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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
52.1990, Heft 2.1990
Seite: 104
(PDF, 30 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1990-02/0106
Eisen und Schmieden im Beinwilertal

Alfred Mutz

Eisen, das wertvolle Metall, ist der ständige Begleiter der Kulturgeschichte, sogar deren
Gradmesser. Es ist eine der Grundlagen der materiellen menschlichen Existenz. Seit es dem
Menschen bekannt wurde und er es zu nutzen verstand, war er ständig auf der Suche nach ihm.
Seit Auguste Quiquerez weiß man. daß im Jura bereits seit vorgeschichtlicher Zeit bis ins 19.
Jahrhundert in dessen Tälern und Höhen danach gegraben wurde. Schon in Urkunden aus den
Jahren 1136 und 1152 werden Schmelzöfen bei Lützel erwähnt, und Papst Alexander III.
bestätigte dem Kloster Moutier-Grandval Rechte auf die dortigen Erzgruben. Damit soll
lediglich darauf hingewiesen sein, daß Eisen nicht nur ein Metall, sondern wegen seiner
Wichtigkeit und Unentbehrlichkeit immer ein politischer Faktor war.

An manchen Stellen fanden sich Bohnerzvorkommen, so auch im langen Tal der Lüssel.
Schon früh taucht in der Geschichte des Klosters Beinwil. aktenkundig durch dessen Äbte,
dessen Einfluß auf die Gewinnung und Darstellung dieses wichtigen Rohstoffes auf. Ist es
gewagt zu fragen, ob das einsame Lüsseltal. das über Erz. Holz und Energie verfügte, nicht
der Magnet war, um von Hirsau im Schwarzwald aus dort hinten eine neue Klostergründung
zu vollziehen. Denn ein Konvent kann wohl in der Einsamkeit, nicht aber von dieser leben.
Für die autarke Existenz der Benediktiner-Klöster war Eisen die Voraussetzung für die
Herstellung von Werkzeugen, Geräten und Beschlägen. In viel stärkerem Maße ist dies beim
Kloster Lützel der Fall. Doch stehen diese beiden Klöster in der europäischen Eisengeschichte
durchaus nicht isoliert da. Vor allem waren es im 12. Jahrhundert die Zisterzienser, die auf
diesem Gebiet Pionierleistungen vollbrachten.

Noch heute weisen Flurnamen im Gebiet des Lüsseltales auf die frühere Eisenindustrie
hin. Unweit der Hohen Winde seien die Höfe Vorderer und Hinterer Erzberg genannt, wo ich
bei dem einen vor vielen Jahren in einer Grube typische Eisenschlacken fand. Unweit des
Klosters, linksseitig des Baches, steht noch heute die alte Klosterschmiede, von der noch
ausgiebig die Rede sein wird (Bild 1). Weiter abwärts, unterhalb der Langen Brücke, findet
sich auf der linken Talseite der "Hammerrain" und diesem gegenüber die "Hammerschür".
Zur näheren Orientierung sei hier H. Fehlmann "Die schweizerische Eisenerzeugung, ihre
Geschichte und wirtschaftliche Bedeutung" zitiert: "Die ersten Blasöfen sind ungefähr um
die Mitte des 15. Jh. am Nieder- und Oberrhein nachgewiesen. Es ist anzunehmen, daß die
neuen Öfen gleichzeitig an verschiedenen Orten entstanden. In die Schweiz kamen sie nicht
vor dem Anfang des 16. Jh. Wahrscheinlich wurde der erste Blasofen im Kanton Solothurn,
und zwar in Erschwil aufgestellt, wo der Rat dem Basler Rudolf Gowenstein im Jahre 1512
die Erlaubnis erteilte, einen Schmelzofen, ein Läuterfeuer und ein Hammerwerk zu bauen.
Unter dem Läuterfeuer ist ohne Zweifel ein Frischfeuer zu verstehen, was auf die Verhüttung
im Hochofen schließen läßt."

Jedes der genannten Werke mußte über ein Wasserrad verfügen, sei es zur Erzeugung des
nötigen Gebläsewindes oder zum Betrieb eines Schwanzhammers. Daher nehme ich an. die
Energie zum Betreiben der Wasserräder sei von der Lüssel durch einen Kanal direkt
zugeführt worden. Eine Grabung könnte, wie schon früher angeregt, Klarheit verschaffen.
Vielleicht fänden sich sogar im steinernen Unterbau der Hammerschür noch Überreste der
Öfen oder des Hammers. Ein deutlicher Hinweis auf die vergangene Eisenindustrie im
Lüsseltal ist das Gemeindewappen von Erschwil, das ein bergmännisches "Gezähe", einen
gekreuzten Schmiedehammer mit einem Erzpickel, zeigt (Bild 2).

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