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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
52.1990, Heft 2.1990
Seite: 153
(PDF, 30 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1990-02/0155
Darf ich heute gestehen, daß HEBEL ein Modell für mich ist. besonders im alemannischen
Sinne? Der Dialekt ist nicht nur unser gemeinsames Interesse, sondern auch unsere Gemeinsprache
: diesseits und jenseits, heute wie gestern. Der Dialekt muß in die Nationalsprache
fließen wie die Wiese in den Rhein hinein. Denn in beiden. Strom und Sprache, hört man das
Herz des Volkes schlagen, in einem europäischen Tempo.

Ich glaube, Hebels Geist ist nicht bloß der Volksgeist des südlichen Deutschland, sondern
der rheinische Geist einer europäischen Sprache.

Denn von Karlsruhe bis Basel ist der Dialekt die Gemeinsprache einer ganzen Gegend, wo
drei Kulturen sich vermischen und sich ernähren.

Unsere Pflicht ist sicher, hier eine geistige Struktur zu schaffen, die eine gute und
vollständige Zusammenarbeit zwischen drei Völkern, aber auch zwischen drei Verwaltungsstellen
ermöglichen kann.

Wir sind hier alle Europäer, und Europa ist unser Weltgebäude, aber auch unser
Schatzkästlein. Denn die Kultur kennt keine Grenze, morgen noch weniger als gestern.

Mag die Sprache keine Schranke, keine Mauer mehr bilden: das wäre mein Wunsch für die
Zukunft und für unsere Kinder. - und unter Ihnen befinden sich meine geliebte Familie, mein
berühmter Meister Raymond MATZEN und mein freundschaftlicher Verleger. Herr Pierre
DADEZ. Editions du Rhin - in einem geistig - vereinigten Europa.

Und der Dialekt ist das richtige Mittel, glaube ich, um dem Bau einer kulturellen Gemeinschaft
auf menschlicher und regionaler Ebene helfen zu können.

Dem Dialekt sei dank, meine verehrten Freunde: er hat HEBEL die Möglichkeit gegeben,
der erste "Mauerspringer" zu sein! Aber HEBEL sei auch dank: er hat mir die günstige
Gelegenheit gegeben, ein geistiger "Rheinspringer" zu sein und die heutige Ehre zu bekommen
.

Hebels Wort habe ich verstanden ...

Nun, "ech kann versteh"! auf Elässisch-Alemannisch, "un wie uf de Schwelle: allewil un
üwerall".

Ganz bestimmt, am heutigen Morgengrauen vor der so baldigen Morgenröte eines
weiteren Jahrhunderts, aber auch des neuen Jahrtausends, das schon am Fuß des freundlichen
und sogar freundschaftlichen Röttier Schlosses steht, wo der Tod von Hebels Mutter geschehen
ist und wo wir selbst - es ist nicht so lange her - dem Schauspiel "Mutter Courage"
beigewohnt haben. Ja doch. Hebels Wort, das heißt hier und heute, in diesen besonders
wertvollen und privilegierten Minuten, meine Damen und Herren. Das entstehende europäische
, also das menschliche, einfache Leben habe ich wieder, habe ich besser, habe ich diesmal
wohl verstanden, mit einer tiefen, aufrichtigen, warmherzigen Dankbarkeit: eureka auf
altgriechisch, aber in der neuen Anschauung ... immer weiter und alle zusammen.

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