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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
52.1990, Heft 2.1990
Seite: 114
(PDF, 30 MB)
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Gedanken über Hammerschmieden

Karl Fritz

Bei der Vielseitigkeit der Zeitschrift "Das Markgräflerland" soll auch der handwerkliche
Teil unserer Geschichte und die Grundlage der späteren Industrialisierung nicht zu kurz
kommen. Ich wage es deshalb einmal, in dieser Richtung Denkanstöße zu geben.

Bei der rasenden Entwicklung der Technik in unserer Zeit vergißt man nur zu leicht, die
früher noch langsamen Abläufe festzuhalten und zu dokumentieren. Es fällt mir selber schon
schwer, manches noch einzuordnen und herzustellen, was in meiner Lehrzeit gelernt,
gemacht und nach dem Kriege schnell überholt und vergessen wurde, sei es der Gebrauch
verschiedener Werkzeuge oder die Vielzahl der Anwendungsmöglichkeiten derselben.

So ging es mir kürzlich bei einem Bild, einer Radierung von einer Hammerschmiede, an
dem mich nicht nur der doppelte Hammer, sondern auch der Basler Künstler, Maler und
Radierer Fritz Voellmy (1863-1939) reizte. Es war ein Schüler von G. Schönleber und zählte
um die Jahrhundertwende zu den zehn bedeutendsten Schweizer Malern. Seine 1897 mit dem
Basler Künstler Carl Theodor Meyer herausgegebene Mappe "Radierungen aus Basel und
Umgebung" ist heute ein gesuchtes Werk und enthält auch zwei Blätter von Rötteln und eines
von Grenzach. Auch Künstlerpostkarten in Chromlithographie zeugen von seinem Schaffen.

Sucht und zeichnet ein Maler ein Motiv, so sieht er nicht nur vordergründig eine
Landschaft oder ein Bauwerk, sondern er möchte etwas festhalten und bewahren, was er
bedroht, gefährdet oder verschwinden sieht. So wurde mir bei der Betrachtung der Radierung
klar, daß sich ein alter handwerklicher Beruf gewissermaßen auf seinem Höhepunkt
verabschiedete. Sein eigentlicher historischer Wert wurde mir bewußt, und ich versuchte
festzustellen, wo diese Hammerschmiede wohl gestanden hat oder noch steht. Bei meinen
Bemühungen half mir mein 86jähriger Freund Dr. h.c. Alfred Mutz aus Basel, der über alles,
was mit Metall oder Metallbearbeitung seit der Römerzeit zusammenhängt, Bescheid weiß.
Er konnte mir sofort sagen, wo im Jura noch eine Hammerschmiede steht. Sein Bericht wird
sicher viele offene Fragen beantworten (siehe S. 104 ff).

Den älteren Jahrgängen unter unseren Mitgliedern dürfte bekannt sein, wo überall auch bei
uns im Wiesental solche Hammerschmieden standen.

In Schopfheim heißt heute noch ein Ortsteil "Im Hammer". Ebenso stand eine Hammerschmiede
in Fahrnau hinter dem Rathaus bei der heutigen Hammerschmiedgasse am Kanal.
Und natürlich auch in Hausen, wo ja der Rohstoff Eisen aus dem Bohnerz geschmolzen
wurde. Dieses wurde übrigens von Kandem über Scheideck und Maienberg von Pferden und
Mauleseln in Säcken nach Hausen transportiert. Nach einem Lageplan der Gemeinde Hausen
von ca. 1790 sind bei der Hammerschmiede am Kanal beim ehemaligen "Gasthaus Linde"
drei Wasserräder eingezeichnet. Das Hämmern von Sonnenaufgang bis -Untergang wurde
damals als gutes Zeichen, und nicht als lästige Ruhestörung empfunden. J.P. Hebel hat als
"Bueb" die Schule deswegen bestimmt nicht verschlafen.

Im Gedicht "Der Schmelzofen" hat Hebel ein anschauliches Bild gezeichnet, denn er
selber mußte ja als Knabe mit seiner Mutter seinen Lebensunterhalt im "Husemer Isewerk"
mitverdienen. Das Ende des Hausener Eisenwerks (Schmelzofen) dürfte auch das "Aus" für
die hiesigen Hammerschmieden gewesen sein.

Grundlage für den Betrieb von Hammerschmieden war eine ausreichende Wasserführung
der natürlichen Wasserläufe zum Antrieb der Wasserräder. Mit Kanälen wurde das verfügbare
und erforderliche Wasser zu den Betrieben am Ort, und auch zu Mühlen und Sägewerken
geleitet.

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