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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
52.1990, Heft 2.1990
Seite: 123
(PDF, 30 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1990-02/0125
Die Gutedel- Rebe

Rolf Brüderlin

Auf Bildern in Pharaonengräbem ist eine der Gutedelrebe ähnliche Rebe zu sehen.
Tatsächlich werden in der Oase Faijum in Ägypten. 90 km südwestlich von Kairo, heute noch
einige Spielarten der Gutedel-Rebe angebaut.

Die erste Verbreitung habe die Gutedelrebe in Vorderasien um Konstantinopel gefunden.
Der Vicomte d'Aulan. französischer Botschafter am Hofe Suleimans II. soll die Rebe 1523 von
Konstantinopel nach Burgund gebracht haben. Dort wurde sie im Dorf Chasselas. südlich von
Macon. kultiviert und erhielt damit den Namen Chasselas.

General de Courten. ein Walliser, stand im Dienste Ludwigs XV. von Frankreich. Bei seiner
Rückkehr ins Wallis nach der Mitte des 18. Jahrhunderts brachte er die ersten Pflanzen der
Chasselas-Rebe mit, um sie in seinem Rebberg bei Siders im Wallis anzubauen. Bevor der
Wein im Wallis "Fendant" genannt wurde, hieß er "Le Vin du General". Der Fendant ist im
Wallis der regionale Hauptwein. Im Elsaß und in der Westschweiz, am Genfer See. heißt der
Wein Chasselas. dort liefert er 60 % der Weinernte.

Während seines Studiums in Lausanne muß der Markgraf Karl-Friedrich die Chasselas-
Rebe des Generals de Courten kennengelernt haben, denn 1780 besorgte er Pflanzmaterial der
Chasselas-Rebe aus der Gegend von Vevey. In den Rebdörfern des Markgräflerlandes wurden
Pflanzschulen zum Ziehen der Stecklinge eingerichtet. In Otlingen gibt es heute noch ein
Gewann mit dem Namen "Pflanzer".

Karl Friedrich gründete 1786 in Durlach eine Rebschule zur Gewinnung von gutem
Pflanzholz. Diese Rebschule ist der Vorläufer des Badischen Weinbauinstitutes.

Entsprechend dem Herkunftsort der Rebe nannte man den Wein bis zum Anfang des 20.
Jahrhunderts "Viviser" (Vevey). Daneben liefen noch andere Bezeichnungen wie Markgräf-
ler. Moster, Junker und Krachgutedel.

In Norddeutschland nennt man die Chasselasrebe den "grünen Versailler". weil dort die
Rebe wahrscheinlich aus der Gegend von Versailles eingeführt wurde.

Mitte der 20-er Jahre unseres Jahrhunderts hat sich in Süddeutschland allgemein der Name
"Gutedel" eingebürgert. Solange der Gutedel Hauptanbaurebe w ar, bezeichnete man den Wein
auch nach seinem Herkunftsort. z.B. Laufener. Auggener. Aus beiden Spielarten des Gutedels.
rot und weiß, werden Weißweine gewonnen. Der Gutedel ist zugleich Kelter- und Tafeltraube.

Der Weinbau kam über das Rhönetal. Doubstal und die Burgundische Pforte in den Raum
von Basel. Nach der sprachhistorischen Forschung von Pierre Aebischer soll die Walliser
Lokalsorte "Amigne" auf die von Cato erw ähnte römische Rebsorte "vitis aminea" zurückgehen
. Die vitis aminea gilt als Urform der Chasselasrebe, die erst nach Mitte des 18.
Jahrhunderts im Wallis eingeführt wurde und dort unter der Bezeichnung Fendant, wie oben
erwähnt, zum regionalen Hauptwein aufstieg.

Der Chasselas ist also nach Pierre Aebischer eine verbesserte Auflage des uralten Amigne.

Diese Forschung von Pierre Aebischer deckt sich auch mit den mündlichen Überlieferungen
im Markgräflerland. die aussagen, daß die aus der Gegend von Vevey im Jahre 1780 durch den
Markgrafen Karl Friedrich eingeführte neue Rebsorte den bis dahin angebauten, aber degenerierten
Reben entsprach.

Literaturhinweise:

Schweizer Rebbau. Schweizer Wein. hrsg. von Nikiaus Flüeler. Zürich 1980
Georg Richter: Die Regierungszeit des Markgrafen Karl Friedrich. Karlsruhe 1961

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