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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 1.1991
Seite: 95
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-01/0099
unberücksichtigt blieb, obwohl beide Urkunden im Generallandesarchiv Karlsruhe unter der
gemeinsamen Signatur 46/1026 (Alte Signatur: I Personalien: Alt-Baden 26. Familienverträge
. 1490 Aug. 31) aufbewahrt werden.

Die beiden Exemplare stimmen textlich im großen und ganzen überein. zeigen jedoch auch
Unterschiede: Neben einigen geringfügig variierenden Formulierungen (maglmoge Z. 130)
sind auch wichtige inhaltliche Abweichungen festzustellen, unter diesen vor allem eine
Reihe zusätzlicher Bestimmungen in A. Bei einer von ihnen wird die Einseitigkeit der Vertragsbestimmung
auch formuliert: mit solhem gedinge und underscheidenlicher vorbehal-
tung... (Z. 11 lf.). Aufgrund dieser (zum Teil sehr charakteristischen) Abweichungen lassen
sich die beiden unterschiedlichen Exemplare den beiden Vertragspartnern zuweisen: Hier ist
in A die Begründung des Markgrafen Philipp von Hachberg für den Vertragsabschluß zu
nennen, er wolle damit Philipp, dem an seinem Hof weilenden Sohn Christophs, etwas Gutes
tun (Z. 52-58). Zum andern die unterschiedlichen Formulierungen bei den Bestimmungen
über die Aussteuer für die Töchter: Nach A darf nur je eine Tochter, und nicht mehrere eine
Aussteuer erhalten (Z. 109): Dies ist aus der Perspektive Philipps formuliert, der nur eine
Tochter hatte: in B ist im Plural von Töchtern die Rede, was aus Christophs Sichtweise
geschrieben ist. der zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses bereits vier Töchter hatte, von
denen zwei weltlich blieben. Somit erweist sich B als die Ausfertigung Christophs. A als die
Philipps. Die übrigen Abweichungen bestehen darin, daß in A genau die Möglichkeit des
Rückfalls der Aussteuer der Töchter ausgeführt wird (Z. 11 lff.) und zugestanden wird,
fromme Stiftungen von den im Vertrag angesprochenen Besitzungen zu machen (Z. 133ff.).
Weiterhin weicht die Zeugenliste in beiden Exemplaren ab (Z. 163ff): Statt Kaspar von
Klingenberg in A findet sich Graf Johann von Mörs in B. Im Widerspruch zu diesen
Abweichungen formuliert die Urkunde ausdrücklich, daß jeder der beiden Vertragspartner
ein Exemplar des gleichen Wortlauts erhalten habe:... an disen brief. der zwen sind in glicher
form tutende und ir yeder einen hat empfangen... (Z. 174 f.).

Beide Exemplare sind wohl über das Baden-Durlachsche Archiv überliefert.12' Alle im
Generallandesarchiv Karlsruhe vom Verf. nachgewiesenen Abschriften13' folgen jedoch
ebenso wie die Ausgabe Schoepflins (vgl. Anm. 2) A. dem heute noch besiegelten Exemplar.

Beide Ausfertigungen sind gut erhalten. Sie stimmen in Beschreibstoff, Format und
Einrichtung weitgehend überein: Das Pergament ist beidseitig bearbeitet, die Schrift (braune
Tinte) verläuft parallel zur Längsseite (Format: A: 43,5 x 75 cm, Plica 8 cm, Schriftspiegel
31.5 x 67 cm, linker Rand 6,5 cm, oberer Rand 3.5 cm. 56 Zeilen [Zeilenabstand 0,6 cm];
B: 38 x 75,5 cm. Plica 8,5-9.0 cm, Schriftspiegel 26,5 x 67 cm, linker Rand 6.5 cm. oberer
Rand 3 cm. 46 Zeilen [Zeilenabstand 0.6 cm].14'. Spuren der Liniierung und Punktierungen
am Rand des Schriftspiegels sind noch zu erkennen.

Beide Exemplare sind von derselben Hand in einer klaren, gleichmäßigen Kursive mit
flüssigem Duktus geschrieben. Die Initiale W ist in beiden Exemplaren vom Schreiber
schmuckvoll ausgeführt. A hebt sieben weitere wichtige Satzanfänge hervor, indem das oder
die Anfangsworte in deutlich größerer, breiterer Schrift geschrieben werden. In beiden
Exemplaren greifen in der ersten Zeile die Oberlängen und Kürzungszeichen weit nach oben
aus. Beide Urkunden gleichen sich auch in der Schreibung: v und j werden als graphische
Varianten von u und i im Anlaut des Wortes verwendet, sie haben keine phonetische
Bedeutung. Der Schreiber schwankt vor und nach Konsonanten und am Wortende zwischen
n und nn (vnd/vnnd) und/und ff (graueschaftlgraueschafft). Als Umlaut tauchen ü und ö mit
zwei schräg übereinander stehenden Pünktchen auf: u hat zum Teil einen u-Bogen.
Auffallend sind die verschiedenen 5-Formen: neben Lang-s undß kennt der Schreiber zwei
Formen des runden <Schluß-)s. eine oben offene und eine geschlossene ('Rücken-s'). Im Wort

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