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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 1.1991
Seite: 77
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-01/0081
Die Bauzunft Müllheims mit alter Zunfttradition

Willi Werth

Die Müllheimer Bauzunft war ein Zweckverband verwandter Zünfte, der sich auf dem
Lande aus wirtschaftlichen Gründen zusammenschloß, um sich jeweils auch eine eigene
Verwaltung und manche Gebühren zu ersparen. In zwei Zunftbüchern im Wein- und Heimatmuseum
läßt sich ihre Tätigkeit spät, von 1791 bis 1862. nachweisen. Darin finden sich die
Zünfte der Steinhauer, Maurer und Zimmerleute, später die Pflasterer und einige andere. Diese
lassen sich nahtlos auf ältere Zünfte zurückführen, welche die Tradition bewahrten. Wir
werden, einer vollständigen Darstellung halber, mit dem Anfang der Zünfte beginnen und die
Bauzunft dann zeitlich einordnen.

Durch die spärlichen Quellenangaben bleibt die Entstehung der Zünfte unklar. Erst im 12.
Jahrhundert scheinen in deutschen Städten Handwerksgenossenschaften nachweisbar, die sich
"Zünfte" nennen, zunächst in der Absicht, auf freiwilliger Grundlage die Güte ihrer Waren oder
Dienstleistungen zu garantieren. Betrügereien auszuschließen.

Dazu kam in Verbindung mit religiösen Bruderschaften christlicher Prägung das Gebot der
Ehrlichkeit und Redlichkeit, ein Zunftzwang, dem man durch Gelöbnis verpflichtet blieb.'

Mit der Zeit entwickelte sich ein Herkommen, das durch fachliche Ausbildung der Gesellen
von geprüften Meistern gekennzeichnet war. ein Meisterstück und Wanderzeit verlangte und
mit der Freisprechung zum Meister abschloß. Die Obrigkeit sowie die Zunft gewannen damit
Einkünfte in Form von Gebühren und Strafgeldern. Die Herrschaft ermöglichte ihren Untertanen
preiswerte Qualitäten für viele Erzeugnisse und Dienstleistungen. Sie unterstützte diese
Organisationen durch bestimmte Vorrechte und billigte ihnen in Fachangelegenheiten eine
gewisse Standesgerichtsbarkeit zu, mit Polizeigewalt und Geldstrafen, die zwischen Amt und
Zunft geteilt wurden.:'

Von dem Wirken religiöser Bruderschaften ist in katholischen Gebieten besonders die
Beteiligung an Prozessionen zu Ehren des Zunftheiligen geblieben. Im Markgräflerland
verwischte vieles die Reformation von 1556. Man schloß sich gern zu Bruderschaften
zusammen, um sich gegenseitig in Lebensengpässen wie Not. Krankheit und Tod zu unterstützen
und sammelte dafür. So wurde in der neuen Zunftordnung der Schuhmacher vom 12.
November 1763 vom Markgrafen genehmigt: von jüngsten Meistern zu Grabe getragen zu
werden. Das Leichentuch verwahrte der Zunftmeister und verlieh es gegen Gebühr. Später
heißen Zunftmeister, die in der Markgrafschaft für das Oberamt Gebühren, Strafen abrechnen,
noch "Brudermeister", in Erinnerung an ältere Zeiten. Auch verhandeln sie an sogenannten
"Brudertagen" öfters im Jahr über Lohnstreitigkeiten, wie in Müllheim im Februar 1762. In den
Zunft-Generalartikeln von 1760'' nimmt man allen Zunftgenossen die Siegel der Bruderschaften
ab. ihre Führung wurde verboten.

Interessant ist auch die Auswirkung der Totenfeier für Bruderschaftler an Montagen, wo der
Geistliche die Messe in einem blauen Gewand hielt, deshalb "Blauer Montag" genannt.4' Mit
der Zeit verlegte sich der Schwerpunkt dieser Feier auf das alte Totenmahl und artete in
Fressen. Saufen und Müßiggang aus, was um 1731 die Behörden wegen der meuternden,
streikenden Gesellen in Schwierigkeiten brachte, über die noch zu berichten ist.

In der Gotik, in der Renaissance und im Barock werden in den Städten viele Zünfte
angesehen, mächtig, ja reich. Wegen der Herkunft ehelicher Geburt, als Bürger mit gutem
Leumund und ehrlichen Standes, rechnen sie sich zu den freien Ständen. Sie spielen auch im
Stadtregiment eine Rolle, waren als Wehrfähige zur Verteidigung der Mauern in Zunftfähnlein
eingeteilt.5' Die Stadtpolitik verwickelte sie manchmal in Machtkämpfe. So trugen sie um 1600


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