsche ragen aus dem Alltag heraus. Schnell prägen sich die
Daten der nationalen Gedenktage ein. Besuchen bekannte Nazi-Größen die Stadt, hat die
Kreisleitung der NSDAP dafür zu sorgen, daß alle ihre Verbände antreten, die Betriebsgruppen
, die Schulen, Kirchenglocken müssen läuten und die Straßenfluchten möglichst rot sein
von Hakenkreuzfahnen. Robert Wagner, der Reichsstatthalter, kommt immer wieder nach
Lörrach (er wird nach Kriegsende zum Tode verurteilt). Baidur von Schirach wird gefeiert und
Robert Ley. ebenso der durch vulgäre Sprache und Hetzreden gegen Juden bekannte Julius
Streicher. Im Goldenen Buch der Stadt Lörrach (die Jahre bis 1945 sind getrennt gebunden)
hat Julius Streicher am 18. Oktober 1936 sein Denken zu einem Satz zusammengefaßt: "Ohne
Lösung der Judenfrage keine Erlösung des deutschen Volks".

Immer wieder wird gesammelt und an die Opferbereitschaft des Deutschen appelliert. Die
Sammlungen für das Winterhilfswerk (WHW) ragen heraus. Es hat sie schon vor 1933
gegeben, doch unter der Regie der NS-Volkswohlfahrt wird der Aufwand immer weiter
gesteigert und der Ertrag auch.

Im Winter 1938/39 - dies als Beispiel - beginnt die Winterhilfswerk-Kampagne mit
Erbsensuppe und Speckeinlage in der Stadthalle. Im Aufruf heißt es: "Volksgenossen! Schließt
die Reihen der Volksgemeinschaft und bekundet eure Opferbereitschaft und Treue für
Großdeutschland durch eure Teilnahme am Gemeinschafts-Eintopf! Heil Hitler!" Jeden
Monat einmal gibt es nun Eintopf in allen Wirtschaften, nichts anderes darf zum Essen gereicht
werden; der Erlös fließt zum Teil dem Winterhilfswerk zu. Hitler-Jugend sammelt ("HJ greift
an. Parole: Wille - Glaube - Opfer"), ebenso Polizei. Feuerlöschpolizei (die umbenannte
Freiwillige Feuerwehr), das Rote Kreuz, die SS. Die Kreisjägerschaft übergibt auf dem
Burghof ihre Wild-Spende: 70 Rehe. 80 Hasen. 50 Fasane, drei Hirsche. Auch Kleider und
Schuhe nimmt die NS-Volkswohlfahrt.

Man gewöhnt sich an die martialische Sprache der Nazi-Propaganda: "Auf zur Fotoschlacht
" heißt es. wenn die "Arbeitsschlacht" dokumentiert werden soll. Aus immer mehr
Volksempfängern plärren die großen Redner der Partei. Hitler wird oft in Kinos, in der
Festhalle oder in den Betrieben gemeinsam angehört.

Redakteure passen sich dem Zeitgeist an

Was die Zeitungen zu tun haben, hat Reichspropagandaleiter Joseph Goebbels eindeutig
festgelegt. "Ihr Ziel ist nicht, zu informieren, klare objektive Tatbestände zu vermitteln,
sondern anzuspornen, anzufeuern, anzutreiben." Und weiter: Des Lesers "ganzes Empfinden
soll (...) in eine bestimmte weltanschauliche Richtung hineingezwungen werden."61'

In Lörrach halten viele die "Basler Nachrichten" oder die "National-Zeitung". Als die Nazis
dies verbieten, ist jeder in der Stadt auf die Lokalblätter angewiesen, auf das "Oberbadische
Volksblatt", den "Oberländer Boten" (der zum Jahresende 1933 auf Weisung sein Erscheinen
einstellen muß), auf das in Freiburg gedruckte NS-Kampfblatt "Der Alemanne" mit Nachrichten
aus der Grenzecke, auf die alte Zentrumszeitung "Tagespost".

Wer sehen will, wie unglaublich einseitig falsch die Menschen im Dritten Reich informiert
werden, muß die Zeitungsbände durchblättern. Gesetzliche Vorkehrungen und Strafandrohungen
machen überall im Reich kritische Redakteure gefügig. Viele Schreiber passen sich
aber bereitwillig dem neuen Zeitgeist an und jubeln ebenso laut wie die Kollegen von den
Parteiblättern. Um ganz sicher zu gehen, gibt Berlin die Tonart an. So lädt am 26. Juli 1933 das
Bezirksamt Lörrach die Herren Schriftleiter in den Sitzungssaal, um Pressefragen und
"Wünsche der Reichsregierung" zu besprechen."'

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